Noch alle Teller im Schrank

FRANKFURT/METTLACH. (ur) Der Keramik-Riese Villeroy & Boch ist bisher glimpflich durch die anhaltende Konjunkturkrise gekommen. Man hofft allerdings auf ein baldiges Ende des Irak-Kriegs, damit auch die Verbraucher wieder Mut fassen.

Tassen und Teller aus dem saarländischen Geschirrwerk von V & B in Merzig könnten bald in den Sog der Folgen des Irak-Krieges geraten, falls der Feldzug der Amerikaner und Briten nicht bald zu Ende ist. Denn die USA entwickeln sich seit einigen Jahren für V & B zu einem boomenden Markt für den wichtigsten Unternehmensbereich Tischkultur. "Wir gelten dort als französische Marke. Und es gibt eine massive Stimmungsmache gegen französische Produkte in den USA", so der Vorstandsvorsitzende Wendelin von Boch, gestern bei der Vorlage der Jahresbilanz für 2002 in Frankfurt. Die miesen Umfeld-Bedingungen schlugen sich in den Zahlen des ersten Quartals 2003 deutlich nieder: Die Unternehmensbereiche Fliesen, Bad und Küche, Tischkultur und Wellness verbuchten einen vierprozentigen Umsatzrückgang gegenüber dem Vorjahr. Damit sind denn auch die Aussichten für das Gesamtjahr 2003 alles andere als rosig. Eine konkrete Umsatzprognose will der V & B-Chef zurzeit nicht abgeben. Immerhin konnte Villeroy & Boch dank massiv vorangetriebener Internationalisierung die Abhängigkeit vom deutschen Markt deutlich vermindern: 2002 betrug der Deutschland-Anteil am Jahresumsatz gerade noch 30 Prozent (Umsatz 2002: 977,5 Millionen Euro, plus 0,2 Prozent). 70 Prozent wurden im Ausland erlöst. 1996 machte der deutsche Markt noch 46 und das Ausland erst 54 Prozent aus. Ob dieses Jahr mit weiterem Stellenabbau im Konzern und insbesondere an der Saar (rund 3400 Beschäftigte) zu rechnen ist, sei derzeit nicht kalkulierbar, sagte von Boch. Das hänge vom Konjunkturverlauf ab. Sollten sich die Rückgänge allerdings auf dem Niveau des ersten Quartals fortsetzen, "dann müssen wir reagieren". Derzeit jedenfalls sei über das weitgehend abgeschlossene Programm zur Stellen-Reduzierung (260 im Konzern, davon 110 im Saarland) hinaus nichts geplant.

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