Problemfall Privat-Pleite

TRIER. Während bundesweit die Zahl der Firmenpleiten in diesem Jahr auf den niedrigsten Stand seit dem Jahr 2000 gesunken ist, gab es nach den vorläufigen Jahreszahlen der Wirtschaftsauskunftei Creditreform in der Region einen leichten Anstieg. Problemfall bleiben nach wie vor die Privatinsolvenzen.

Das Wirtschaftswachstum macht's möglich: Die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland ist in diesem Jahr nach Aussage der Creditreform auf den niedrigsten Stand seit 2000 gesunken. 2006 haben 31 300 Unternehmen Insolvenz beantragt - im Vergleich zum Vorjahr ein Minus von gut 15 Prozent und der stärkste Rückgang seit 1998. Vor allem in der Bauwirtschaft macht sich der Boom bemerkbar, wo 22,3 Prozent weniger Betriebe wegen einer Pleite aufgeben mussten. Das macht sich nun auch bei kleinen und mittleren Firmen bemerkbar.Keine Negativtendenz in der Region

Auch wenn es in der Region Trier entgegen dem Bundestrend eine leichte Steigerung von 2,75 Prozent bei den vorläufigen Unternehmensinsolvenzen abzeichnet, so leitet Guido Joswig von Creditreform Trier daraus "keine Negativtendenz für die Region" ab. Bei der relativ niedrigen Referenzzahl von rund 190 Firmenpleiten in diesem Jahr schlage sich eine Insolvenz wie etwa der Tix-Gruppe im Amtsgerichtbereich Bitburg mit insgesamt plus 16,7 Prozent deutlich stärker nieder. "Außerdem hinken wir dem Bundestrend sowohl beim Aufschwung wie beim Abschwung immer etwas hinterher", sagt Joswig. Wegen der Zahlungsunfähigkeit von Unternehmen verloren 2006 nach Berechnungen von Creditreform bundesweit 473 000 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz. Dies sind 16 Prozent weniger als vor einem Jahr. Die Summe der Insolvenzschäden belief sich auf 31,1 Milliarden Euro, 6,4 Milliarden Euro weniger als 2005. Dagegen steigen die Verbraucherinsolvenzen trotz der Besserung am Arbeitsmarkt weiter dramatisch an: In diesem Jahr stellten 89 700 Verbraucher einen Insolvenzantrag, gut 30 Prozent mehr als 2005, berichtet die Auskunftei. In der Region Trier waren es 16,8 Prozent mehr als noch im Vorjahr, wobei sich die Zahlen vor allem bei den Amtsgerichten Trier und Wittlich mit über 30 Prozent dem Bundestrend annähern. Lediglich im Amtsgerichtsbezirk Bitburg sanken die Privatinsolvenzen um gut 14 Prozent. Dies führt Guido Joswig von Creditreform Trier auf die schnelle Abarbeitung durch die Schuldnerberatungsstellen in der Eifel zurück. Als Grund für die starke Zunahme wird bundesweit nämlich ein "Aufstaueffekt" bei Gerichten und Schuldnerberatungen genannt. "Die Leute warten inzwischen bis zu eineinhalb Jahre auf eine Beratung", stellt Creditreform fest. Laut Schätzungen von Experten beläuft sich der Schaden für die Volkswirtschaft damit auf rund 225 Millionen Euro. Ein Ende des Anstiegs ist laut der Auskunftei nicht in Sicht. In Deutschland gibt es Schätzungen zufolge etwa drei Millionen überschuldete Haushalte. Viele Privatpersonen wollen sich durch ein Insolvenzverfahren von ihren drückenden Schuldenlasten befreien. 2007 wird die Zahl der Verbraucherinsolvenzen nach Schätzung auf 110 000 klettern und damit den Rekordstand dieses Jahres um fast ein Viertel übertreffen. Dagegen werden sich die Unternehmensinsolvenzen im kommenden Jahr auf dem diesjährigen Niveau stabilisieren.

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