Neue Wege bei der Nachwuchswerbung

Prüm/Wittlich/Bitburg · Nachwuchs dringend gesucht! Die Fleischer-Innung Mosel-Eifel-Hunsrück wird in Zukunft verstärkt um Jugendliche werben, um Fachkräfte für das eigene Handwerk zu mobilisieren. Dabei sollen auch die Azubis helfen, das Image der Branche aufzubessern.

 Haben sichtlich Spaß an ihrem Job: Obermeister Stefan Tix (links) unterhält sich mit seinem Auszubildenden Tobias Holz. Die Fleischer-Innung möchte mehr junge Leute für ihr Handwerk gewinnen. TV-Foto: Christian Brunker

Haben sichtlich Spaß an ihrem Job: Obermeister Stefan Tix (links) unterhält sich mit seinem Auszubildenden Tobias Holz. Die Fleischer-Innung möchte mehr junge Leute für ihr Handwerk gewinnen. TV-Foto: Christian Brunker

Prüm/Wittlich/Bitburg. Für die 56 Innungsmitglieder der Fleischerei-Innung Mosel-Eifel-Hunsrück ist es fünf vor zwölf. "Es wird immer schwieriger, Jugendliche für eine Ausbildung in unserem Handwerk zu gewinnen", erklärt Innungsobermeister Stefan Tix aus Prüm. Im Bereich der Kreishandwerkerschaft MEHR, die die Landkreise Bernkastel-Wittlich, den Eifelkreis Bitburg-Prüm und den Vulkaneifelkreis umfasst, werden derzeit von den Innungsbetrieben 15 Jugendliche ausgebildet. Insgesamt fällt es Metzgern und Fleischern immer schwerer Nachwuchs zu finden (siehe Extra).
"Wir müssen dringend handeln. Zunehmend fehlen uns Fachkräfte", erklärt Obermeister Tix, "dabei ist der Beruf abwechslungsreich und anspruchsvoll und absolut zukunftssicher."
Die Innung geht in die Offensive: Auf Ausbildungsmessen, im Rahmen von Schulkooperationen und in den Medien werden künftig junge Menschen aus der Praxis erzählen und für den Beruf werben.
Für Tobias Holz, Lehrling im zweiten Jahr bei Stefan Tix, ist das eine Selbstverständlichkeit. Er ist mit Leib und Seele dabei. "Es ist einfach interessant ist zu sehen, wo die Tiere herkommen, was aus den Teilstücken gemacht wird und wie sie zubereitet werden können. Ich finde es sehr interessant, mit Nahrungsmitteln, gerade mit Fleisch, zu arbeiten", sagt Tobias Holz. "Es ist schön, alles von der Pike zu lernen: von der Auswahl der Tiere über die Schlachtung bis zur Verarbeitung. Meine beiden Großväter waren Metzger, von daher wollte ich immer in den Beruf reinschauen und sehen, wie es in einer richtigen Fachmetzgerei läuft, und das hat direkt sehr viel Spaß gemacht."
Tix hofft, dass viele angehende Fleischer dem Beispiel folgen und die Werbetrommel für den eigenen Berufsstand schlagen. Dirk Kleis, Geschäftsführer der Fleischer-Innung, sieht die Initiative als vorbildlich an. "Die Aktion Auszubildende berichten aus der Praxis wird nur eine von vielen Akzenten sein, um den Beruf des Fleischers in den Fokus von Schulabgängern zu setzen."
Laut Tix überlegen die Innungsbetriebe an Mosel, Eifel und Hunsrück auch, die Vergütung der Azubis anzuheben. Derzeit verdient ein angehender Fleischer im ersten Lehrjahr 420 Euro, im zweiten 460 und im dritten Ausbildungsjahr 540 Euro. "Wir müssen auch sehen, was die anderen Branchen zahlen und sehen, dass unser Beruf attraktiv ist", sagt Tix. Was die späteren beruflichen Möglichkeiten angeht, ist der Obermeister optimistisch. "Ob ich mich später selbstständig mache, in einem Labor arbeite oder bei der Lebensmittelkontrolle, die Lehrstelle in unserem Handwerk ist nun wirklich keine Einbahnstraße."
Und zudem investiert das Handwerk in die Ausbildung. Günther Behr von der Handwerkskammer Trier: "Bestes Beispiel dafür, dass das Fleischer-Handwerk in seine Lehrlinge investiert, sind die überbetrieblichen Lehrgänge, die ab dem kommenden Jahr für alle Fleischer- und Fleischereifachverkäuferinnen-Lehrlinge im neuen Berufsbildungszentrum der Handwerkskammer Koblenz angeboten werden." In Ergänzung der betrieblichen Ausbildung findet dort eine Praxis-Unterweisung in hochmodernen Einrichtungen nach bundeseinheitlichen Lehrplänen statt. "Mit den Innungen des Bezirks wurden die inhaltlichen Schwerpunkte unter anderem im Hinblick auf die Anforderungen in den Zwischen- und Gesellenprüfungen abgestimmt", sagt Behr. Doch der Kampf um den Nachwuchs wird an der Basis entschieden. "Junge Leute und engagierte Mitarbeiter, die in Schulen und bei Veranstaltungen in Vorträgen unseren Beruf vorstellen, werden auch belohnt", sagt Tix. Die Innung setzt Prämien aus, bis zu 500 Euro im Jahr können die Multiplikatoren sich mit Vorträgen dazuverdienen. "Uns geht es darum, unseren Beruf im richtigen Licht zu präsentiere. Wer kann das besser als zufriedene Mitarbeiter?", sagt der Obermeister.Extra

Im Bezirk der Handwerkskammer Trier sind insgesamt 136 Fleischereibetriebe eingetragen. Diese Handwerksfirmen bilden derzeit 49 Lehrlinge zu Fleischern aus, zudem sind 62 Fleischereifachverkäuferinnen in Ausbildung. Der ganz überwiegende Teil der Lehrlinge im Fleischer-Handwerk wird in Innungsbetrieben ausgebildet. hw

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