Pleitegeier kreist über Verbrauchern

Die Trierer Wirtschaftsauskunftei Creditreform hat ihre Insolvenzuntersuchung für 2009 vorgelegt. Demnach sind die Pleiten bei den Firmen und den Verbrauchern im vergangenen Jahr zweistellig angestiegen.

Trier. Der Blick auf die Insolvenzentwicklung in der Region Trier bietet für das abgelaufene Jahr wenig Tröstliches. Die Zahl der Firmenpleiten ist um 11,76 Prozent angestiegen und bei den Verbraucherpleiten gab es einen Anstieg gegenüber dem Jahr 2008 von 8,91 Prozent.

Kurioserweise schlägt sich die Region bei der Unternehmensentwicklung weitaus besser als der Bundestrend; bei den Verbraucherinsolvenzen ist der Anstieg in der Region dagegen weitaus höher als in Gesamtdeutschland.

Einige Branchen sind stärker betroffen



2009 sind in der Region die Firmeninsolvenzen gegenüber dem Vorjahr von 153 Insolvenzen auf 171 hochgeschnellt. Die Region liegt damit dennoch unter dem Bundestrend, hier sind die Firmeninsolvenzen gegenüber dem Vorjahr bundesweit um 16 Prozent angewachsen.

Der Pressesprecher der Creditreform Trier, Guido Joswig, hat dafür eine Erklärung: "Die breitgefächerte Aufstellung der Region und damit eine weniger gegebene Branchenanfälligkeit, aber auch die Nähe zu Luxemburg spielen eine wesentliche Rolle dabei, dass die Wirtschaft in der Region relativ stabil ist."

Bundesweit wurden im vergangenen Jahr 34 300 Firmenpleiten registriert, 2008 waren es noch 29 580.

Bei ihrer Untersuchung haben die Insolvenz-Experten von Creditreform auch einige Branchen ausgemacht, die derzeit stärker unter der Krise leiden. "Wir haben festgestellt, dass im Bereich des verarbeitenden Gewerbes ein deutlicher Zuwachs in der Region zu vermelden ist, wenn auch auf geringem Niveau", erklärt der Creditreform-Sprecher. Waren in diesem Branchenbereich 2008 nur neun Insolvenzen zu verzeichnen, so waren es 2009 immerhin 17.

Auch im Baugewerbe hätten die Pleiten zugelegt. "Gegenüber 2008 mit 16 Insolvenzen ist im vergangenen Jahr ein Zuwachs auf 24 Insolvenzen also um 50 Prozent zu verzeichnen", sagt Guido Joswig. Im Bereich Handel seien indes die Insolvenzen von 39 Verfahren in der Region um rund 20 Prozent auf 31 Verfahren zurückgegangen.

Die meisten Privatpleiten in der Stadt Trier



Ein deutlicher Anstieg ist in der Region allerdings bei den Verbraucher-Insolvenzverfahren zu vermelden. So ist 2009 mit 489 Verbraucher-Insolvenzen gegenüber 2008 mit 449 Verfahren eine Steigerung von 8,91 Prozent festzustellen. Deutschlandweit waren im vergangenen Jahr insgesamt 98 800 Verbraucher-Insolvenzverfahren zu verzeichnen.

Die meisten Privatinsolvenzen der Region entfielen mit 144 Verfahren (2008: 143 Verfahren) erneut auf den Bereich der kreisfreien Stadt Trier, gefolgt vom Kreis Trier-Saarburg mit 105 Privatinsolvenzen (2008: 84 Insolvenzen) und 92 Kreis Bitburg-Prüm.

Die wenigsten Privatpleiten waren laut Creditreform mit 75 im Kreis-Bernkastel-Wittlich und 73 im Kreis Vulkaneifel gemeldet. Allerdings sei im Kreis Vulkaneifel gegenüber 2008 ein Anstieg von 35 auf 73 Verfahren, und damit um über 100 Prozent festzustellen.

"Wir vermuten, dass es im Vulkaneifel-Kreis so etwas wie einen ‚Nachholbedarf' gab. Denn in den vergangenen Jahren waren hier immer die geringsten Privatinsolvenzen zu verzeichnen", erklärt Guido Joswig. EXTRA Bei den Firmeninsolvenzen waren im Jahr 2009 bekannte Unternehmen in der Region betroffen. In vielen Fällen konnte der Betrieb sogar nach der Insolvenz erfolgreich weitergeführt werden: Insolvenz meldeten etwa an das Gebäude-Serviceunternehmen Omnicura (Trier), Kunststoffhersteller Tectro (Saarburg), die Mohr Holzbaugruppe (Trier), die Pharmaunternehmen Painex und ABO (beide Pellingen) und Traditionsfirmen wie Bekleidungshaus Freckmann (Wittlich) oder Mabilon Saar-Sekt (Saarburg). (hw)

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