Schicksalstag für Herhof

TRIER/WETZLAR. Die Uhr für den Müllverwerter Herhof im hessischen Solms ist abgelaufen: Gestern wurde am Amtsgericht Wetzlar das endgültige Insolvenzverfahren eröffnet. Wie es nun auf der Deponie in Mertesdorf weitergehen soll, ist noch ungewiss. Fest steht bisher nur, dass dort ab dem 1. Juni Restmüll aus der Region zwischengelagert werden muss.

Unmittelbar nach der Insolvenzeröffnung war der Vorstand des Zweckverbandes Regionale Abfallwirtschaft unterrichtet worden. Dazu Zweckverbands-Vorstand Richard Groß, Landrat des Kreises Trier-Saarburg: "Entsprechend der gesetzlichen Vorgaben muss uns der Insolvenzverwalter nun unverzüglich mitteilen, ob er den Entsorgungsvertrag anstelle des untergegangenen Schuldner Herhof-Umwelttechnik GmbH erfüllen wird." Gleichzeitig werde eine neue, europaweite Ausschreibung zur Restabfallbehandlung in Angriff genommen. Dies bedürfe aber der sorgfältigen Vorbereitung und könne noch Wochen dauern. Gedacht ist nach Angaben von Groß an eine "technisch offene" Ausschreibung, bei der nicht von vorneherein nach einem speziellen Verfahren gefragt wird. Vielmehr will sich der Zweckverband zunächst eine Übersicht über den gesamten Markt verschaffen. Völlig ungewiss ist das Schicksal der zu 70 Prozent fertiggestellten Trockenstabilatanlage in Mertesdorf. Verbandsvorsteher Richard Groß schließt nicht aus, dass sich doch noch ein Käufer findet, der das Werk fertig stellt und in Betrieb nimmt. Groß: "Wir werden auch im Rahmen der neuen Ausschreibung dahingehend die Augen offen halten. Jedenfalls ist unser letzter Segen über diese Anlage noch nicht gesprochen." Höhere Müllgebühr unvermeidbar

Um die regionale Müllentsorgung nach Beginn des Deponierungsverbots am 1. Juni sicherzustellen, soll noch in dieser Woche bei der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord eine Erlaubnis zur Müll-Zwischenlagerung eingereicht werden. Geeignete Flächen sind nach Angaben des Zweckverbandes auf der Deponie Mertesdorf vorhanden. "Dennoch werden wir nach dem 1. Juni bemüht sein", so Groß "so viel Restmüll wie möglich an andere Aufbereiter abzugeben. Je weniger wir dort zwischenlagern, desto weniger müssen wir später aufarbeiten". Die Verbraucher in Trier und Region müssen also in nächster Zukunft nicht mit dem Müllnotstand rechnen – dafür aber ab 2006 mit höheren Müllgebühren. Dazu der Verbandsvorsteher: "Zu welcher Lösung wir auch finden – sie wird auf jeden Fall teurer." Von der Herhof-Pleite sind im hessischen Solms rund 100 von 120 Mitarbeitern direkt betroffen – sie erhielten gestern die so genannte Freistellung, was in den meisten Fällen am Ende auf eine Kündigung hinauslaufen dürfte. Unternehmenssprecher Andreas Puchelt: "Niemand bei uns weiß, ob und wie es weitergeht." Offen ist auch die Frage, ob Insolvenzverwalter Bernd Ache in Wetzlar den Entsorgungsvertrag mit dem Zweckverband anstelle des Schuldners Herhof fortsetzen will oder kann. Eine entsprechende Anfrage des TV in Wetzlar blieb gestern unbeantwortet.

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