Schöne Töchter im Ausland
TRIER. Mit einem Absatz von rund 200 Millionen Flaschen Sekt hat die Sektkellerei Schloss Wachenheim ihre Position als weltgrößter Sekthersteller im Geschäftsjahr 2002/03 bestätigt. Der Umsatz stieg dank der Wachstumsmärkte Osteuropa und Frankreich um 7,2 Prozent auf 403,8 Millionen Euro.
Nick Reh, Chef des weltgrößten Sektherstellers, könnte eigentlich kurz vor Jahresende zufrieden sein. Die Schloss Wachenheim AG hat das abgelaufene Geschäftsjahr mit einem deutlichen Umsatzplus abgeschlossen, der Expansionskurs in den osteuropäischen Staaten und in Frankreich hält das Unternehmen auf Erfolgskurs. Doch im wichtigen Heimatmarkt Deutschland hakt es: "Der Jahresüberschuss fiel mit 1,8 Millionen Euro geringer aus als im Rekordjahr 2001/02 mit 5,1 Millionen Euro.Faber-Sekt die Top-Marke
Hauptgründe sind die Einführung des Pflichtpfands in Deutschland sowie die Schließung der unrentablen Kellerei Moigneon Guenau Frères in Frankreich, die Einmalkosten in Millionenhöhe verursachten", sagt der Konzern-Chef dem TV . Dennoch werde man an die Aktionäre eine Dividende 0,25 Cent je Aktie ausschütten. "Damit wollen wir unseren Aktionäre zeigen, dass schon das nächste Jahr beim Überschuss wieder besser wird." Gerade vom heimischen Markt erhofft sich Wachenheim etwas mehr Dynamik. Zwar sind die Deutschen mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von rund vier Litern noch Weltmeister im Sekttrinken, aber seit den 90er Jahren (fünf Liter pro Bundesbürger) ist der Absatz stark zurückgegangen. Nach einer Preiserhöhung im April seien die Wachenheim-Umsätze in Deutschland um 6,3 Prozent zurückgegangen, insgesamt aber hat die AG über Jahre hinweg ihren Marktanteil von rund 22,5 Prozent stabil gehalten. "Wir wollen nicht mehr Sekt um jeden Pres verkaufen, sondern wir wollen mit jeder Flasche Geld verdienen", sagt Nick Reh. Das bedeutet auch, dass man das eigene Sortiment durchforstet. "Von den rund 300 Produkten wollen wir mittelfristig zwei Drittel auslisten." Top-Marke im Hause Wachenheim bleibt Faber-Sekt (Trier) mit 20 Millionen Flaschen. Marktführer ist Wachenheim aber bei Prosecco (acht Millionen Flaschen/plus 25 Prozent) oder bei den entalkoholisierten Weinen und Sekten (3,6 Millionen/ plus 21 Prozent). Beim Kinderpartygetränk "Robby Bubble" ist nach Einführung des Pfandsystem der Verbrauch eingebrochen. "Wir versuchen nun das Produkt ohne 'Bubble' - also ohne Kohlensäure - an den Markt zu bringen. Dann entfällt nämlich das Pfand", erklärt Reh. "Ob die Kunden das annehmen, wissen wir noch nicht." Die in den vergangenen Jahren gegründeten Konzerntöchter in Polen, Tschechien, der Slowakei und Rumänien weisen nach Rehs Worten ein "exponentielles Wachstum" auf. Inzwischen erwirtschaftet die AG 53,5 Prozent seines Umsatzes im Ausland. Von den weltweit 910 Mitarbeitern sind 550 im Ausland beschäftigt, rund 150 der 360 inländischen Stellen sind in Trier. Rund 20 Prozent der Grundweine zur Sektherstellung bezieht Wachenheim von der Mosel und aus der Pfalz. Das zweite wichtige ausländische Standbein für Wachenheim ist das Frankreich-Geschäft. Im September erwarb der Konzern von der Bacardi-Martini-Gruppe 50 Prozent der Compagnie Européenne des Vins Mousseux (Cevim) und wurde damit ihr alleiniger Eigentümer. Zugleich übernahm Schloss Wachenheim von Bacardi die Sektmarke "Charles Volner", die im Nachbarland mit acht Millionen verkauften Flaschen und 14,4 Prozent Marktanteil unangefochten die Nummer eins im Bereich Sekt (ohne Champagner) ist. "Für uns ist das eine sehr interessante Option. Denn ein französischer Sekt hat auf dem Weltmarkt ganz andere Absatzchancen als ein deutscher Sekt", sagt Reh. Wachsen möchte die Schloss Wachenheim AG in den nächsten Jahren vor allem durch neue Absatzmärkte. "Weißrussland oder Russland könnten in den nächsten Jahren interessant sein, mittelfristig natürlich auch China", sagt der Wachenheim-Chef. Auf Einkaufstour werde Wachenheim in nächster Zeit nicht gehen, sagt Reh. "Jetzt folgt für uns eine Konsolidierungsphase, und Spannung warten wir auf den EU-Beitritt der Ostländer. Wir haben dort eine ausgezeichnete Ausgangslage, die wir noch ausbauen wollen." Wächst Wachenheim also aus dem deutschen Markt heraus? "Expansion ist nur im Ausland möglich. Doch damit werden auch in Trier Arbeitsplätze gesichert," sagt Nick Reh.