Praxistag auf Prüfstand

Vor zwei Jahren läuteten die Hauptschulen in der Region die Alarmglocken. Lediglich 19 Prozent der Hauptschulabsolventen bekamen damals eine Lehrstelle. Der Praxistag sollte im vergangenen Jahr Abhilfe schaffen, doch das in Trier gestartete Modell stotterte anfangs.

Trier. (hw) Mit dem Schuljahr 2007/08 startete in den Trierer Hauptschulen das Modellprojekt "Praxistag". Ein ganzes Jahr lang sollten die rund 300 Trierer Hauptschüler jeweils an einem Wochentag einen Praktikumstag einlegen. In diesem Jahr wird das Pilotprojekt auf landesweit 100 ausgeweitet. In der Region Trier haben sich bereits 30 Schulen angemeldet. Der Arbeitskreis Schule-Wirtschaft wollte nun aber mit seinen Mitgliedern, mit Pädagogen und Unternehmen über die ersten Erfahrungen diskutieren. Dorothea Winter vom Arbeitskreis sieht in diesem offen Dialog eine wichtige Aufgabe von "Schule-Wirtschaft". In einer Diskussionsrunde wurden Schwachpunkte und Vorteile des "Praxistages" gegenübergestellt. Günther Behr, Handwerkskammer Trier, sprach von einem mühevollen Anfang. "Das Ziel, mehr Hauptschüler in Ausbildung zu bringen, haben wir bisher mit dem Praxistag noch nicht erreicht." Auch Markus Lehnert, Rektor der Pestalozzi Hauptschule in Trier, klagte über einen schwierigen Prozess: "Wir betreiben einen großen Aufwand, das Resultat ist aber ernüchternd." Bis Ende Mai haben nach ersten Erhebungen etwa 20 bis 25 Prozent der Hauptschüler, die sich am Praxistag beteiligt haben, eine Lehrstelle. Ein nachhaltiger Effekt sei nicht feststellbar. Aus der Wirtschaft gab es vor allem Kritik an der Form des Praktikums. "Für uns ist eins Tagespraktikum nicht sinnvoll. Wir stellen nur Schüler für längere Blockpraktika ein", sagte Rainer Wagner von der Firma GKN Driveline. Das Autohaus Hess aus Trier hatte zwei Praktikanten im vergangenen Jahr eingebunden, doch auch hier sah man den einen wöchentlichen Besuch als schwierig an. Mit dem neuen Jahr aber soll der Praxistag besser laufen. Peter Riedel von der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier kündigte eine weitaus stärkere finanzielle Unterstützung an. Das Projekt wird durch Land und Bundesagentur für Arbeit bis 2010 mit insgesamt 17,4 Millionen Euro unterstützt. In anderen Bundesländern und mit anderen Gruppen hätten "Praxistage" eine hervorragende Übergangsquote von der Schule in die Ausbildung gebracht, sagte Riedel. Deshalb sei er auch optimistisch, dass sich diese Erfolge auch bei den Schulen in Rheinland-Pfalz nun einstellen würden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort