Nicht auf den Traumberuf warten

TRIER. Damit eine Lehrstelle kein Traum bleibt: Das Arbeitsamt Trier unterstützt mit seiner Jobbörse Jugendliche bei der Suche nach einer geeigneten Ausbildung. Zahlreiche Interessenten nutzten gestern das Angebot - während die Bundesanstalt für Arbeit erneut auf die dramatische Situation auf dem Ausbildungsmarkt hinwies.

 Erfolgreicher Kontakt: HWK-Ausbildungsberater Karl-Heinz Schwall (Mitte) vermittelte auf der Jobbörse Christina Tittel (links) ein Tages-Praktikum im Elektro-Installationsbetrieb von Ralf Stüber.Foto: Dagmar Schommer

Erfolgreicher Kontakt: HWK-Ausbildungsberater Karl-Heinz Schwall (Mitte) vermittelte auf der Jobbörse Christina Tittel (links) ein Tages-Praktikum im Elektro-Installationsbetrieb von Ralf Stüber.Foto: Dagmar Schommer

Die Lage auf dem Lehrstellenmarkt bleibt weiter dramatisch: Bis zum Ende des Ausbildungsjahres im September könnten nach Angaben der Bundesanstalt für Arbeit (BA) bundesweit bis zu 70 000 Ausbildungsplätze fehlen. In der Region Trier zählt das Arbeitsamt 3000 Ausbildungsstellen und 3768 Bewerber.Dennoch finden zahlreiche Firmen keine geeigneten Bewerber und viele Jugendliche keine geeignete Stelle: 935 unbesetzte Lehrstellen weist die Statistik des Trierer Arbeitsamts im Mai aus. Gesucht werden vor allem Koch-, Einzelhandelskaufmann-, Nahrungsmittel-Fachverkäufer- und Restaurantfachmann-Lehrlinge. "Es geht uns um einen Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage", erklärt Ewald Wollwert von der Berufsberatung des Arbeitsamtes Trier die Idee der Jobbörse. Er empfiehlt Jugendlichen, nicht auf eine Stelle im Traumberuf zu warten, sondern sich lieber neu zu orientieren.Das musste auch Christina Tittel, die nach ihrer Ausbildung zur Postverkehrskauffrau keinen Job bekommen hat. In einem Beratungsgespräch am Stand der Handwerkskammer (HWK) Trier stellte Ausbildungsberater Karl-Heinz Schwall für sie den Kontakt zu dem Elektroinstallateur Ralf Stüber her, der noch zwei Lehrlinge sucht.In einem Tagespraktikum bekommt die 20-Jährige nun Gelegenheit, das Reinsfelder Unternehmen kennen zu lernen. Doch Firmen, mit denen die Jugendlichen gleich Kontakt aufnehmen können, waren sonst auf der Jobbörse nicht vertreten.Vor allem kleinere Unternehmen könnten es sich nur schwer leisten, einen Mitarbeiter einen ganzen Tag freizustellen, sagt Hans Möhn, Lehrstellen-Akquisiteur der Industrie- und Handelskammer (IHK) Trier, die ebenfalls mit einem Stand vertreten war.Der überwiegende Teil der IHK-Standbesucher würde sich konkret zu einzelnen Berufen beraten lassen. Einige hätten aber auch noch gar keine Orientierung."Wir haben deswegen die Ansprüche an die Bewerber schon etwas runtergeschraubt", sagt der Schriftführer der Bäckerinnung, Michael Braunshausen. Lehrlinge für einen Beruf mit solchen Arbeitszeiten zu finden, sei nicht leicht. "Viele Jugendliche engagieren sich nicht mehr wirklich", klagt der stellvertretende Obermeister der Zahntechniker-Innung. Unter den vielen Standbesuchern hat er nur eine geeignete Bewerberin kennen gelernt."Ich würde gerne Gärtner lernen, aber da ist in der Region nur noch eine Stelle frei", sagt Sebastian Britten etwas resigniert. Er hat seine Koch-Lehre wegen der Arbeitszeiten abgebrochen. Interessant sei die Jobbörse schon gewesen - aber auf einen Job hofft der arbeitslose 20-Jährige immer noch.

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