Neue Sohlen für abgefahrene Reifen

Wittlich · 4,9 Millionen Euro sind in Wittlich in das Geschäftsfeld Runderneuerung von LKW-Reifen investiert worden. Damit will Goodyear Dunlop die Zukunft des Werks in der Lieserstadt sichern.

 Ein alter Reifen wird überprüft, ob er sich noch für eine Runderneuerung eignet. TV-Archiv-Foto: GOODYEAR Dunlop

Ein alter Reifen wird überprüft, ob er sich noch für eine Runderneuerung eignet. TV-Archiv-Foto: GOODYEAR Dunlop

Was der Bierstadt Bitburg der süßliche Malzgeruch und der Moselmetropole Trier der aromatische Duft von Tabak, ist Wittlich der markante Geruch von geschmolzenem Naturkautschuk. Schon seit 1970 gehört er zu der Stadt an der Lieser, ist zweifelsohne mit dem Reifenhersteller Goodyear Dunlop verbunden. Denn seit rund vier Jahrzehnten werden in Wittlich LKW- und PKW-Reifen hergestellt; im Konzern ist dies deutschlandweit die einzige Produktionsstätte für Lastwagen-Reifen. Hinzu kommen das Zentrallager und das Logistikzentrum für Europa sowie eine Teststrecke für neue Prototypen. "Auf dieses Alleinstellungsmerkmal auch innerhalb des Konzerns sind wir sehr stolz", sagt Christoph Maas (40 Jahre), erst seit wenigen Wochen Werksleiter in Wittlich. Er kennt den Standort wie seine Westentasche, hat dort die Ausbildung zum Kunststoffformgeber gemacht und nach dem Studium und mehreren Führungsaufgaben (Fertigungstechnik, Businessteam) in Wittlich am Luxemburger Konzernstandort in Colmar-Berg (siehe Extra) gearbeitet. Sein Ziel nun als Chef an der Lieser: "Ich möchte den Standort weiter voranbringen", sagt Maas.

Derzeit produziert das Wittlicher Goodyear-Dunlop-Werk rund 6500 Reifen pro Tag. Neben der LKW-Reifen-Produktion werden auch hoch komplizierte und speziell entwickelte Reifen mit Zusatznutzen für Autofahrer hergestellt. Etwa solche für die teuren Modelle von Mercedes, Audi und Jaguar mit großen Zollgrößen und bis zu einer Geschwindigkeit von bis zu 300 Stundenkilometern. Oder LKW-Reifen, die einen Gelkern enthalten, der die Gummihülle etwa bei einem eingefahrenen Nagel versiegelt, so dass das Fahrzeug weiterfahren kann.

Folglich geht es am Standort auch weniger um das Massengeschäft, sondern um hoch profitable Produkte. Etwas, das in die weltweite Strategie von Goodyear Dunlop passt. "Wir wollen nicht zwangsweise der größte Reifenhersteller sein, aber der erfolgreichste und profitabelste", sagt Konzernsprecher Mirko Kraus. Was den Anspruch von Werksleiter Christoph Maas angeht, den Standort voranzubringen, so hilft ihm dabei zunächst der erst kürzlich verlängerte Standortsicherungspakt für alle sieben deutschen Standorte bis Ende 2015 - also auch für das in Wittlich. Darin wurde neben der Festlegung der Arbeitszeit im 21-Schichtsystem an sieben Tagen in der Woche und derzeit 350 Tagen im Jahr auch eine Erfolgsprämie vereinbart. Das Unternehmen seinerseits verpflichtet sich, auch weiterhin in seine deutschen Werke zu investieren und während der Laufzeit keine betriebsbedingten Kündigungen auszusprechen. Bei entsprechender Leistung werden zudem alle Azubis übernommen.
In Wittlich hat das Unternehmen zuletzt 4,9 Millionen Euro in das Geschäftsfeld Runderneuerung investiert. Dabei werden abgefahrene LKW-Reifen so aufbereitet, dass sie wieder so einsatzbereit und fahrtüchtig sind wie neue Pneus. "Das war eine strategische Entscheidung", sagt Maas. Diese Wahl für das Wittlicher Reifen-Werk und die künftig erwartete große Nachfrage nach Spezialprodukten mit Zusatznutzen für Autos und LKW sicherten die Position Wittlichs im Konzern.
Extra


Goodyear Dunlop gehört zum Reifenkonzern Goodyear. Dieser hat weltweit 53 Fabriken in 22 Ländern, davon sechs in Deutschland. 73000 Mitarbeiter (Deutschland: 7400) sind insgesamt im Konzern beschäftigt. Mit rund 180 Millionen Reifen weltweit (rund 30 Millionen davon allein in Deutschland) erzielte der Konzern im vergangenen Jahr einen Umsatz von 22,8 Milliarden US-Dollar (knapp 30 Milliarden Euro). Für die einzelnen Standorte werden keine separaten Umsatzzahlen ausgewiesen. In Wittlich, dem einzigen Reifenwerk in Deutschland, in dem auch LKW-Reifen gefertigt werden, sind bei Goodyear Dunlop rund 1000 Mitarbeiter beschäftigt, darunter 40 Azubis. Rund 6500 LKW- und Hochleistungsreifen für Autos werden dort täglich produziert. Darüber hinaus gibt es in der Großregion mit Luxemburg einen weiteren Standort des Konzerns - als einzigem Entwicklungszentrum in Europa und mit rund 3500 Mitarbeitern.

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