Schuhe kaufen wie im Paradies

Trier · Trier ist ein Paradies für viele Schuh-Fans: Denn im Oberzentrum der Region finden sich mit rund 60 Schuhgeschäften mehr Läden bezogen auf die Bewohner als in den meisten anderen Städten dieser Größenordnung. Und noch mehr Kaufleute erhoffen sich Umsätze aus dem Schuhverkauf.

Trier. Ob Imelda Marcos, Gattin des philippinischen Ex-Diktators, und Popstar Mariah Carey in Trier auf Shopping-Tour gehen würden, ist zwar nicht klar. Eine größere Auswahl an Stiefeln, Sandalen und Schnürern als zwischen Verteilerkreis Nord und St. Matthias finden die beiden "Schuhsüchtigen" mit mehreren Tausend Paar Schuhen jedoch in keiner anderen Stadt dieser Größe.
Einkaufsstadt mit Ambiente


Mit rund 60 Geschäften, davon etwa 35 reinen Schuhgeschäften und rund 25 mit Schuhen im Randsortiment (Angaben der Industrie- und Handelskammer, IHK), begeistert die Einkaufsstadt an der Mosel nicht nur Trie rer, sondern auch zahlreiche Kunden aus dem Umland sowie Touristen aus Belgien, Frankreich und den Niederlanden.
Und dabei hat die IHK die Discounter mit ihrem gelegentlichen Schuhangebot noch gar nicht mitgezählt. "Trier ist ein Textil- und Schuhparadies", sagt Alfred Thielen, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes Trier. Für ein Einzugsgebiet mit 700 000 Menschen inklusive Luxemburg sei das Angebot groß und gefragt.
Kunden aus Luxemburg


"Ohne die Luxemburger Kunden könnte Trier dieses jedoch weder in seiner Quantität als auch in der Qualität nicht bieten", ist er überzeugt. Allerdings sei das Angebot allein nicht entscheidend für das Schuh-Einkaufs-Gefühl.
"Es ist die Einkaufsstadt, gepaart mit dem einzigartigen Ambiente", sagt Thielen. Auch Jürgen Poss, Geschäftsführer der Poss Schuhhandel GmbH (Mephisto, O\'magga nagga) und Vorstandsmitglied der City-Initiative Trier, sieht in der Verbindung von Innenstadt-Ambiente und Einkaufsmöglichkeiten das Hauptpfund der Moselmetropole: "Da können auch Shopping-Tempel in Luxemburg nicht mithalten", ist er überzeugt.
schwerpunkt handel


Ein Grund, weshalb die Josef Seibel Holding aus dem pfälzischen Hauenstein im Januar ein neues Schuhgeschäft auf drei Etagen mit rund 100 Marken eröffnen will. "Diese Mischung aus Kunden aus Belgien, Frankreich, Luxemburg und den Niederlanden, dem Umland, amerikanischen Streitkräften und Studenten gibt es sonst selten. Das ist fantastisch", freut sich Andreas Garnier, Geschäftsführer der Josef Seibel-Holding in Hauenstein und der Romika Shoes GmbH in Trier (siehe unten stehenden Text).
Man wolle als Traditionsbetrieb an der Mosel Flagge zeigen, den Schuhhandel stärker unter die Lupe nehmen und natürlich mit dem Verkauf auch Geld verdienen. "Dass wir das in Trier tun, dazu gehört auch ein Stück Opportunismus", gesteht er.
Für Jörn Scharafin, Inhaber von sieben Schuhgeschäften in Trier, dem Saarland und Luxemburg, darunter zwei "Schuhwerk"-Läden, einem "Schuhwerk"-Outlet und dem Geox-Shop in Trier, ist das "Schuhparadies Trier" inzwischen "überstrapaziert. Der Kuchen wird ja nicht größer", sagt Scharafin. Der Markt werde langsam eng und so könne man sehen, dass sich der Trend zu den sogenannten Mono-Shops einer Schuhmarke umkehre. "Der Kunde will eben mehr Auswahl."
Lieber zwei Paar Schuhe als keins


Ein Grund für Scharafin, mit seinem Laden-Konzept auf ein breites Preisspektrum zwischen Flipflop und Prada zu setzen. Dafür ist er bis zu einem Dreivierteljahr unterwegs, um seiner Kundschaft eine Auswahl zu präsentieren, "die sich von der Masse abhebt - auch wenn der einzelne Trend für Trier vielleicht einen Tick zu früh kommt".
Hier mache sich jedoch auch der hohe Anteil Luxemburger und anderer ausländischer Kunden bemerkbar, die weniger Berührungsängste mit unkonventionellen Schuhmodellen hätten. Scharafin: "Die überlegen nicht so lange wie die Deutschen. Wenn die sich nicht zwischen zwei Paaren entscheiden können, nehmen sie beide statt keins."Extra

Jeder Deutsche kauft laut den Verkaufszahlen im Schnitt drei Paar Schuhe im Jahr. Dabei variieren die Zahlen zwischen Frauen und Männern gewaltig. Während eine Umfrage des Gewis-Instituts zeigt, dass immerhin jede zweite deutsche Frau mehr als 25 Paar Schuhe im Schrank hat, kommen deutsche Männer dagegen im Schnitt auf lediglich acht Paar Schuhe. Interessant dabei: Nach dem neuesten Schuh-Trend geht\\'s in der kommenden Saison hoch hin aus. Die Absätze von Pumps und High Heels werden größer. "Jetzt heißt\\'s ,Aufbrezeln\\'", beschreibt Romika Shoes-Geschäftsführer Andreas Garnier den Trend. Ob Plateau-Schuhe, Keil-Absatz und selbst Komfort-Schuhe - das gesamte Sortiment werde einige Zentimeter höhergelegt. Da kommt der Romika-Marketing-Coup, ab Dezember mit dem Fernseh- und Boulevard-Sternchen Daniela Katzenberger für eine neue High-Heel-Kollektion zu werben, gerade recht. Frau muss sich also umstellen, denn die deutsche Damenwelt geht einer Studie von TNS Infratest nach nicht gern auf hohen Hacken. Maximal 3,7 Zentimeter dürfen es sein. Nur drei Prozent der Frauen tragen Schuhe, die höher als zehn Zentimeter sind. sas

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