"Nur finanztechnisch ein Problem"

TRIER. (alf) Die Trierer "Hängepartie" bei der Müllentsorgung durch die Herhof-Pleite findet in Expertenkreisen bundesweit Beachtung. Professor Klaus Wiemer von der Uni Kassel sieht das Projekt an der Mosel nur aus finanztechnischer Sicht gefährdet. Dem Trockenstabilat-Verfahren sagt er aus ökonomischer und ökologischen Sicht eine gute Zukunft voraus.

Das Abfall-Entsorgungsproblem im Raum Trier habe in entscheidender Weise etwas mit Basel II zu tun, glaubt Abfallexperte Professor Klaus Riemer von der Universität Kassel. Er hat auch bei anderen Projekten im Entsorgungsbereich festgestellt, dass die Finanzierung auf Grund restriktiver Kreditvergaben der Banken immer schwieriger wird, insbesondere, wenn mittelständische Unternehmen betroffen sind. Dabei sei das für die Region Trier ab 1. Juni vorgesehene Trockenstabilat-Verfahren der Firma Herhof sehr umweltfreundlich und ökonomisch günstig, meint Wiemer, dessen Arbeitsschwerpunkt die mechanisch-biologische Restabfallbehandlung ist. In Deutschland dürfen ab Juni 2005 nur noch thermisch oder mechanisch-biologisch vorbehandelte Abfälle auf Deponien gelagert werden. Die Stadt Trier und die Umlandkreise hatten sich deshalb für den Bau einer Trockenstabilat-Anlage in Mertesdorf entschieden. Hier wird der Müll zunächst zerhackt und eine Woche gelagert, um ihm die Feuchtigkeit zu entziehen. Dann werden Metalle, Steine und Glas getrennt. Die zurückbleibende Masse, das Trockenstabilat, brennt so ergiebig wie Braunkohle, belastet die Umwelt aber weniger mit dem Treibhausgas Kohlendioxid. In Dresden, Rennerod, Aßlar und Venedig arbeiten Herhof-Anlagen bereits, in Trier, Osnabrück, Waldhessen, Brandenburg, dem Vogtland und Geel (Belgien) sind welche geplant, wobei Osnabrück und Geel im Februar in den Probebetrieb gehen sollen. Dass es Probleme mit der Abgabe des Trockenstabilats geben wird, glaubt Wiemer nicht: "Die Verwertungsschiene braucht Zeit, aber dies ist in ein bis zwei Jahren gelöst." Unter anderem seien weitere Müllverbrennungsanlagen geplant, die potenzielle Abnehmer seien. Bei der Anlage in Venedig, so Wiemer, könne die Trockenmasse erstmals gewinnbringend verkauft werden, während von den Abnehmern in Deutschland noch Zuzahlungen geleistet werden müssten. Klaus Wiemer wird weiter ein Auge auf die Abfall-Entwicklung in Trier haben. "Die Dinge können geheilt werden", meint er und ist zuversichtlich, dass sich im Verlauf des Insolvenzverfahrens noch eine Möglichkeit auftut. Eine Zwischenlagerung des Restmülls sei zwar technisch möglich, verschlingt aber nach Auffassung des Experten viel Geld.

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