Rettung kurz vor Toreschluss

TRIER. Rettung in letzter Minute: Die Insolvenz des in finanzielle Schwierigkeiten geratenen Trierer Hoch- und Tiefbau-Unternehmens Kickert ist abgewendet. 155 Mitarbeiter bleiben vorerst in Lohn und Brot.

Nun kann es für die 155 Beschäftigten des Trierer Hoch- und Tiefbau-Unternehmens Kickert doch noch ein friedliches Weihnachtsfest werden. Was Eberhard Heinz, von der Kickert-Geschäftsführung eingesetzter Unternehmensberater der Firma Targum aus Frankfurt, gestern auf der Betriebsversammlung mitzuteilen hatte, daran haben die meisten Beschäftigten nicht mehr geglaubt. Quasi in letzter Minute sind ausstehende Zahlungen eingegangen, der Oktober kann den Beschäftigten damit gezahlt werden.In der Branche munkelte man schon längere Zeit, dass das Trierer Traditionsunternehmen kurz vor der Zahlungsunfähigkeit stünde. Immerhin hatte es in diesem Jahr häufiger verspätete Gehaltszahlungen gegeben, der Lohn von Oktober konnte dann gar nicht mehr gezahlt werden. Und dies bei einem Auftragsvolumen von acht Millionen Euro. In der Tat waren die Mitarbeiter fest entschlossen, in dieser Woche Insolvenzantrag beim Amtsgericht zu stellen. Doch Heinze und Betriebsrats-Chef Stefan Regert konnten dies verhindern. Auch ein Antrag eines Geschäftspartners wurde letztlich zurückgezogen."Fakt ist: Das Unternehmen ist am Ende der Kreditlinie angelangt. Die Löhne und Gehälter von Oktober und November standen aus", stellt Berater Heinze nüchtern fest. Er hatte am 8. Dezmber einen Auftrag von der Geschäftsleitung zur Situationsanalyse bei Kickert bekommen. Seit sechs Tagen wühlt er sich mit vier eigenen Mitarbeitern durch Rechnungen, Aufträge und ausstehende Zahlungen. Auf rund eine Million Euro haben sich bis dato die Außenstände angehäuft.Eine Insolvenz hätte Kickert womöglich das Genick gebrochen. Denn Hauptauftraggeber der Bau-Firma sind öffentliche Auftraggeber, also Bund und Land. So hat das Unternehmen allein auf dem Flugplatz Spandahlem vier verschiedene Aufträge ergattert, auch für die Anschlusstelle der Bundesstraße 53 in Trier Biewer zeichnet sich die Firma verantwortlich. Ein Insolvenzantrag hätte aber dazu geführt, dass sich Kickert laut Gesetz nicht mehr an öffentlichen Ausschreibungen hätte beteiligen dürfen.Die Ursachen für die Krise liegen laut Interims-Manager Eberhard Heinze auf Seiten sowohl der Auftraggeber wie bei der Firmenleitung: "Die Fehler sind auf beiden Seiten gleichgewichtig." Dass die öffentliche Hand unter einer Haushaltssperre leide und schon mal den Bescheid über die Abschlusszahlung abwarte, obwohl längst eine teilgeprüfte Bauleistung erbracht worden sei, sei die eine Ursache. Die andere betreffe das Kickert-Management. So wird der 1951 gegründete Betrieb heute in zweiter Hand von vier Geschäftsführern geleitet, zwei davon sind Familienmitglieder, aber bereits 67 und 70 Jahre alt. "Es fehlt modernes Management, teilweise wurde falsch kalkuliert", sagt Heinze.Seine Aufgabe ist es nun, ein Sanierungskonzept zu erstellen, ausstehende Zahlungen einzutreiben und mit Banken, Stadt und öffentlichen Trägern über einen Überbrückungskredit zu verhandeln. Heinze sagt: "Es gibt einen ausreichenden Auftragsbestand. Das Jahr 2004 ist nicht gefährdet." Für den Betriebsrat-Vorsitzenden Stefan Regert, der seit 28 Jahren bei Kickert arbeitet, Grund zum Optimismus: "Wir wissen jetzt, dass es weiter geht. Und die Belegschaft ist mit dabei, wenn es darum geht, die Sanierung durchzuziehen."

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