Neuer Pleitenrekord in Luxemburg

Luxemburg · Die Wirtschaft im Ländchen hat das Krisenjahr 2012 nicht so gut überstanden. Dies zeigt die Untersuchung der Wirtschaftsauskunftei Creditreform. Es gab erstmals mehr als 1000 Konkursverfahren.

 Luxemburg bietet eine attraktive Innenstadt. Insgesamt sind die Insolvenzen im Handel aber im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. Foto: Großherzogtum Luxemburg/TV-Archiv

Luxemburg bietet eine attraktive Innenstadt. Insgesamt sind die Insolvenzen im Handel aber im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. Foto: Großherzogtum Luxemburg/TV-Archiv

Luxemburg. Das abgelaufene Jahr hat die luxemburgische Wirtschaft kräftig durchgeschüttelt. In den vergangenen zwölf Monaten mussten mehr als 1000 Unternehmen aus dem Großherzogtum ein Konkursverfahren einleiten. Creditreform Luxemburg hat die Insolvenzen untersucht und aufgearbeitet. Der Chef der Creditreform Herbert Eberhard erklärt: "Erneut ist leider ein Rekordpleitenjahr zu verzeichnen. Mit insgesamt 1033 Konkursverfahren haben die beiden zuständigen Gerichtsbezirke Luxemburg und Diekirch in 2012 dabei erstmals die magische Tausendermarke in einem Jahr überschritten."
Gegenüber dem Vorjahr ist das eine Steigerung von etwa 7,5 Prozent (961 Verfahren 2011). Die weitaus höchste Zahl an Verfahren ist mit 902 Fällen im Bezirk Luxemburg registriert worden. Im Gerichtsbezirk Diekirch gab es eine Steigerung um 31 Verfahren auf nun 131 Insolvenzen.
Unterschiedliche Entwicklung


Die Branchen haben sich indes im vergangenen Jahr ganz unterschiedlich entwickelt. Eberhard: "Erfreulicherweise hat sich das Konkursgeschehen in der Baubranche leicht erholt. 69 Konkurse im abgelaufenen Jahr bedeuten 15 Pleiten weniger gegenüber dem Vorjahr und einen Rückgang von 17,86 Prozent." Doch bei der Pleitenentwicklung gibt es auch klare Verlierer: "Im Bereich Handel sind die Verfahren deutlich angestiegen. Waren 2011 insgesamt 250 Konkurse zu vermelden, so sind es 2012 immerhin 305 Pleiten - ein sattes Plus von 22 Prozent", sagt der Creditreformchef dem Volksfreund. Immer mehr ältere Unternehmen geraten in die Zahlungsunfähigkeit. Insgesamt waren 717 Firmen mit einem Unternehmensalter von über fünf Jahren betroffen (2011: 626).
Unter den über 1000 Konkursen gab es auch einige aufsehenerregende Fälle, etwa im ersten Halbjahr die Konkurse der Baufirma Mangen Constructions S.A. in Steinfort mit einem Umsatz von sieben Millionen Euro, bei dem weit über 100 Jobs betroffen waren, und des Obst- und Gemüsehandels Raymond Boon et Fils Sàrl in Munsbach mit 20 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von acht Millionen Euro.
"Für Schlagzeilen sorgte Ende September auch die Eröffnung des Konkursverfahrens der International Airport Development Sàrl in Luxemburg. Hauptgesellschafter und Geschäftsführer dort war Frank Lamparski, der in Bitburg den Bitburg-Airport groß aufziehen wollte", sagt Eberhard. Ansonsten seien sehr viele kleinere und unbekanntere Betriebe pleitegegangen.

Zum Vergleich: Während in Deutschland insgesamt ein Rückgang der Pleiten zu verzeichnen ist, so sind in der Region Trier 2012 die Insolvenzen ebenfalls um gute fünf Prozent gestiegen. Rund 170 Firmen haben 2012 in der Region Trier Insolvenz angemeldet, im Jahr zuvor waren es 163 Unternehmen. In der Region Trier gibt es ebenso wie in Luxemburg etwa 30 000 Firmen.Extra

Die Luxemburger Wirtschaft schrumpfte im dritten Quartal 2012. Dies berichtet das Luxemburger Tageblatt. Das Bruttoinlandsprodukt ging um 0,1 Prozent im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2011 und um 0,3 Prozent im Vergleich zum zweiten Quartal 2012 zurück. Der Vergleich zwischen dem dritten und dem zweiten Quartal 2012 ergibt ein Minus von 0,3 Prozent. So sind unter anderem die Finanzdienstleistungen um 0,5 Prozent im Vergleich zum zweiten Trimester geschrumpft. Beim Handel und Transport wird ein Minus von 0,7 Prozent verzeichnet. Im Immobilienbereich (Dienstleistungen) sind es minus ein Prozent. Bei Industrie/Energie sind es -0,5 Prozent und beim Bau -0,9 Prozent. Im Vergleich zum zweiten Quartal 2012 sind die privaten Haushaltsausgaben um 0,1 Prozent gesunken, während die Konsumausgaben der Verwaltungen um ein Prozent stiegen. Die Exporte stiegen im dritten Quartal im Vergleich zum zweiten Quartal um 1,6 Prozent, die Importe um 0,6 Prozent. Das Bruttoinlandsprodukt ist Gradmesser für die Leistung einer Volkswirtschaft. Es enthält den Wert aller erwirtschafteten Güter und Dienstleistungen, die beispielsweise in einem Quartal oder Jahr innerhalb der Landesgrenzen produziert wurden. red

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort