Sechs Millionen Euro hinterzogen? Firmenchefs in Untersuchungshaft

Trier · Weil sie sechs Millionen Euro Sozialabgaben hinterzogen haben sollen, sitzen zwei Geschäftsführer einer regionalen Spedition in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft will in Kürze Anklage erheben.

(sey) Die Vorwürfe gegen die beiden 46 und 50 Jahre alten Spediteure sind nicht von Pappe: Fast zehn Jahre lang sollen sie die deutschen Sozialversicherungsträger um millionenschwere Einnahmen gebracht haben, ehe der mutmaßliche Schwindel bei einer Finanzkontrolle des Zolls aufflog. Nach Angaben des Leitenden Trierer Oberstaatsanwalts Jürgen Brauer waren deutsche LKW-Fahrer der Spedition "pro forma" bei einer luxemburgischen Tochtergesellschaft gemeldet, "aber gearbeitet haben die Männer nur in Deutschland". Diese Praxis habe ausschließlich dazu gedient, "die bei uns fälligen Sozialabgaben nicht zahlen zu müssen", meint der Trierer Chef-Staatsanwalt.

Die Sozialabgaben in Luxemburg sind nur gut halb so hoch wie in Deutschland. Da sie je zur Hälfte von Arbeitgebern und Arbeitnehmern gezahlt werden, haben beide Seiten einen Vorteil: Der Arbeitnehmer hat mehr netto vom Brutto, und der Unternehmer spart Kosten.

In diesem Fall aber auf eine nicht legale Art und Weise, glauben die Ermittler. Schon seit Anfang Februar sitzen die beiden Spediteure wegen Verdunklungs- und Fluchtgefahr in Untersuchungshaft. Sie hätten sich nicht zu Details geäußert, die Vorwürfe aber auch nicht ausdrücklich bestritten, sagt Brauer. Mehrere Wohnungen und Geschäftsräume wurden durchsucht. "Die Ermittlungen sind so gut wie abgeschlossen; in Kürze werden wir Anklage erheben", sagte der Leitende Trie?rer Oberstaatsanwalt am Donnerstag unserer Zeitung. Wird die Anklage zugelassen, dürfte der Prozess vor dem Trierer Landgericht spätestens Ende Juli beginnen.

Laut Sprecherin Sylke Zabel vom Koblenzer Hauptzollamt wurde im vergangenen Jahr allein in der Region Trier in 106 Fällen wegen Beitragsbetrugs ermittelt. Der Gesamtschaden lag bei rund zehn Millionen Euro; mehrere Angeklagte wurden zu Gefängnisstrafen verurteilt.

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