Getränkebranche Bitburger Braugruppe setzt künftig neben Pils auch auf Pilze

Bitburg/Hamburg · Nein, kein Schreibfehler! Dass die Bitburger Gruppe mit ihrem Pils zu den erfolgreichsten Braugruppen Deutschlands zählt, ist bekannt. Doch nun investiert das Unternehmen auch in Fleischersatz. Was steckt dahinter?

Pilz statt Pils: Bitburger Braugruppe setzt neben Bier jetzt auch auf Pilze
Foto: dpa/Bitburger Braugruppe

In der Fachpresse sorgt die Zusammenarbeit der Bitburger Braugruppe mit dem Hamburger Start-up Mushlabs für einige Aufmerksamkeit: „Bitte ein Pilz“ titelt ein Internetforum. Genauer gesagt setzt Bitburger Ventures auf die Ideen von Mushlabs. Das 50-köpfige Jungunternehmen will mit seinen Pilzmyzelien den Markt für Fleischalternativen aufmischen. Wurst, Hamburger, Steaks oder ähnliches aus den Wurzeln eines Pilzes sollen von der steigenden Nachfrage nach solchen Produkten profitieren. Damit unterscheidet sich Mushlabs von anderen Produzenten, die bei der Herstellung von proteinreichem Fleischersatz auf Pflanzen setzen.

Was hat Bitburger mit Pilzen zu tun?

Und hier kommt Bitburger ins Spiel: Bei der Bierproduktion entsteht als Nebenprodukt aus den anfallenden Rückständen des Braumalzes der sogenannte Treber. Der findet bisher meist eine Weiterverwendung als Tierfutter. Aber Treber ist eben auch eine ideale Nährlösung für die Pilze des Biotech-Unternehmens.

Bitburger Ventures begleitet bereits seit zwei Jahren Mushlabs in seiner Entwicklung (der TV berichtete). Schon damals warb das Unternehmen, die Biomasse besitze einen natürlichen Umami-Geschmack, also eine herzhaft-intensive, fleischige Note, und biete somit hohes Potenzial für Fleischersatzprodukte ohne den Zusatz von Geschmacksverstärkern. Pilzfasern reifen in Biofermentern, „die ein bisschen wie Brauereisilos aussehen. Je nach eingesetztem Rohstoff ändern sich Geschmack und Textur der Masse komplett. Das eröffnet viele Möglichkeiten“, beschrieb damals Mazen Rizk, einer der Mushlabs-Gründer und heutiger CEO.

Bitburger unterstützt die Produktion von Mushlabs

Was vor zwei Jahren noch Vison war, wird nun in Bitburg in großem Stil Realität: Die Bitburger Brauerei stellt Mushlabs für die Produktion nicht genutzte Tanks und Kessel zur Verfügung, die nach kurzer Umrüstungsphase von einem Gärprozess für Bier auf die Fermentation von Pilzmyzelien umgestellt werden können. „Damit beginnt der Einstieg in die industrielle Produktion“, heißt es bei Mushlabs.

  In solchen Tanks reifen die Pilze heran.

In solchen Tanks reifen die Pilze heran.

Foto: Mushlab

Für Jan Niewodniczanski, Geschäftsführer Technik und Umwelt bei der Bitburger Braugruppe, ist die Zusammenarbeit ganz im Sinne der Unternehmenskultur: „Wir suchen immer nach Möglichkeiten, die Nachhaltigkeit unseres Produktionsprozesses zu verbessern und neue, innovative Wege zu gehen. Dies ist seit 200 Jahren Teil der Bitburger DNA.“

Das Biotech-Start-up setzt große Hoffnungen in die Zusammenarbeit: „Versorgungssicherheit unseres derzeitigen Lebensmittelsystems. Wir können das volle Potenzial natürlicher Ressourcen nutzen, indem wir die Nährstoffe aus wertvollen Nebenprodukten der industriellen Lebensmittelindustrie zurückgewinnen und sie in die lokale Lebensmittelwirtschaft zurückführen“, erklärt Dr. Thibault Godard, Mushlabs-Mitbegründer und Konzernverantwortlicher bei Mushlabs. Auf diese Weise könne man zeigen, dass es möglich sei, die Effizienz, Rentabilität und Nachhaltigkeit bestehender Produktionssysteme für Lebensmittel zu steigern. Noch aber ist der Markteintritt für den Fleischersatz aus Pilzwurzeln nicht terminiert. Derzeit läuft der Patentierungsprozess, und die EU-Zulassung ist beantragt. Welche Produkte dann angeboten werden, wird von einem Marketing-Team vorbereitet, aber noch nicht verraten.

Und ein noch größeres Geheimnisse sind die Pilze, die in den ehemaligen Biertanks heranreifen.

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