Protestmarsch der Milchbauern

PRÜM. Rund 100 Lieferanten der Milch-Union Hocheifel (Muh) in Pronsfeld (Eifelkreis Bitburg-Prüm) haben am Dienstag gegen die angestrebte Fusion mit der Großmolkerei Humana demonstriert. Muh-Vorstand und Geschäftsführung wollen den Vertretern Mitte März ein erstes Konzept vorlegen.

 Vom Prümer Bahnhof zogen die Demonstranten über den Hahnplatz (im Hintergrund die Basilika) zur Karolingerhalle. TV-Foto: Marcus Hormes

Vom Prümer Bahnhof zogen die Demonstranten über den Hahnplatz (im Hintergrund die Basilika) zur Karolingerhalle. TV-Foto: Marcus Hormes

Seit der TV am 15. November erstmals über eine Zusammenarbeit zwischen Muh und Humana Milchunion im nordrhein-westfälischen Everswinkel berichtete, laufen Diskussionen bei Mitarbeitern und Landwirten über Vor- und Nachteile einer möglichen Fusion. Rund 100 Landwirte folgten am Dienstag einem kurzfristigen Aufruf von Fusions-Kritikern zu einer Kundgebung nach Prüm. Vom Bahnhof zog der Tross vor die Karolingerhalle, in der gewählte Muh-Vertreter gerade über den Sachstand zu Humana informiert wurden. Von 144 Vertretern stimmten 128 dagegen, den Demonstranten Einlass zu gewähren.75 Prozent der Vertreter müssten zustimmen

Die Landwirte konfrontierten daher den Muh-Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus Land und Geschäftsführer Rainer Sievers vor der Halle mit ihren Bedenken und Forderungen: Auflösung des seit 16. November laufenden Partnerschaftsvertrags mit Humana, Beendigung der Fusionsgespräche und Weiterentwicklung des selbstständigen Standorts Pronsfeld mit Sortimentsergänzungen wie zum Beispiel Joghurt und Käse. "Es gibt keinen vernünftigen Grund, der das Risikogeschäft einer Fusion mit Humana rechtfertigen würde", sagte Landwirt Dietmar Johnen aus Großkampenberg. Die niedrige Eigenkapitalquote von 27 Prozent, Berichte über rund 200 Millionen Euro Schulden und der um zwei Cent niedrigere Milchpreis hinterließen einen schlechten Gesamteindruck von Humana, meinten die Protestler. "Noch bis Mitte November lautete die Firmenphilosophie ,Erfolg ohne Fusion'. Wenn schon ein Partner gesucht werden muss, dann sollte der wenigstens in der Nähe liegen", spielte Landwirt Matthias Hons aus Pronsfeld auf die Nachbar-Molkerei Hochwald an. "Unser Vorstand macht sich Gedanken über die Fortentwicklung des Unternehmens", sagte Klaus Land. "Es ist keine Entscheidung gefallen, es wird nur geprüft. Wir ziehen das nicht um der Fusion willen auf dem Rücken der Landwirte durch." Rainer Sievers verwies auf die zurückliegenden Info-Veranstaltungen für alle Mitglieder. Aufgrund der Liberalisierung des EU-Agrarmarkts wäre es sehr risikoreich, den Weg weiter allein zu gehen: "Wir müssen über den Tellerrand hinausschauen und aus einer Position der Stärke verhandeln. Wenn ich nicht davon überzeugt bin, dass die Unternehmen zusammenpassen, lasse ich die Finger davon." Die Landwirte pochten hingegen auf eine detaillierte schriftliche Information und eine Abstimmung aller 2600 Mitglieder über die Fusion. "Dabei sollte es eine neutrale Rücklaufstelle geben wie zum Beispiel einen Notar", schlug Johnen vor. Nach dem Ende der Vertreterinformation in der Halle berichtete Sievers dem TV von einer "sehr sachlich und ohne Emotionen" geführten Beratung über die Reaktionen der Menschen in den vergangenen zwei Monaten. Im Tenor hätten die Vertreter dem Vorschlag zugestimmt, bis Mitte März ein Konzept zu erarbeiten. Die Entscheidung über eine Fusion, der 75 Prozent der Vertreter zustimmen müssten, falle frühestens 2008. Zu den Voraussetzungen gehöre von Humana-Seite die Erhöhung der Eigenkapitalquote und der Milchgeldleistung. 165 Millionen Euro Verbindlichkeiten von Humana dürften nicht isoliert betrachtet werden und relativierten sich bei einem Umsatz von zwei Milliarden.

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