Nerven liegen blank

TRIER. (ik) Es klingt verlockend: Die McZahn AG will Kronen und Co. in chinesischen Labors so günstig einkaufen, dass die Pauschale, die die Krankenkasse für den Zahnersatz zahlt, auch noch für die Behandlungskosten reicht. Damit entfällt der Eigenanteil der Patienten. Kritiker bezweifeln, dass das Konzept aufgeht.

Manfred Heckens von der Zahntechniker-Innung wählt markige Worte, wenn er über die Kette McZahn spricht, die mit Billig-Zahnersatz aus China die Branche aufmischen will. Nicht nur die Qualität sei fraglich. Probleme könne es auch bei Erweiterungen von Prothesen geben, wenn unklar sei, welches Material die Chinesen verarbeitet hätten. "Verwendet man verschiedene Legierungen, entstehen Spannungen", warnt er. "Das ist wie Klein-Brokdorf im Mund, da können Sie eine Glühbirne zum Leuchten bringen." Der Trierer Zahnarzt Dr. Ulrich Conzen, auch gelernter Zahntechniker, sieht ein weiteres Problem: "Ich telefoniere sehr oft mit den Labors, wir besprechen uns bis ins Detail." Nur so sei ein präziser Sitz zu gewährleisten. "Wie soll das funktionieren, wenn das Labor in China sitzt?" Dr. Rainer Lehnen, Zahnarzt in Daun, erklärt im Namen der Landesärztekammer, das McZahn-Konzept passe allenfalls "in einem kleinen Bereich des ganz einfachen Zahnersatzes". Weil zudem künftig wegen der verbesserten Prophylaxe weniger Zahnersatz gebraucht werde, beurteilt er die Aussichten für McZahn kritisch. Conzen sieht dagegen "gewisse Chancen", auch wenn das Ziel von mehr als 400 Praxen bis 2009 zu hoch sei. Die AG, in deren Vorstand neben einem Klinik-Chef, einem Marketing-Professor und Ex-Gesundheitsministerin Ursula Lehr (CDU) auch Moderator Max Schautzer sitzt, weist alle Zweifel an der Qualität ihres Zahnersatzes zurück: Die Labors seien tüvgeprüft, die verwendeten Materialen in Deutschland hergestellt, und es gebe mehrjährige Garantien auf die Prothesen. Innerhalb von drei Wochen nach Bekanntwerden der McZahn-Pläne habe man 75 000 Zugriffe im Internet verzeichnet und hunderte von Briefen und Anrufen erhalten, sagt Vorstandssprecher Werner Brandenbusch und zitiert Victor Hugo: "Nichts ist so stark wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist."

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