Schulterklopfen und Händeschütteln

Trier · Für viele der rund 500 Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung begann der VTU-Jahresempfang mit einer kleinen Überraschung: Nicht der langjährige Vorsitzende Hanns Rendenbach begrüßte die Gäste, sondern sein gerade gewählter Nachfolger Frank Natus.

 Einstimmung auf die Zukunft: Rund 500 Gäste treffen sich zum Neujahrempfang der VTU in der Europahalle Trier. TV-Foto: Willy Speicher

Einstimmung auf die Zukunft: Rund 500 Gäste treffen sich zum Neujahrempfang der VTU in der Europahalle Trier. TV-Foto: Willy Speicher

Trier. Hanns Rendenbach wird der 48. Neujahrsempfang der Vereinigung Trierer Unternehmer (VTU) sicher lange in Erinnerung bleiben. Nach zehn Jahren an der Spitze der Unternehmervereinigung gab Rendenbach den Vorsitz ab, wird aber weiter im Vorstand mitarbeiten. Für seine Leistung gab es von allen Seiten Lob und viel Schulterklopfen. Sein Nachfolger, Frank Natus (geschäftsführender Gesellschafter von Natus Schaltanlagen, Trier), durfte indes die Gratulation fast aller Gäste entgegennehmen und schüttelte unaufhörlich Hände. Der neue Vorsitzende führte sich in bester VTU-Tradition gleich ein. Für die Wirtschaft in der Region Trier sei 2010 gut verlaufen. "Die meisten unserer Mitglieder haben das Jahr besser überstanden, als es Ende 2009 zu erwarten war", resümierte der 47-Jährige. Gleichwohl dürfe diese rasche Erholung nicht zu Übermut verleiten, mahnte Natus und deshalb nimmt er die Politik in die Verantwortung, forderte sie auf, endlich die hohe Staatsverschuldung anzugehen, den Herausforderungen des demographischen Wandels zu begegnen und den Mittelstand als Träger der wirtschaftlichen Entwicklung zu stärken. Immerhin sind rund 85 Prozent der VTU-Mitglieder unternehmergeführte Betriebe. "In diesem Sinne ist die Politik, sind wir gehalten, die Zukunft zu gestalten", gab Frank Natus das Wort an Ministerpräsident Kurt Beck weiter.

Beck erklärte etwa die hohe Landesverschuldung mit Sonderaufgaben wie der Wiedervereinigung, der Konversionsbewältigung im Land und der weltweiten Finanzkrise. Bei den zukünftigen Aufgaben nahm er aber auch Wirtschaft und Gesellschaft in die Pflicht. "Wir müssen uns auf einen Aufgabenkatalog verständigen und werden nur noch das umsetzten können, was notwendig ist."

Mit Professor Bernd Raffel hüschen, Direktor des Instituts für Volkswirtschaftslehre und Finanzwissenschaften an der Uni Freiburg, hatte die VTU einen Gastredner eingeladen, der die zukünftigen Herausforderungen zwar unterhaltsam und kurzweilig, doch genauso prägnant und klar verständlich darlegte. "Ich bin kein Festredner, denn was ich zu sagen habe, ist wenig festlich", startete Raffelhüschen seinen Vortrag "Deutschland, Deine Generationenbilanz". Raffelhüschen nahm sich dabei die Verschuldung der öffentlichen Hand vor. Bund, Länder, und Kommunen seien nicht nur, wie es die Schuldenuhr des Bundes der Steuerzahler zeige, mit rund 1,7 Billionen Euro verschuldet. Durch versteckte Schulden, wie nicht eingerechnete Pensionslasten oder die Forderungen an die Sozialsysteme, läge die Verschuldung mindestens sieben Mal höher. "Die geburtenstarke Generation der heute 40 bis 55-Jährigen wird aus der besten aller Zeiten in die schwerste aller Zeiten hineinwachsen", sagte Raffelhüschen. 2031 steht jedem Rentenempfänger ein Renteneinzahler gegenüber. "Die hohen Staatsverschuldungen sind alles Fehler der Vergangenheit." Auch die Probleme der Sozialkassen habe sich die Gesellschaft selbst zuzuschreiben. "Eine ganze Generation hat ihre Bringschuld in Sachen Nachwuchs nicht erfüllt. Wenn wir über unsere Probleme reden, verkennen wir: Wir sind das Problem", hält Raffel hüschen den Deutschen den Spiegel vor. Doch ganz ohne positiven Ausblick entließ er seine Zuhörer nicht. "Ab 2060 wird alles besser." Es werde dann zwar weniger Menschen in Deutschland geben, doch das Verhältnis zwischen Jung und Alt sei dann wieder besser. Und für die jetzige Generation hatte er auch einen Rat: "Sie wissen jetzt, dass der große Rums kommt, also stellen Sie sich darauf ein."

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