Rüstzeug für Europa

TRIER. Mit Sorgen und Hoffnungen betrachtet die Wirtschaft die Osterweiterung der Europäischen Union. Das Euro Info Centre in Trier (EIC) möchte mit seinem Service die rheinland-pfälzischen Unternehmen auf die Gewinnerseite bringen.

Seit dem 1. Mai ticken die Uhren in der EU anders. Durch die Eingliederung der zehn mittel- und osteuropäischen Länder ist die EU zum weltweit größten Binnenmarkt geworden. Mit den 75 Millionen neuen EU Bürgern leben nun rund 453,3 Millionen Menschen in der Gemeinschaft. Doch viele kleine und mittlere Betrieben haben andere Zahlen im Sinn: Der durchschnittliche Stundenlohn der Beitrittsländer beträgt allenfalls ein Fünftel bis ein Sechstel des "westlichen" Lohnniveaus. Doch Angst machen gilt für das EIC nicht. Chefin Silke Brüggebors möchte den rheinland-pfälzischen Unternehmen lieber auf die Sprünge helfen, wenn es um Chancen in Osteuropa geht.Der Weg in den Osten führt über Trier

Die von der Handwerkskammer Trier (HWK) und der Industrie- und Handelskammer (IHK) getragene EU-Beratungsstelle für Rheinland-Pfalz unterstützt seit 1989 Unternehmen bei ihren Vorstößen ins Ausland. Zur EU-Erweiterung gebe es "neun gute Gründe, warum das EIC noch wichtiger wird", sagt HWK-Hauptgeschäftsführer Hans-Hermann Kocks. Informationsveranstaltungen, Bearbeitung von Anfragen zu nationalen Vorschriften, Infos über öffentliche Ausschreibungen, Beratungen beim Aufbau von Kooperationen, Hilfe bei der Gründung von Niederlassungen, Vermittlung von Partnern, Unterstützung bei der Anbahnung von Kooperationen, Infos über Förderprogramme oder auch Infos zur Beschäftigung von ausländischen Facharbeitern seien beim EIC abzurufen. Kocks sieht für Handwerksbetriebe vor allem zwei Vorteile: So könne es für regionale Betriebe attraktiv sein, dort Vorprodukte fertigen zu lassen, und es gebe die Chance, dringend gesuchte Fachkräfte zu finden. IHK-Hauptgeschäftsführer Arne Rössel sieht ähnliche Möglichkeiten für die Industrie. "Eine Teilverlagerung von Produktionen kann dazu führen, dass bei uns Jobs gesichert werden", sagte Rössel. Als Beispiel führten die Hauptgeschäftsführer Fahrzeugbau-Hersteller Peki aus Osburg an, der Teile seiner Aufbauten in der Tschechei fertige und sich so im heimischen Markt gut behaupten könne. Es gebe im KFZ-Zulieferbereich eine ganze Reihe von Betrieben, die mit ihren Auslagerungen regionale Standorte sicherten. Trotz aller Herausforderungen im Osten hat das Beratungszentrum seinen Schwerpunkt natürlich im Dreiländereck. Silke Brüggesbors: "Im vergangenen Jahr haben wir 3297 Anfragen beantwortet, knapp 100 000 Besucher haben auf unserere Homepage 375 533 Seiten abgerufen, landesweit haben wir 54 Veranstaltungen organisiert und 56 Unternehmen bei EU-Förderprogrammen beraten." Häufig nachgefragt wurden die Recherchedienste des EIC. So konnten über 700 Unternehmen an beschränkten Ausschreibungen mit einem Volumen von 160 Millionen Euro teilnehmen. Möglich ist das im Auftragsberatungscenter (abc), das seit einem Jahr an das Trierer Beratungsbüro angegliedert ist. Und auch die öffentlichen Ausschreibungen im benachbarten Ausland werden beim EIC nachgefragt. Doch beim EIC wachsen die Bäume nicht in den Himmel. Die acht Mitarbeiter erwirtschaften rund eine Million an Umsatz. Das EIC finanziert sich aus Zuschüssen der HWK, der IHK und der Europäischen Union sowie aus kostenpflichtigen Diensten. Das Land Rheinland-Pfalz hat sich wegen der eigenen Finanznot aus der Beteiligung verabschiedet. Beim EIC heißt es deshalb 2004 "Optimierung der internen Organisation". Im Klartext: Konsolidierungskurs einschlagen, das Angebot für die Firmen ausbauen und Stellen sichern.

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