Ruckzuck-Test entlarvt Bierfälscher

BITBURG. Was würden Sie sagen, wenn Sie ein Premium-Pils bestellen und ein Billig-Bier serviert bekommen? Betrug am Kunden! Das meint auch die Bitburger und will schwarzen Schafen in Gastronomie und Fachgroßhandel das Handwerk legen. Ein eigens entwickelter Bier-Schnelltest zeigt an, ob auch Bit drin ist, wo Bit draufsteht.

Bitburger Pils ist das meistgezapfte Bier in Deutschland. Darauf sind die Brauer aus der Eifel mächtig stolz. Rund 29 Prozent des in Bitburg gebrauten Gerstensafts wird in Fässern verkauft, bundesweit liegt der Schnitt bei 18 Prozent. Möglicherweise wäre der Bitburger-Fassbieranteil sogar noch ein kleines bisschen höher, gäbe es da nicht ein paar schwarze Schafe unter den Wirten oder Getränkegroßhändlern. Wer bei denen ein Bit bestellt, bekommt zwar ein Bier, aber nicht das Pils aus der Eifel. "Sondern irgendein in Osteuropa oder auch Deutschland abgefülltes Billig-Bier", sagt der Bitburger Vertriebsdirektor Heinrich Wurster."Warum schmeckt das Bier so komisch?"

"Markenunterschiebung" heißt das im Fachjargon, schlichtweg "Betrug" nennt es der Laie. Kunde und Brauerei sind die Gelackmeierten: Der eine, weil ihm "bewusst ein falsches Bier untergejubelt" (Wurster) wird, der andere, weil ihm ein Geschäft durch die Lappen geht. Für die Betrüger dagegen lohnt sich die Billigbier-Masche. "Die kaufen das Bier zum Spottpreis ein", sagt Bit-Vertriebschef Wurster, "und verkaufen es zum Preis eines Premiumbieres." Während etwa der Wirt für ein 50-Liter-Bitburger-Fass rund 85 Euro auf den Tisch legen muss, bekommt er das Billig-Bier aus dunklen Kanälen für die Hälfte. Verkauft er das als Premium-Pils, sind die Gewinnmargen entsprechend hoch. "Ich weiß von einem Fall", sagt Bit-Direktor Heinrich Wurster, "da ist ein kompletter LKW samt Anhänger mit leeren Markenbier-Fässern nach Osteuropa gefahren - und mit vollen Fässern wieder zurückgekommen. In den 320 Keg-Fässern war allerdings kein Premium-, sondern Billig-Bier", abgefüllt in irgend einer osteuropäischen Lohnbrauerei. 320 Fässer je 50 Liter Inhalt - da kommen rasch einige zehntausend Euro Gewinn beisammen. Ein lukratives Geschäft, es sei denn, der Schwindel fällt auf. "Beispielsweise weil Kunden oder Wirte bei uns nachfragen, warum das Bitburger plötzlich anders schmeckt", sagt Vertriebsdirektor Wurster. Das kann profane Gründe haben, wenn etwa die Bierleitung nicht gereinigt oder die Fässer nicht ordnungsgemäß gelagert wurden. Manchmal aber schmeckt das "Bitburger" tatsächlich anders, weil Billig-Bier in den Gläsern ist. Dies herauszufinden, war in der Vergangenheit eine ziemlich komplizierte Angelegenheit. Das Bier kam nach Bitburg und wurde dort im Labor untersucht. Erst danach stand fest: War im Glas, was versprochen wurde? Seit Kurzem allerdings ist der Echtheitstest eine Sache von Sekunden. Der Bitburger Laborchef Dr. Georg Stettner und sein Team haben in monatelanger Arbeit einen Schnelltest entwickelt, der - ruckzuck - echtes von falschem Bitburger unterscheiden kann. Dazu wird ein wenig Pils in ein Glasröhrchen geschüttet, das anschließend in ein so genanntes Fotometer zur Lichtstärkenmessung gesteckt wird. Innerhalb weniger Sekunden leuchtet dann entweder ein grünes Smiley-Gesicht auf, will heißen: Bit im Glas. Oder ein rotes Gesicht zeigt an: Vermutlich ist etwas faul. In diesem Fall wird die Probe anschließend im Labor noch einmal genauer untersucht. Nachteil des Schnelltests: Weil ein Fotometer benötigt wird, kann Otto-Normalthekensteher nicht selbst überprüfen, ob ihm sein Wirt möglicherweise Billigbier statt Bit serviert. Das allerdings ist die Ausnahme. "Wir haben bei Verdachtsfällen bislang 200 Tests gemacht", sagt Laborchef Stettner, "und nur zweimal war das Gesicht anschließend rot." Auch Heinrich Wurster warnt vor vorschnellen Schuldzuweisungen: "Wir haben rund 40 000 Gastronomiepartner", sagt der Vertriebsdirektor, "von denen 39 990 okay sind. Ein paar schwarze Schafe dürfen da nicht eine ganze Branche in Verruf bringen. Aber die schwarzen Schafe müssen wir finden." Und was passiert dann? "Bislang haben wir in einem Fall rechtliche Schritte eingeleitet", sagt Wurster.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort