Pilotanlage soll Erdgas produzieren

Morbach · Elektrizität, die aus erneuerbaren Rohstoffen gewonnen wird, birgt ein Problem: Sie lässt sich nicht speichern. In Morbach wird nun ein Verfahren erprobt, bei dem unter Einsatz von Ökostrom aus Wasserstoff und Kohlendioxid Erdgas produziert und gespeichert wird.

Es klingt wie ein Schlüsselbaustein für die Energieversorgung der Zukunft: Eine Versuchsanlage in der Morbacher Energielandschaft soll zeigen, dass Energie nicht nur in Form von Kohle, Öl oder anderen fossilen Trägern gespeichert werden kann. Dort setzt man auf künstlich erzeugtes Erdgas.

Die Anlage wurde in Stuttgart bereits unter Laborbedingungen getestet und soll nun im Zusammenspiel mit einer Biogasanlage ihre Praxistauglichkeit unter Beweis stellen. Zur Einweihung kamen neben der lokalen Politprominenz und Vertretern der Energiewirtschaft auch Umweltministerin Margit Conrad sowie einige Fernseh- und Hörfunkteams nach Morbach.

Das Problem



Insbesondere Wind- und Sonnenkraft sind extrem wetterabhängig. Wenn der Wind nicht weht, können die Windmühlen keinen Strom produzieren, und auch die Photovoltaik-Anlagen brauchen gute Wetterbedingungen, um ihre optimale Leistung zu erreichen. Der Strom wird also dann produziert, wenn das Wetter mitspielt.

Das sind aber nicht unbedingt auch die Zeiten, in denen Industrie und Privathaushalte Energie benötigen. Außerdem gibt es starke saisonale Schwankungen, so dass man den Strom nicht nur wenige Stunden, sondern mitunter mehrere Tage, Wochen oder sogar Monate speichern können müsste, um etwa von Kohle- oder Atomkraftwerken unabhängig zu werden. Das lässt sich bislang mit Pumpspeicherkraftwerken wie beispielsweise in Vianden ebenso wenig erreichen wie mit Hochleistungsbatterien oder Druckluftspeichern.

Der Lösungsansatz



Das Stuttgarter Unternehmen Solarfuel und der rheinland-pfälzische Projektentwickler Juwi aus Wörrstadt wollen nun das Erdgasnetz als Stromspeicher nutzen. Dazu hat Solarfuel vom Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg und dem Fraunhofer Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik eine Anlage entwickeln lassen, die mit Hilfe elektrischer Energie Wasserstoff und Kohlendioxid in synthetisches Erdgas umwandelt.

Das Methangas soll dann ins Erdgasnetz eingespeist und dort gespeichert werden. "Auch viele Tage Windflaute und mangelnder Sonnenschein im Winter könnten mit dieser Anlage überbrückt werden", erklärte Juwi-Vorstand Matthias Willenbacher.

Die Speicherkapazitäten des deutschen Erdgasnetzes sind nach Angaben der Projektentwickler immens groß, so dass diese vorhandene Infrastruktur genutzt werden könnte. Das gespeicherte Gas lässt sich dann entweder wieder verstromen oder unter anderem auch für Erdgasautos und Heizungen nutzen. Der Wirkungsgrad liegt bei 60 Prozent.

Die Pilotanlage



Mit der Anlage in Morbach soll nun getestet werden, ob das Kohlendioxid aus Biogasanlagen für die Methanproduktion genutzt werden kann. Es entsteht normalerweise in Biogasanlagen als Abfallprodukt und wird kontrolliert abgelassen. Nun landet es zusammen mit dem übrigen Biogas in der Pilotanlage, um dort mit Wasserstoff zusammengebracht und in synthetisches Erdgas umgewandelt zu werden. Der Wasserstoff stammt aus gereinigtem Leitungswasser.

Da es sich um eine kleine Versuchsanlage mit 25 Kilowatt Leistung handelt, kommt das Gas danach nicht ins Erdgasnetz, sondern wird wieder in die Biogasanlage zurückgeführt. Schon bald soll eine weitaus größere Anlage mit etwa sechs Megawatt Leistung gebaut und auch ans Netz angeschlossen werden. Ihr Standort steht laut Solarfuel und Juwi bislang noch nicht fest.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort