Neue Regeln als Vermarktungshilfe?

Trier · Rheinland-Pfalz will die Qualität von Weinen aus den Steillagen an Mosel, Rhein oder Ahr besser kenntlich machen. Ab dem Jahrgang 2014 gelten für den Begriff Steillage besondere Anforderungen, sagte Weinbauministerin Ulrike Höfken (Grüne) in Mainz. Der Vorstoß begeistert nicht alle.

Trier. Mit der neuen Weinverordnung sind künftig für Steillagen-Weine vier Kriterien verpflichtend: Sie müssen auf einem Hang mit mehr als 30 Prozent Steigung wachsen, aus Riesling oder einer Burgundersorte hergestellt sein, mindestens den Zuckergehalt von Kabinettweinen haben und bei der amtlichen Prüfung mindestens drei von fünf Punkten erzielen.
Albrecht Ehses, bei der Industrie- und Handelskammer Trier (IHK) zuständiger Geschäftsführer für International und Wein, bleibt skeptisch: "Ich weiß nicht, ob diese gesetzliche Reglementierung nun einen Hype bei den Winzern auslöst und die den Begriff Steillage vermehrt aufs Etikett nehmen?" Das Paket, was nun umgesetzt wurde, orientiere sich stark an den Wünschen der Erzeugerseite. Ehses: "Die Verbände des Weingewerbes hatten sich mit Unterstützung der IHK Trier gegen die Verordnungsänderung ausgesprochen: Gesetzlich definierte Restriktionen tragen nicht dazu bei, zusätzliche Vermarktungsimpulse zu setzen." Wichtig für den Handel sei neben der bereits vorhandenen Qualitätssicherung auch eine Lieferkontinuität für einzelne Erzeugnisse. Dies werde durch die Regelung in Gefahr gebracht.
Was tun, wenn ein schlechtes Jahr dazu führt, dass der benötigte Oechsle-Wert nicht erreicht wird. "In dem Fall darf der Wein, der in den vergangenen Jahren noch als Steillagenwein verkauft wurde nun nicht mehr so bezeichnet werden. Das führt zur Verwirrung oder dazu, dass der Handel ihn aus den Regalen nimmt." In den Steillagen ist der Weinbau besonders arbeitsintensiv und aufwendig. Die erzielten Preise für ihre Weine deckten oftmals nicht die Produktionskosten, sagte der Präsident des Weinbauverbandes Mosel, Rolf Haxel. Durch die Profilierung sollten Steillagen auf lange Sicht wirtschaftlich attraktiv und damit erhalten bleiben. "Wir wollen Qualität haben, und Qualität wird sich auch durchsetzen", sagte Weinbaupräsident Haxel dem Volksfreund.
Das Land gibt jährlich sechs Millionen Euro für die Steillagenförderung aus, etwa für ein Steillagenkompetenzzentrum, Hubschraubereinsätze, Spezialmaschinen und ökologischen Weinbau. In die Kommunikation des neuen Steillagen-Marketings will Rheinland-Pfalz nun nochmals rund 100 000 Euro investieren."In den vergangenen Jahrzehnten haben viele Winzer den Anbau an der Steillage aufgegeben", berichtete Höfken. Sie hofft mit den neuen Regeln diese Tendenz aufhalten zu können.Extra

An der Mosel werden von den insgesamt rund 9300 Hektar Rebfläche etwa 4000 Hektar den Steillagen mit über 30 Prozent Hangneigung zugerechnet. Von den 64 000 Hektar Weinbaufläche in Rheinland-Pfalz sind aktuell nur noch acht Prozent Steillagen. Für Einzellagen und Steillagen gelten neue Mindestmostgewichte. Für Einzellagen gilt neu für Elbling ein Mostgewicht von mindestens 70 Grad Oechsle, für übrige Rebsorten gelten 73 Grad Oechsle. In Steillagen gelten für Riesling und Burgunder nun 73 Grad Oechsle. hw

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