Pflügen, schippen, Trauben lesen

Föhren · Die 300 Maschinenringe in Deutschland haben eine lange Tradition. Vor 40 Jahren gründeten sich die Vereine als Solidargemeinschaft unter Landwirten und Winzern. Heute sind die Ringe die logistische Plattform für ihre Mitglieder, und es geht bei weitem nicht mehr nur um die zeitweise Vermittlung von Traktoren.

 Prädestiniert für den Winterdienst: Auf Vermittlung des Maschinenrings sorgen etwa 80 Landwirte in Trier, Trier-Saarburg und Bernkastel-Wittlich für freie Straßen und Wege. Foto: Maschinenring

Prädestiniert für den Winterdienst: Auf Vermittlung des Maschinenrings sorgen etwa 80 Landwirte in Trier, Trier-Saarburg und Bernkastel-Wittlich für freie Straßen und Wege. Foto: Maschinenring

Föhren. Wer vor dem Maschinenring Trier-Wittlich in Föhren in der Europaallee 60 vorfährt und einen großen Fuhrpark erwartet, wird enttäuscht. Kein Traktor, kein Mähdrescher und kein Traubenvollernter sind dort zu sehen, nur ein Bürogebäude. Der Geschäftsführer des größten der drei Maschinenringe in der Region, Claus Thobe, kann dies erklären. "Wir sind vor allem ein Dienstleister für die Landwirtschaft, eher der Logistiker für unsere 1200 Mitglieder." Rund 600 Landwirte und 600 Winzer aus Trier und den Landkreisen Trier-Saarburg und Bernkastel-Wittlich sind in dem regionalen Ring Mitglied. Für die Aufgaben hat der Verein die MBR Agrarunion GmbH gegründet, mit Chef Claus Thobe sind sieben Mitarbeiter beschäftigt.

Maschinenvermittlung: "Natürlich ist das auch heute noch eine wichtige Aufgabe für uns", erklärt Geschäftsführer Thobe. Das Unternehmen hat drei Traktoren (150 bis 200 PS) für die Nachfragespitzen, auch Bodenbearbeitungsgeräte und Maschinen für Winzer. In der Regel organisiert der Maschinenring aber den Austausch von Maschinen zwischen seinen Mitgliedern. "Vor allem kleinere Landwirte oder Winzer haben gar nicht die Zeit, sich einen halben Tag ans Telefon zu hängen, um sich die notwendige Maschine bei einem anderen Kollegen auszuleihen", sagt Maschinenring-Mitarbeiter Martin Müllers. Das Unternehmen tritt für solche Nachfragen als Vermittler auf, kanalisiert die Angebote der Mitglieder mit den Nachfragen.

Winterdienst: Ohne den Einsatz der Landwirte würde in diesen Tagen vieler Orts nicht viel gehen. "Wir sind wahrscheinlich der größte private Winterdienstanbieter der Region", sagt Thobe. Als Schnittstelle zwischen öffentlicher Hand und der Wirtschaft auf der einen Seite und den Landwirten auf der anderen Seite sorgt der Maschinenring für die Organisation der Räumdienste. "Wir haben so etwa 250 Objekte, für die wir den Winterdienst übernehmen, und rund 80 Landwirte, die den Räumdienst ausführen", erklärt Müllers. Zu den Maschinenring-Kunden gehören die Deutsche Bahn, zum Beispiel mit dem Südbahnhof in Trier, aber auch die Stadt Trier mit ihren Stadtteilen und Discounter und SB-Märkte in der Region. "Von nachts drei Uhr bis abends um 22 Uhr sind die Fahrzeuge im Einsatz", sagt Müllers. Die Traktoren eigneten sich hervorragend für Schneepflug und Streuaufsatz. "Die Landwirte haben eh die Fahrzeuge", sagt Thobe.

Ähnlich erfolgreich soll in Zukunft auch die Grünanlagenpflege laufen. "Kehrdienste oder Grünflächenarbeiten passen hervorragend in unser Konzept", erklärt der Maschinenring-Chef.

Saisonarbeitskräfte: Der Maschinenring vermittelt an seine Mitglieder auch Hilfskräfte in Ernte- und Lesezeiten. "In der Spitze haben wir bis zu 20 Saisonarbeitskräfte, meist aus Rumänien, zur Verfügung", berichtet Müllers. Ein Landwirt, der bei der Weinlese Hilfe braucht, kann also beim Maschinenring die Mitarbeiter anfordern. "Rund 13 000 Arbeitsstunden vermitteln wir so", sagt Müllers.

Klärschlammverwertung: Die vielen Kläranlagen in der Region suchen für ihre Schlämme Abnehmer. Für Landwirte ein lukratives Geschäft, denn für die Abnahme des Düngers gibt es von den Kläranlagen sogar noch Geld. "Wir helfen unseren Mitarbeitern bei der Klärschlammverwertung", erklärt der MBR-Chef. Dahinter versteckt sich eine komplexe Düngerplanung. Analyse, Karten, Luftbilder sind dabei zur Dokumentation notwendig, damit die Vorschriften beachtet werden und Flächen nicht überdüngt werden oder sogar das Grundwasser gefährdet wird. "Die gesamte Nährstoffbilanz mit der kompletten Düngerplanung wird von uns für die Landwirte übernommen", sagt Thobe.

Ähnlich verläuft die Grüngutverwertung bei den Grünsammelstellen. Auch hier übernimmt der Maschinenring die Logistik für seine Mitglieder. Für Claus Thobe sind mit diesen Aufgaben die Maschinenringe aber längst nicht am Ende der Fahnenstange. "Wir werden auch in Zukunft versuchen, Aufgaben für unsere Mitglieder zu bündeln, die ein einzelner Landwirt oder Winzer alleine nur schlecht stemmen kann."Extra

 Besprechen die Einsatzzeiten: Maschinenring-Mitarbeiter Martin Müllers (sitzend) und Geschäftsführer Claus Thobe. TV-Foto: Heribert Waschbüsch

Besprechen die Einsatzzeiten: Maschinenring-Mitarbeiter Martin Müllers (sitzend) und Geschäftsführer Claus Thobe. TV-Foto: Heribert Waschbüsch

Die Idee für Maschinenringe (MBR/Maschinen- und Betriebshilfering) ist vier Jahrzehnte alt. In der Region gibt es drei Vereine. Der Maschinenring Trier-Wittlich ist 2001 aus dem Zusammenschluss der Vereine Trier-Saarburg und Bernkastel-Wittlich hervorgegangen. Die rund 1200 Mitglieder bewirtschaften etwa 70 000 Hektar. Die ursprüngliche Aufgabe war die Vermittlung von Maschinen und kompletten Maschinenleistungen zwischen den Mitgliedern. Heute hat sich das Dienstleistungsangebot auf viele andere Felder ausgedehnt. Weitere Zusammenschlüsse in der Region gibt es in der Eifel. Der Maschinenring Bitburg betreut rund 500 Landwirte und der Maschinenring Daun etwa 450 Bauern. Im Bundesverband der Maschinenringe sind knapp 200 000 Landwirte organisiert. Die Betriebe bewirtschaften 7,7 Millionen Hektar Landwirtschaftsfläche, das entspricht 49 Prozent der deutschen landwirtschaftlichen Fläche. Mit 2423 Mitarbeitern erwirtschaften die Maschinenringe mit ihren Gesellschaften einen Umsatz von gut einer Milliarde Euro. hw

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