Pleiten in Luxemburg auf Rekordniveau

Luxemburg · Die Finanz- und Schuldenkrise in Europa geht an Luxemburg nicht spurlos vorbei. Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Firmenkonkurse erneut gestiegen: 961 Unternehmenspleiten bedeuten einen neuen Rekord.

Luxemburg. Fast 1000 Firmenpleiten in einem Jahr: Bereits seit drei Jahren steigen die Unternehmensinsolvenzen im benachbarten Luxemburg an. "Dies ist nun sogar ein neuer Rekord bei den Pleiten", sagt der Chef der Creditreform Luxemburg und Trier, Herbert Eberhard. Seit vielen Jahren untersucht die Wirtschaftsauskunftei Creditreform die Insolvenzentwicklungen in der Region. In Luxemburg können die Experten dabei seit 2007 eine deutliche Steigerung feststellen. Mit 680 Insolvenzen im Jahr 2007 ging es nur 2008 einmal zurück auf 590 Firmenpleiten, danach aber nur noch hoch (siehe Grafik) bis auf 961.
Insolvenzen in der Großregion


Bei den Firmenzusammenbrüchen in der Großregion bildet die Region Trier eine Ausnahme. "Während in Frankreich und Belgien ebenfalls Steigerungen zu verzeichnen sind, sind in der Region Trier, wie in ganz Deutschland, die Firmeninsolvenzen in 2011 gegenüber dem Vorjahr um über fünf Prozent zurückgegangen", erklärt Herbert Eberhard. Etwa 150 Firmen haben 2011 in der Region Trier Insolvenz angemeldet, erst jüngst das Trierer Stahlwerk.
Das Großherzogtum und die Region Trier lassen sich allerdings nicht so einfach vergleichen. Im kleinen Nachbarland mit seinen gut 500 000 Einwohnern sind 356 000 Menschen beschäftigt.
Strukturen in Luxemburg


Allein gut 150 000 Grenzpendler fahren jeden Tag zur Arbeit nach Luxemburg. Mit 30 000 Unternehmen ist die Zahl der Betriebe etwas geringer als in der Region Trier (36 000). Die Zahl der Sozialversicherungsbeschäftigten liegt hier bei insgesamt etwa 153 000 Menschen.
Aber nicht nur die wirtschaftliche Dynamik ist in Luxemburg höher, auch die Zahl der Pleiten liegt deutlich über dem regionalen Schnitt.
"Die Zahl der in Konkurs gegangenen Unternehmen mit einem Alter von über fünf Jahren hat sich weiter erhöht", zeigt Eberhard eine weitere Auffälligkeit in der Entwicklung auf. Waren dies 2010 noch nur 535 Unternehmen, so stieg die Zahl 2011 auf 626 Firmen. "Damit steigt der prozentuale Anteil an den gesamten Konkursen der Firmen mit einem Alter von mehr als fünf Jahren von 59 Prozent auf fast 66. Diese in Europa singuläre Entwicklung setzt sich beschleunigt fort", so der Insolvenzspezialist. In anderen Ländern liegen hingegen meist junge Unternehmen an der Spitze der Insolvenzeintragungen.
In Luxemburg hingegen ist vieles ganz anders: Der Konkursanteil von Unternehmen, die jünger als fünf Jahre sind, ist von 42 Prozent 2010 auf 35 Prozent 2011 (383 auf 335) zurückgegangen. Für Eberhard hat dafür die Luxemburger Politik ein Lob verdient: "Hier zeigt sich eine im europäischen Vergleich größere Stabilität der Neugründer, was ein Erfolg der zahlreichen Gründungsinitiativen des Luxemburger Staates sein dürfte."
Meist Dienstleistungsfirmen

Pleiten in Luxemburg auf Rekordniveau
Foto: Birgit Keiser


Vor allem der Dienstleistungssektor ist von Pleiten betroffen. 616 Insolvenzen bedeuten einen Anteil von fast 65 Prozent. Doch mit etwa 26 000 Firmen dominiert dieser Sektor auch die luxemburgische Wirtschaft. Etwa 1200 Unternehmen sind dabei im Finanz- und Versicherungssegment tätig.
Die auffälligsten Insolvenzen im vergangenen Jahr kommen aber aus anderen Bereichen: "Für Schlagzeilen sorgte im vergangenen Jahr die Pleite des Baukonzerns Socimmo, bei dem rund 470 Jobs betroffen waren", erklärt Herbert Eberhard.
Weitere rund 100 Arbeitsplätze waren vom Bankrott der 1968 gegründeten Bauunternehmung Pedinotti & Cie. in Esch-sur-Alzette (Jahresumsatz 9,6 Millionen Euro) tangiert.
Spektakulär war auch die Insolvenz von zwei Firmen der finnischen Elcoteq-Gruppe (Elektronik-Konzern) mit zwar lediglich 17 Mitarbeitern, aber einem Umsatzvolumen von 831 Millionen Euro.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort