Schutz der Familie wird billiger

Düsseldorf · Es ist eine Folge des sogenannten Unisex-Urteils: Versicherer müssen künftig geschlechtsneutral kalkulieren. Hinterbliebenenschutz wird für Männer schon jetzt billiger. Frauen profitieren noch bis Dezember von alten Konditionen.

Düsseldorf. Ab 21. Dezember dürfen die Versicherer keine unterschiedlichen Prämien mehr für Männer und Frauen verlangen. Das haben Europa-Richter im sogenannten Unisex-Urteil vorgeschrieben. Oft profitieren von dieser Entscheidung wahrscheinlich die Frauen. In der privaten Krankenversicherung oder in der Berufsunfähigkeitsversicherung dürften sie künftig weniger zahlen, rechneten Experten aus.
Unterschiedliche Risiken


In der Risikolebensversicherung ist es dagegen umgekehrt: Dieser wichtige Basisschutz für die ganze Familie wird für Männer deutlich günstiger - und zwar nicht erst in einem halben Jahr, sondern ab sofort. Dafür dürfte der Direktversicherer Cosmos Direkt sorgen, der ab kommender Woche eine Preisoffensive in dieser Sparte startet. Die Tochtergesellschaft der Generali ist nach eigenen Angaben der Marktführer in dieser Sparte, mit einem Anteil von 18 Prozent. Die Versicherer Hannoversche Leben sowie R+V folgen mit deutlichem Abstand dahinter.
Cosmos-Vorstandschef Peter Stockhorst sagte, dass Männer ab nächster Woche im Schnitt 21 Prozent weniger für eine Risikolebensversicherung bezahlen. Damit nimmt der Direktversicherer das Unisex-Urteil für Männer bereits vorweg. Für Frauen gelten dagegen die aktuellen Tarife noch bis zum Stichtag 21. Dezember. Damit kommen Frauen derzeit noch günstiger weg. Erst ab dem Umstellungstermin zahlten Frauen im Schnitt 16 Prozent mehr für solch eine Versicherung. Frauen können sich derzeit noch günstiger für den Todesfall versichern, weil sie statistisch betrachtet länger leben als Männer. Das bedeutet für die Versicherer: Deren Risiko, jung zu sterben, ist geringer als bei Männern.
Viele günstige Angebote


Wegen des Unisex-Urteils müssen die Versicherer nun eine Mischkalkulation vornehmen, weil sie nicht mehr nach dem Geschlecht unterscheiden dürfen. Das heißt für die Risikolebensversicherung: Grundsätzlich sinken die Prämien für Männer, während die für Frauen steigen. Insbesondere für den Hauptverdiener einer Familie ist es wichtig, eine Risikolebensversicherung abzuschließen. Die Verbraucherschützer empfehlen dies eindringlich. Jeder, der Hinterbliebene absichern möchte, brauche sie. Es gebe viele günstige Angebote, ergab ein Test. Doch der Unterschied zwischen günstigen und teuren Policen erreiche leicht ein paar Hundert Euro. Der Schutz sei vor allem wichtig für Kinder, wenn Vater oder Mutter etwas zustoßen sollte, stellt die Zeitschrift Finanztest heraus. Denn in dem Fall zahlt der Versicherer die vereinbarte Versicherungssumme aus.
Unverzichtbar sei die Police auch, wenn Hinterbliebene kaum Rentenansprüche hätten. Unverheiratete Partner bekämen zum Beispiel keine Hinterbliebenenrente aus der gesetzlichen Rentenkasse. Wichtig zum Verständnis dieses Produkts: Eine Risikolebensversicherung ist kein Sparvertrag, so wie die klassische Kapitallebensversicherung. Stirbt der Kunde, zahlt der Versicherer das Geld an jene Person aus, die im Vertrag genannt ist. Hier werde nicht wie bei der viel teureren Kapitallebensversicherung Todesfallschutz und Sparleistung vermischt, lobt Finanztest.
Die Prämie hängt im Einzelfall von einer ganzen Reihe von Kriterien ab. So ist es für die Berechnung der Lebenserwartung wichtig, ob jemand raucht oder nicht. Auch die Laufzeit des Vertrags beeinflusst den Preis - genauso wie die Höhe des gewünschten Versicherungsschutzes.
Grundsätzlich gilt dabei: Mit relativ niedrigem finanziellen Aufwand ist ein hoher Versicherungsschutz möglich.
Prognose: Prämien sinken weiter


Unabhängig davon: Der Preis gilt als das wichtigste Auswahlkriterium in dieser Sparte. So betrachtet ist es nicht unwahrscheinlich, dass die Konkurrenz auf die Initiative von Cosmos Direkt reagiert. Dies könnte dann insgesamt in dieser Sparte dazu führen, dass das Prämienniveau sogar sinkt und nicht steigt, so wie das manche in der Branche erwartet haben. Cosmos-Direkt-Chef Stockhorst sagt: "Die Prämien sinken weiter, weil der Wettbewerb stark ist."
Der Autor Thomas Schmitt arbeitet als Experte für die Wirtschaftszeitung Handelsblatt.

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