Reinemachen bei Fliesen

METTLACH. Bei der defizitären Fliesensparte räumt der Mettlacher Keramik-Konzern Villeroy & Boch auf. Drei Werke in Italien, Rumänien und Ungarn werden verkauft. Das Unternehmen konzentriert die Fliesen-Produktion auf die Standorte in Merzig und La Ferté Gaucher (Frankreich).

Der Keramik-Konzern Villeroy & Boch (V & B) macht im Fliesenbereich Nägel mit Köpfen. Nachdem V & B bereits vor zwei Wochen angekündigt hatte, das Fliesenwerk im französischen Oiry an die italienische Epoca-Gruppe zu verkaufen, geht die Deinvestitions-Strategie bei den Fliesen weiter. Auf der Verkaufsliste stehen drei weitere Betriebe in Italien, Ungarn und Rumänien. Das teilte das Unternehmen gestern mit. Käufer ist die österreichische Lasselsberger-Gruppe. Die Sanitär-Keramik, die in diesen Betrieben produziert wird, soll allerdings bei V & B verbleiben.Konzentration auf Merzig

"Wir konzentrieren die Fliesenfertigung auf unsere Werke in Merzig und im französischen La Ferté Gaucher", erläuterte der V & B-Vorstandsvorsitzende Wendelin von Boch gegenüber unserer Zeitung. Auf diese Weise sollen "die Betriebe stärker ausgelastet werden, so dass wir nicht mehr gezwungen sind, aus Kapazitätsgründen zuviel zu produzieren und damit bei den Preisen unter Druck zu geraten", meint von Boch. Die Konzentration der Fliesenproduktion auf Merzig und La Ferté Gaucher "wird sich positiv auf das Ergebnis auswirken", ist der Vorstandschef überzeugt. Im Bereich Fliesen werden nach den Deinvestitionen noch 1380 Frauen und Männer beschäftigt sein. Heute sind es noch 2100. Die 720 Mitarbeiter, die von den Maßnahmen betroffen sind, werden nach V & B-Angaben von der Lasselsberger-Gruppe beziehungsweise dem italienischen Fliesenkonzern Epoca übernommen. In den Merziger Fliesenwerken arbeiten derzeit noch knapp 700 Beschäftigte, in La Ferté Gaucher sind es rund 230. Die übrigen Frauen und Männer in der Fliesensparte sind unter anderem im Vertrieb tätig. "Wir haben früher auch den Fehler gemacht, dass wir die gesamte Produktionspalette im Fliesenbereich selbst herstellen wollten, egal, ob es sich um glasierte oder unglasierte Scherben handelte, um Steingut oder Steinzeug", erläutert von Boch. Dies werde in Zukunft nicht mehr der Fall sein. Im unteren Preissegment sowie bei den hochpreisigen Produkten will V & B in Zukunft zukaufen und nicht mehr selbst fertigen. Allerdings müssen sich die Hersteller an die Vorgaben aus Mettlach halten, um den Zuschlag zu bekommen. Zunächst muss der Konzern im Fliesen-Segment weiter mit roten Zahlen leben. Vor allem die geplante Umstrukturierung "wird zu Buchverlusten führen", meinte der Vorstandsvorsitzende. Allerdings habe man bereits entsprechende Rückstellungen gebildet, um auf der sicheren Seite zu sein. Die eingeleiteten Maßnahmen würden dazu beitragen, den Fliesenstandort Merzig zu stärken. Die rentablen Bereiche Sanitär und Tischkultur würden zudem ausgebaut, die Wellness-Sparte werde optimiert.

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