Nicht jammern, sondern handeln

TRIER. Wenn jemand über die schlechte Lage in Deutschland klagt, wird Hans Hase ziemlich unwillig. Er hat mit seinem Partner Frank Schlicker gezeigt, dass Ideen und Initiativen Zukunft haben.

"Blechverarbeitung" - der Beiname der Hase GmbH in Trier klingt nicht gerade nach Innovation, und sonderlich werbewirksam ist er auch nicht. Hans Hase hat auf Bemerkungen dazu eine klare Antwort: Man habe kein Interesse an Phantasienamen, und innovativ sei das Unternehmen dennoch. Die Firma, die von ihm im Jahr 1972 als kleine Schlosserei gegründet wurde, ist allmählich gewachsen und hat ihre Organisation, ihre Fertigungsabläufe immer wieder erneuert und angepasst. 1994 kam Frank Schlicker als Diplomingenieur von der Universität dazu und machte den Betrieb mit Unterstützung der Trierer Fachhochschule fit für den Sprung zum mittelständischen Unternehmen. 1998 wurde die Firma in eine GmbH umgewandelt, die mittlerweile weit über Trier hinaus tätig ist. 20 Prozent der Aufträge kommen aus der Region, 60 Prozent aus dem Rhein-Ruhr-Bereich, 20 Prozent aus Luxemburg, Österreich, der Schweiz und Kanada. 125 Mitarbeiter erwirtschaften einen Umsatz von neun bis zehn Millionen Euro pro Jahr. Hans Hase hält 60 Prozent der Anteile, Frank Schlicker 40 Prozent. Die Ideen, die Hans Hase und seine Mitarbeiter einbringen, fallen dem Endverbraucher kaum auf. Mal sind es neue Stützen für Verkleidungen, die sich von den üblichen Vierkantrohren durch ihre Stabilität und Vielseitigkeit unterscheiden, mal Fenster für Maschinenverkleidung, mal Kleinteile. Immer helfen sie, Konstruktionen rationeller, sparsamer, effizienter auszuführen. Es sind nicht die Sensationen, die den Vorsprung der Hase GmbH sichern, sondern die kleinen, manchmal unscheinbaren Neuerungen. Mit Teilen für Verpackungsmaschinen, für Tabletten-Pressen, für Badmöbel ist das Unternehmen weltweit präsent. Zur Zeit arbeiten die Konstrukteure an einem Gehäuse für Apotheken-Automaten - Geräte, die Medikamente in Notdienst-Zeiten ferngesteuert ausgeben können. Die Elektronik kommt vom Auftraggeber. Aber das Gehäuse ist keineswegs Nebensache. Chefkonstrukteur Markus Gerten hat vor allem die universelle Benutzbarkeit im Visier - auch für Rollstuhlfahrer. Schächte für Münzen, Karten, Rezepte, für die Medikamente müssen untergebracht werden. Und wenn irgendwann einmal ein Bildschirm mit anderen Maßen eingebaut werden muss, darf das nicht am Gehäuse scheitern. Drei Monate hat die Entwicklung bisher gedauert. "Eine vergleichsweise kurze Zeit", sagt Hans Hase. Jetzt liegt das Ergebnis weitgehend fertig auf der Werkbank. Gerade haben die Arbeiter noch ein Loch gebohrt. "Für den Klingelknopf", sagt Markus Gerten. Auch daran muss der Konstrukteur denken. Hase und sein Kompagnon Frank Schlicker sind überzeugt: Mit Jammern kommt niemand weiter. Das Land brauche ein gutes Klima in den Betrieben, Ideen und auch etwas Bescheidenheit auf allen Seiten. Was bedeutet, dass die Arbeitnehmer nach einem offenen Gespräch zeitweise finanziell zurückstecken und dass Hans Hase im Gegenzug nicht unbedingt jedes Jahr einige Prozent mehr Gewinn aus dem Unternehmen herausholen muss. "Wenn ich in einem Jahr mal 20 Prozent weniger verdiene, komme ich damit auch zurecht", sagt er und akzeptiert dabei den Hinweis, das könne er nur, weil ihm der Betrieb gehöre; Geschäftsführer seien da in einer anderen Situation. Ab Januar 2005 wird Frank Schlicker auf der Kommandobrücke des Unternehmens stehen. Dann wird er die Mehrheit in der GmbH übernehmen. Hans Hase wird sich in den folgenden vier Jahren zurückziehen. Wenn ihn denn die Arbeit loslässt.

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