"Raus aus der Servicewüste!"

Wittlich · Das Unternehmerforum Wittlich hat eine lange Tradition. Prominente Redner aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft gehören seit jeher zu den Gästen. In diesem Jahr steht die Veranstaltung unter dem Schwerpunkt Kundenorientierung und Service.

Wittlich. Hermann Simon, Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung Stadt Wittlich, stellt Themenschwerpunkte und Referentenprofile des VII. Unternehmerforums Wittlich vor, das heute in der Synagoge in Wittlich stattfindet.Wie kam das Thema dieser Konferenz "Kundenorientierung und Service als Herausforderung und Chance" zustande? Und was soll erreicht werden?Simon: Während deutsche Unternehmen in Technik und Produktion sehr stark sind, lassen Kundenorientierung und Service nach wie vor zu wünschen übrig. Ich habe 1995 in einem Spiegel-Interview den Ausdruck "Servicewüste Deutschland" geprägt. Es ist inzwischen besser geworden, aber die Serviceorientierung ist noch lange nicht so gut wie in anderen Ländern. Das gilt auch für unsere Region, wo ich immer wieder Haarsträubendes erlebe. Das können Ladenöffnungszeiten sein oder unfreundliches Verhalten von Mitarbeitern oder mangelnder Wille, auf die Wünsche der Kunden einzugehen. Ich sehe diese Mängel aber vor allem als Herausforderung und Chance, es besser zu machen, damit das Unternehmen voranzubringen und Arbeitsplätze zu sichern. Das Unternehmerforum gibt den Unternehmern und Managern aus der Region herausragende praktische Erfolgsbeispiele, von denen sie lernen können. Man könnte ihm auch das Motto geben "Raus aus der Servicewüste!".Und die Höhepunkte des Forums?Simon: Dazu zähle ich an erster Stelle den Vortrag von Götz Werner, des Gründers der erfolgreichsten deutschen Drogeriemarktkette dm, die auch in Wittlich vertreten ist. Während Schlecker, der ebenfalls in Wittlich einen Laden hatte, nicht zuletzt wegen mangelnder Kunden- und Serviceorientierung in den Bankrott schlitterte, gilt dm als Vorbild für kundenfreundliches Mitarbeiterverhalten. In seinem Vortrag "Initiative weckende Rahmenbedingungen gestalten" geht Werner darauf ein, wie er eine Unternehmenskultur geschaffen hat, die zu diesem Mitarbeiterverhalten führt. Und eines werden die Teilnehmer merken: Das beginnt von ganz oben. Das gilt im Guten wie im Schlechten. Auch das Schlussreferat von Frank Blase verspricht einen Höhepunkt. Seine Firma Igus ist doppelter Weltmarktführer, nämlich bei Kunststoffgleitlagern und bei sogenannten Energieketten. Können sich alle Branchen in den Referaten wiederfinden?Simon: Ja, auf jeden Fall. Wir haben bei der Auswahl der Referenten speziell auf Branchenvielfalt geachtet. Martin Fassnacht von der WHU Koblenz wird in seinem Vortrag ein breites Branchenspektrum ansprechen. Michael Baumann, Vetriebschef der Firma HUF-Haus, spricht für die Bauindustrie. Götz Werner und Robert Müller von moebelguenstiger.de repräsentieren den Handel. Die Autoindustrie ist durch Ulrich Selzer, den weltweiten Vertriebschef von Seat aus Barcelona vertreten. Selzer hat schon bei BMW und Toyota in Führungspositionen gearbeitet, er kennt also auch die japanische Kundenorientierung. Thomas Simon, Inhaber von IT-Haus, und Michael Rosbach, Vorstand von Scopevisio, stehen für Software und Internet. Nicht zuletzt sollte ich eine noch stärker zukunftsorientierte Branche erwähnen, nämlich das Car Sharing. Die Firma Invers, vertreten durch ihren geschäftsführenden Gesellschafter, den Harvard-Absolventen Alexander Kirn, ist Weltmarktführer für Car Sharing-Systeme. Was erwarten Sie von den Teilnehmern des Forums?Simon: Die Veranstaltung ist ausgebucht. Es hat mich allerdings nicht überrascht, dass das Interesse bei diesem Thema und den hochkarätigen Referenten so groß ist. Ich erwarte, dass die Unternehmer und Manager aus unserer Region nicht nur mit offenen Augen und Ohren, sondern auch mit der Bereitschaft, zu lernen und Dinge zu ändern, in die Synagoge kommen. redExtra

Professor Dr. Dr. h.c. mult. Hermann Simon ist Gründer und Chairman von Simon-Kucher & Partners Strategy & Marketing Consultants, Bonn, und Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung Stadt Wittlich. Foto: © Schafgans DGPh/Simon-Kucher & Partners

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