Regionaler Lehrstellenmarkt zwischen Himmel und Hölle

Trier · Im siebten Jahr in Folge stehen sich auf dem regionalen Ausbildungsmarkt weniger Bewerber als Ausbildungsplätze gegenüber. Die Arbeitsagentur führt 3524 ausbildungssuchende Jugendliche und 3751 Lehrstellenangebote auf.

Trier. Schöne Zeiten für gut ausgebildete, engagierte Jugendliche: "Der Ausbildungsmarkt ist für junge Leute seit Jahren ein Paradies", sagt der Chef der Arbeitsagentur Trier, Heribert Wilhelmi, bei der Vorstellung der gemeinsamen Ausbildungsbilanz von Agentur und den beiden Wirtschaftskammern HWK und IHK. Die unausgeglichene Situation zwischen Lehrstellensuchenden und Lehrstellenanbietern ist jedoch für einige Unternehmen die Hölle. In vielen Berufen gelingt es der Wirtschaft nicht, noch genügend Ausbildungswillige zu finden. "Allein im Handwerk haben wir noch rund 500 angebotene Lehrstellen nicht besetzt", sagt Günther Behr, Geschäftsführer bei der Handwerkskammer. So liegt seiner Meinung nach auch der Rückgang der eingetragenen Lehrverträge (knapp 1200/Minus 7,29 Prozent) nicht an der Ausbildungsbereitschaft der Handwerksbetriebe. "Der Wille bei den Betrieben ist groß, doch es gibt zu wenige Bewerber." Auch die Industrie- und Handelskammer meldet ein dickes Minus bei den Lehrverträgen. 1919 neue Azubis sind noch ein Minus von 4,7 Prozent bei der regionalen Industrie, dem Handel und in der Dienstleistungsbranche. "Wir hoffen aber, dass wir bis zum Jahresende noch auf eine schwarze Null kommen", sagt IHK-Geschäftsführer Marcus Kleefisch.
Drei in einem Boot - IHK, HWK und Arbeitsagentur - versuchen gemeinsam, die Situation für die Betriebe zu verbessern und werben massiv für Lehrlingsnachwuchs. "Die duale Ausbildung ist nicht das Ende der Karriere, sondern der Anfang, der jedem jungen Menschen alle Wege eröffnet", sagt Heribert Wilhelmi. Dabei setzten die Verantwortlichen auf bessere Aufklärung bei Jugendlichen und Eltern. Von den rund 210 unterschiedlichen, regelmäßig angebotenen Lehrberufen in der Region sind nur wenige bei den Bewerbern gefragt. "60 Prozent der Jungen konzentrieren sich auf die Top-Ten-Berufe, mit den Spitzenreitern KFZ-Mechatroniker, Verkäufer, Bürokaufleute.
Die jungen Frauen schauen zur Hälfte auf sieben Berufe, unter anderem Kauffrau, medizinische Fachangestellte und Friseuse. Die drei Akteure bemängeln aber auch, dass viele Jugendliche immer länger zur Schule gehen. Viele mit durchschnittlichen oder schlechten Noten versuchten sich weiter auf dem schulischen Weg. "Diese Warteschleife bringt ihnen meistens nichts", sagt Günther Behr. Ein weiteres Problem, dem sich Kammern und Arbeitsagentur offensiv stellen möchten, sind auch die vielen Studienabbrecher.
"Die gemeinsame Ausbildungsmesse ,Dein Tag, Deine Chance\' von HWK, IHK, Arbeitsagentur und Trierischem Volksfreund ist seit Jahren ein wichtiges Instrument, um Betriebe und Jugendliche zusammenzubringen", sagt Marcus Kleefisch. Diese Aktivitäten gelte es weiter zu forcieren.

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