Noch Hunderte Angebote für junge Bewerber

Trier · Der Arbeitsmarkt in der Region ist außergewöhnlich: die niedrigste Arbeitslosenquote im Land, attraktive Auslandsjobs in Luxemburg (derzeit 28 000 Pendler) und ein Ausbildungsmarkt mit besten Chancen für Jugendliche. Damit dies so bleibt, legen sich Kammern, Verbände, Arbeitsagentur und Wirtschaft ins Zeug: Nun sind die Bewerber gefragt.

Trier. Die Bildungsmesse Job + Karriere bietet am Wochenende Interessierten einen Einblick in die vielfältige Berufswelt der Region, in Aufstiegs- und Qualifizierungsmöglichkeiten.Themenwoche Job + Karriere

Im Vorfeld der Bildungsmesse blickt der TV auf die einzelnen Bereiche des Arbeitsmarktes. Die Azubis machen den Anfang: Wie sehen die Chancen für junge Menschen aus? "Der Ausbildungsmarkt steckt voll in einem Trendwechsel", sagt der Pressesprecher der Agentur für Arbeit, Thomas Mares, dem TV.Die Situation auf dem regionalen Ausbildungsmarkt sei durch einen starken Überhang an Ausbildungsstellen gekennzeichnet, nachdem es jahrelang mehr Bewerber als Stellen gab. Aktuell stehen 346 noch suchenden Jugendlichen 588 unbesetzte Ausbildungsstellen zur Auswahl. Im vergangenen Jahr suchten zum gleichen Zeitpunkt 79 Jugendliche mehr nach einer Ausbildung, gleichzeitig hatten sie aber nicht eine so große Auswahl, denn damals gab es nur noch 473 freie Ausbildungsstellen."Es gibt auch für Spätentschlossene noch sehr gute Angebote", sagt Günter Behr, Geschäftsführer der Handwerkskammer Trier (HWK). "Wer etwa jetzt schon merkt, dass die weiterführende Schule doch nicht der richtige Weg für ihn ist, hat noch eine große Auswahl an Lehrberufen", erklärt Behr. Mehr Verträge als letztes Jahr

"Im Handwerk sind noch Hunderte freie Lehrstellen zu besetzen." Dennoch haben die Ausbildungsbetriebe unter den etwa 7000 Handwerksfirmen kräftig Nachwuchs eingestellt. "Genau 1262 neue Ausbildungsverträge liegen uns bereits vor. Damit sind wir auf Vorjahresniveau ."Im Bereich von Industrie, Dienstleistung und Handel haben sich die Unternehmen ebenfalls schon mit Nachwuchskräften versorgt. Etwa 1900 unterschriebene Lehrlingsverträge sind bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) eingegangen. "Das ist eine Steigerung um fast fünf Prozent", freut sich IHK-Geschäftsführer Marcus Kleefisch. Wie sehr Deutschland von der dualen Ausbildung profitiert, zeige sich im internationalen Vergleich. "Die Jugendarbeitslosigkeit ist bei uns viel geringer als im Rest von Europa. Ein Grund dafür ist die duale Ausbildung", so Kleefisch. Auch Behr sieht in dem deutschen System viele Vorteile. "Zudem steht den jungen Menschen nach dem Gesellenbrief die Welt offen", findet der HWK-Geschäftsführer. In diesem Jahr werden erstmals sechs Gesellen ein Studium an der FH Trier beginnen. "Das ist eine ganz neue Möglichkeit und zeigt auch die Durchlässigkeit im System", sagt Behr.Die Experten sind sich aber auch einig, dass die Ansprüche an die Nachwuchskräfte immer komplexer werden. "Rund 30 Prozent der Auszubildenden in den IHK-Berufen haben Abitur", sagt Marcus Kleefisch. Wichtig sei es für Eltern und Schüler, dass sie sich schon im Vorfeld einen Überblick über die Vielfalt der Berufe verschaffen. Ein Mangel, den auch Thomas Mares sieht: "Viele Jugendliche sind auf ganz wenige Berufe fixiert. Der Blick über diesen Tellerrand bietet dabei neue Perspektiven und oft gute Aussichten." Dass trotzdem nicht alle Jungen zum Zuge kommen, liegt zum Teil an großen Entfernungen zwischen Wohn- und Arbeitsort oder fehlenden Verkehrsverbindungen. Bei der Arbeitsagentur in Trier wirbt man für die ein oder andere Lehrstelle auch schon außerhalb der Region. Erste Kontakte gibt es Richtung Pirmasens.Lesen Sie morgen: Fachkräftemangel? - Wie sieht es in der Region aus?Bei der Bildungsmesse Job + Karriere stehen am 10. und 11. September die Schwerpunkte Ausbildungsmarkt, Fachkräftemangel und Grundbildung im Mittelpunkt. Bei der fünften Bildungsmesse stellen auf 1500 Quadratmetern Hallenfläche 50 Bildungsträger aus der Region ihr Profil vor und beraten Interessierte zu deren Berufs- und Karrierechancen. Parallel dazu gibt es ein Rahmenprogramm mit zahlreichen Vorträgen. Zu den Teilnehmern gehören die Agentur für Arbeit, die Handwerkskammer und die Industrie- und Handelskammer Trier, FH und Uni Trier, die Bundeswehr sowie private Bildungsträger. Die Messe ist jeweils von 11 Uhr bis 18.30 Uhr, Eintritt frei. hw Beim Vergleich der Jugendarbeitslosigkeit in Europa liegt Deutschland im oberen Drittel. Deutschland hatte mit 9,1 Prozent die drittniedrigste Jugenderwerbslosenquote von allen Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) nach den Niederlanden (7,1 Prozent) und Österreich (8,2 Prozent). Bundesweit sind 430 000 junge Menschen im Alter von 15 bis 24 Jahren erwerbslos. In der Region Trier liegt die Jugendarbeitslosigkeit bei 3,7 Prozent. Im nahen Luxemburg sind es laut Statistischem Bundesamt 13,3 Prozent (Juni 2011). Am schlimmsten trifft es junge Menschen in Spanien (45,7 Prozent), in Griechenland (38,5 Prozent) oder auch in der Slowakei (33,3 Prozent).

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