Ohne Job droht schnell die Pleite

Trier · Die Zahl der Privat-Pleiten ist in der Region Trier im ersten Halbjahr 2009 deutlich stärker angestiegen als im Bundesschnitt. Bei den Firmen-Insolvenzen schneidet die Region dagegen deutlich besser ab.

"Fällt der Job weg oder fehlt bei Ehepaaren plötzlich ein Einkommen, ist das oft ziemlich krass." Wer Anne Bereths-Weber, Schuldnerberaterin beim Trierer Caritasverband, fragt, aus welchem Grund die meisten Ratsuchenden zu ihr kommen, bekommt die Antwort prompt: "Arbeitslosigkeit", sagt sie, "steht klar an erster Stelle." Ohne das gewohnte Einkommen können plötzlich Miete oder Raten nicht mehr gezahlt werden, stehen die Gläubiger auf der Matte und klingeln Sturm.

Nachvollziehbar, dass davon in Krisenzeiten mehr Leute betroffen sind, als wenn die Wirtschaft boomt. In Deutschland ist die Zahl der Privat-Insolvenzen denn auch im ersten Halbjahr 2009 gegenüber dem gleichen Vorjahres-Zeitraum um vier Prozent gestiegen. Das hat gestern die Wirtschafts-Auskunftei Creditreform mitgeteilt. In der Region Trier gab es bislang sogar fast 19 Prozent mehr Privat-Pleiten. Die Zahl der Verbraucher-Insolvenzverfahren stieg von 215 auf 255.

Die meisten regionalen Privat-Pleiten gab's im ersten Halbjahr in der Stadt Trier (78), die wenigsten im Vulkaneifelkreis (35). Auch Schuldnerberater Jürgen Ziegler vom Diakonischen Werk macht die schlechter gewordene wirtschaftliche Situation für die steigende Zahl an Verbraucher-Insolvenzen verantwortlich. "Kurzarbeit oder Schulungen, die die Leute bislang noch vor der Arbeitslosigkeit bewahrt haben, bröckeln jetzt nach und nach weg."

Warum aber ist der prozentuale Anstieg an Privat-Pleiten im Bezirk Eifel-Mosel-Hunsrück um ein Vielfaches höher als im Bundesdurchschnitt? "Die Region Trier hängt dem Bundestrend zeitlich immer hinterher", sagt Guido Joswig von der Wirtschaftsauskunftei Creditreform - das gelte auch für Unternehmens-Insolvenzen. Wenn das zutrifft, gibt es allerdings keinen Grund, sich über die Stagnation bei den Firmen-Pleiten zu freuen.

Mit 81 Unternehmens-Insolvenzen im ersten Halbjahr 2009 ist die regionale Zahl exakt so hoch wie in den ersten sechs Monaten des vergangenen Jahres. Dagegen gibt es bundesweit 14 Prozent mehr Firmen-Pleiten als 2008. Kommt das dicke Ende also noch? Nach den Prognosen von Creditreform kommt der ehemalige Regierungsbezirk in diesem Jahr mit einem blauen Auge davon. "Um knapp sechs Prozent", schätzt Sprecher Guido Joswig, "wird die Zahl bis Ende des Jahres steigen." Heißt im Klartext: Geschätzt 162 Betriebe werden dieses Jahr wegen Überschuldung vom Markt verschwinden. 2005 (182) und im Jahr danach (189) waren es deutlich mehr.

Auffällig an der regionalen Halbjahresstatistik ist, dass sich zwar die Zahl der Unternehmenspleiten nicht verändert hat. Dafür allerdings sind in diesem Jahr deutlich mehr Arbeitnehmer (1546) von den Insolvenzen betroffen als vor einem Jahr (1046).

Möglicherweise schließt sich da der Kreis zu den stark angestiegenen Privat-Pleiten in der Region. Aber nicht immer ist der Job-Verlust Grund für die plötzliche Ebbe im Portemonnaie. Nach Angaben der Schuldnerberater sind unter ihren Klienten immer häufiger auch junge Leute, die bereits pleite sind - "weil sie die hohen Handy- und Internet-Rechnungen nicht mehr zahlen können".

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