Schattenseite des Super-Sommers

TRIER/KOBLENZ. (vs/dpa) Nicht nur Gutes bewirkte der Jahrhundert-Sommer. Während die einen noch die letzten Sonnenstrahlen genießen, schwitzen die anderen genau deshalb über den Weinpreisen.

Infolge des langen und heißen Sommers kommt es dieses Jahr zu einem qualitativ guten, aber quantitativ geringen Wein-Ertrag. Und das könnte Probleme bereiten. So könnte der Wein-Traumjahrgang 2003 nach Einschätzung des Weinbau-Experten Gerd Knebel für tausende Fassweinwinzer ein Verlustgeschäft werden. "Die Erträge sind sehr niedrig. Die bisschen höheren Preise, die die Kellereien in diesem Jahr den Fassweinwinzern für die hohe Qualität zahlen, gleichen das nicht aus", sagt der Geschäftsführer der Weinbauverbände Mosel-Saar-Ruwer und Mittelrhein. "Unter dem Strich gibt es weniger Geld für die Fassweinwinzer", ergänzte der Fachmann. Eine Hoffnung für die Fassweinwinzer gibt es laut Experte Knebel aber noch: die Selbstvermarkter unter den Winzern. "Viele kaufen wegen der niedrigen Erträge Wein von den Fasswein-Kollegen für die eigene Vermarktung auf und zahlen dafür mehr als die Kellereien." Nach Schätzung des Bundesverbandes der Deutschen Weinkommissionäre könne es bei der Verknappung zu erheblichen Preisausschlägen kommen. Schon jetzt liege der Preis für 1000 Liter Riesling bei etwa 800 Euro; letztes Jahr waren es noch 360 Euro, sagt Ernst Faber vom Bundesverband der Deutschen Weinkommissionäre. Im Gegensatz dazu fällt die Preiserhöhung nach Rechnung von Gerd Knebel wesentlich geringer aus. Der Preis für 1000 Liter Riesling sei lediglich von 700 Euro auf 800 Euro gestiegen - ein Preis, der den geringeren Ertrag nicht ausgleichen würde. Und auch Christoph Koenen, Weinbauberater des Dienstleistungszentrums ländlicher Raum Mosel, Abteilung Weinbau und Önologie, bestätigt Knebels Daten: "Der Fasspreis für Riesling lag letztes Jahr bei 700 bis 750 Euro. In diesem Jahr ist er tendenziell höher. Da die Weinlese noch nicht beendet ist, lässt sich aber zu diesem Zeitpunkt noch kein fester Preis nennen." Laut Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz berge ein nur geringer Preisanstieg große Gefahren für einige Weinbauern. "Falls die Weinkommissionäre nur geringere Preise zahlen, steht die Existenz vieler Winzer auf dem Spiel", glaubt Kammer-Präsident Günther Schartz.

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