Pleitewelle bedroht Jobs

Die Wirtschaftskrise zwingt immer mehr Unternehmen zur Aufgabe. Allein in den ersten sechs Monaten des Jahres mussten 16 650 Firmen (plus 14 Prozent) einen Insolvenzantrag stellen. In der Region Trier trotzt die Wirtschaft diesem Trend. 77 Pleiten bedeuten sogar einen Rückgang. Bei den Privatinsolvenzen sieht es aber anders aus.

Trier. Die Krise zieht in Deutschland immer größere Kreise: Unternehmen und Verbraucher sind immer stärker betroffen. In der Region zeigt sich ein sehr differenziertes Bild. Während die Unternehmen noch nicht von der schlechten Lage vernichtet werden, melden mehr Private in der Region Insolvenz an.

Die Privatinsolvenzverfahren sind auch bundesweit in den ersten sechs Monaten (50 350 Verbraucherinsolvenzen gegenüber 48 420 im gleichen Vorjahreszeitraum) wieder angestiegen. Dies bedeutet einen Zuwachs von vier Prozent, "und es ist zu erwarten, dass in diesem Jahr die Hunderttausendmarke wieder überschritten wird", sagte Insolvenz-Experte Guido Joswig von der Creditreform Trier. In der Region Trier ist die Entwicklung bei den privaten Verbrauchern sogar schlechter als im Bundesdurchschnitt: Creditreform rechnet in den ersten sechs Monaten dieses Jahres mit gut 240 Verfahren, "was einer Steigerung von gut elf Prozent entsprechen würde", erklärt Joswig.

Die Ausgangslage in der Wirtschaft ist in der Region indes nicht dramatisch. Insgesamt ging die Zahl der Firmeninsolvenzen im ersten Halbjahr von 81 auf 77 Pleiten zurück, das entspricht einem Minus von fünf Prozent. "Nicht erfreulich ist, dass im Vergleich zum Vorjahr nunmehr wesentlich mehr Arbeitsplätze betroffen waren", sagt der Creditreform-Pressesprecher. Doch ein Blick auf die Insolvenzen zeigt, dass vor allem die Pleite der Trie rer Firma Omnicura, die mit 1000 Mitarbeitern zu Buche schlägt, die Statistik beeinflusst. Im Vergleichzeitraum 2008 waren 1076 Stellen von Pleiten betroffen, 2009 sind es bisher 1467. Weitere große Insolvenzen waren die der Firma Mohr Holzbau mit 75 Mitarbeitern in Trier, die der Firma Freckmann in Wittlich mit 55 Mitarbeitern und die der Firma Reichle Straßenbau in Gerolstein mit 35 Mitarbeitern.

Bundesweit ganz andere Dimensionen



Die Pleitewelle in der deutschen Wirtschaft gefährdet in diesem Jahr voraussichtlich deutlich mehr als eine halbe Million Arbeitsplätze. Angesichts der zunehmenden Pleiten von Großunternehmen wie Arcandor und Qimonda geht der Bundesverband von Creditreform in Neuss von schätzungsweise 540 000 Mitarbeiter aus. Allein im ersten Halbjahr waren mehr als eine Viertelmillion Beschäftigte von Insolvenzanträgen betroffen. Das sind über 50 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Eine Insolvenz bedeutet nicht automatisch den Verlust des Arbeitsplatzes. Durch eine Sanierung können Arbeitsplätze gerettet werden. Erfahrungsgemäß fallen dabei aber auch Stellen weg. Die Pleitewelle bringt nach Auswertung von Creditreform zunehmend große Arbeitgeber ins Wanken. "Große Firmeninsolvenzen gibt es in diesem Jahr wie in keinem anderen", sagte Vorstandsmitglied Helmut Rödl in Düsseldorf.

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