Schienen-Maut fällt weg

Trier · Die Bahn darf ab Dezember 2011 von ihren Konkurrenten keine Zuschläge mehr für die Nutzung von regionalen Strecken verlangen. In der Region betrifft das die Strecken von Trier nach Gerolstein und von Traben-Trarbach nach Bullay.

 Bis 2008 fuhr die private Transregio auf der Moselweinbahn. TV-Foto: Archiv/Gerda Knorrn-Belitz

Bis 2008 fuhr die private Transregio auf der Moselweinbahn. TV-Foto: Archiv/Gerda Knorrn-Belitz

Thomas Geyer macht den Bahnfahrern wenig Hoffnung. Auswirkungen auf die Fahrpreise habe die Abschaffung der sogenannten Regionalfaktoren wohl kaum, sagt der Chef des für den Schienennahverkehr in der Region zuständigen Zweckverbands SPNV in Koblenz. Trotzdem begrüßt der Verbandsdirektor die Entscheidung der Bundesnetzagentur. Ab Dezember 2011 soll die "Schienen-Maut", wie Geyer die von der Bahn erhobenen Zuschläge für Bahn-Konkurrenten auf bestimmte Strecken nennt, wegfallen. In der Region sind davon lediglich die Eifelstrecke zwischen Trier und Gerolstein und die Moselweinbahn von Traben-Trarbach nach Bullay betroffen. Neben den normalen Trassenpreisen, den Grundpreisen je gefahrenen Kilometer, die für die Nutzung von der für das Schienennetz zuständigen Bahntochter DB Netz verlangt werden, müssen private Bahnfirmen auf einigen Regionalstrecken einen Aufpreis bezahlen. Auf der Eifelstrecke beträgt dieser rund zehn Prozent des Trassenpreises. Der Trassenpreis errechnet sich aus verschiedenen Faktoren wie etwa Schienenqualität oder Bedeutung für den Zugverkehr. Auf diese unterschiedlichen Grundpreise kommen dann wieder unterschiedliche Aufpreise auf einigen Strecken.

Die Bundesnetzagentur hatte bereits im März kritisiert, dass die Höhe der Regionalfaktoren für einzelne Strecke stark variiert. Beträgt er in der Oberpfalz in Bayern 3,81 pro Kilometer, sind es etwa in Mittelsachsen 7,27 Euro.

Kein Aufschlag für Moselstrecke



Experten kritisierten schon länger, dass die Bahn die 1994 eingeführten Regionalfaktoren einsetzt, um sich Konkurrenz vom Hals zu halten. Einiges spricht zumindest dafür. So verlangt die DB Netz zum Beispiel auf der vielbefahrenen Moselstrecke zwischen Trier und Koblenz keinen Zuschlag auf den normalen Trassenpreis von vier Euro pro Kilometer, auch auf der Saarstrecke nach Saabrücken gibt es keine "Schienen-Maut". Dort rollen auch Güter- und Fernzüge der Bahn. Zuschläge würden dann das eigene Unternehmen treffen. Auf der Eifelstrecke und der rund elf Kilometer langen Moselweinbahn fahren hingegen nur Nahverkehrszüge. Die Strecke zwischen Traben-Trarbach und Bullay war bislang die einzige Strecke in der Region, auf der ein privates Unternehmen unterwegs war. Zwischen 2001 und 2008 fuhr dort die in Trier gegründete Gesellschaft Transregio. Seit fast zwei Jahren fährt dort wieder die Deutsche Bahn.

Der SPNV zahlt Unternehmen, die auf den beiden Strecken fahren, Zuschüsse in Höhe der Zuschläge. Fallen diese weg, spare der Verband entsprechend, sagt Geyer. Er bezweifelt allerdings, dass sich die Bahn die Einnahmen komplett entgehen lasse. Immerhin nimmt die DB Netz mit den auf 40 Strecken erhobenen Regionalfaktoren rund 110 Millionen Euro im Jahr ein. DB Netz kündigte gestern bereits an, "alternative Finanzierungsmöglichkeiten" zu prüfen.

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