Region im Aufwind

Eine Studie bescheinigt der Region Trier beste Entwicklungs-Chancen (der TV berichtete). Bis zu 20 000 neue Arbeitsplätze könnten bis 2025 entstehen. Doch keine Medaille ohne Rückseite: Die Verantwortlichen in der Region sehen die Lage differenziert.

Trier. Die Region Trier könnte bis 2025 die Boom-Region in Rheinland-Pfalz werden. Dies ist das Ergebnis einer Auswertung der Gesellschaft für Wirtschafts- und Strukturforschung (GSW) und des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Getragen soll diese positive Entwicklung werden von den Bereichen Handel, Gastgewerbe, Verkehr, Finanzierung, Vermietung und Unternehmensdienstleistungen. In der Region trifft die Prognose auf freudige Hoffnung, aber auch auf ein wenig Skepsis. Arne Rössel Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Haneldskammer: "Ich teile die Einschätzung, dass wir in einem prosperierenden Wirtschaftsraum leben, der durch seine Lage im Großraum SaarLorLux gute Entwicklungsperspektiven bietet." Auch bei der Handwerkskammer Trier sieht man die Perspektiven sehr positiv. Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Josef Adams: "Wir erwarten gerade wegen der Nähe zu Luxemburg für das Handwerk gute Entwicklungschancen." Gleichzeitig sieht Adams aber auch einen Wettbewerb um den Nachwuchs. "Wir wissen um den Wettbewerb um die besten Arbeitskräfte und haben uns mit verschiedenen Aktionen auch schon darauf eingerichtet."Auch die IHK sieht Handlungsbedarf. "Blickt man auf die heute schon recht niedrige Arbeitslosenquote in der Region, so müssten wir in Zukunft wohl noch stärker darauf hinarbeiten, eine steigende Zahl gut ausgebildeter Arbeitskräfte gerade für den Dienstleistungsbereich zu qualifizieren. Bei einer rückläufigen Bevölkerungsentwicklung hieße das auch mehr Qualifizierung von älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern."Auch die IAB-Forscher haben diesen Punkt in ihrer Untersuchung besonders herausgestellt und sie warnen: "Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Wachstumsdynamik eines einzelnen Wirtschaftszweigs aufgrund eines branchenspezifischen Fachkräftemangels gebremst wird", sagt Oliver Ludewig vom IAB. In ihrem Fazit raten deshalb die Forscher: "Investitionen in Weiterbildung und Bildung sind notwendig, um den Trend der gegenwärtigen Bildungsstagnation umzukehren."Der Direktor der Agentur für Arbeit Trier, Hans-Dieter Kaes wurm, sieht allerdings noch "ungeweckte Potenziale". "Die Lebensarbeitszeit wird steigen, der Anteil der Frauen an der Beschäftigung muss weiter wachsen und ein Zuzug aus dem Saarland könnte die Beschäftigungszahl erhöhen." So könnte etwa die Bergbau-Krise im Saarland Vorteile für die Region bieten. Denn auch Kaeswurm geht davon aus, dass Luxemburg bei seinen Wachstumsraten weitere Arbeitskräfte aus der Region abziehen wird. "Wir haben bereits 23 000 Pendler aus der Region, und diese Zahl wird weiter steigen." Dabei sieht er klare Aufgaben für die Agentur für Arbeit: "Wir werden unsere Rolle als Dienstleister für Firmen noch weiter ausbauen." 20 000 neue Stellen in 17 Jahren, das seien gut 1000 Jobs im Jahr - und das sei ein Prozess, auf den man sich einstellen könne. Meinung Chance und Verpflichtung Die Arbeitsmarkt-Forscher stellen für die Region Trier eine schöne Prognose auf. Doch Vorsicht, denn die Studie nennt nicht nur Chancen und Entwicklungspotenzial, sie mahnt auch, zeitig die richtigen Weichen zu stellen. Und die zentrale Aussage der Forscher ist: Ein Fachkräftemangel kann die schönsten Perspektiven zunichte machen. Also gilt es nun, mit aller Macht in Bildung und Weiterblidung zu investieren. Einen klareren Arbeitsauftrag kann es nicht geben. Die Verantwortlichen wissen, was zu tun ist und können sich in den kommenden Jahren beweisen. h.waschbuesch@volksfreund.de

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