Siegesfeier der Spitzenkräfte

TRIER. Die Kurven zeigen nach oben: 2006 war ein Rekordjahr mit starkem Wirtschaftswachstum, und 2007 soll es genauso weitergehen. Entsprechend hervorragend war die Stimmung beim Neujahrsempfang der Vereinigung Trierer Unternehmer (VTU). 450 Spitzenkräfte aus Wirtschaft und Politik trafen sich in der Europahalle.

 Reichlich Gesprächsstoff hatten VTU-Geschäftsführer Ingo Becker, Ministerpräsident Kurt Beck, Professor Dr. Michael Hüther und VTU-Vorsitzender Hanns Rendenbach. TV-Foto: Willi Speicher

Reichlich Gesprächsstoff hatten VTU-Geschäftsführer Ingo Becker, Ministerpräsident Kurt Beck, Professor Dr. Michael Hüther und VTU-Vorsitzender Hanns Rendenbach. TV-Foto: Willi Speicher

Geschäftsführer, Marketing- und Logistik-Experten, Landtags- und Bundestagsabgeordnete, Professoren und Verwaltungschefs kommen traditionell zu dieser wichtigsten Kontaktbörse der regionalen Wirtschaft zusammen. VTU-Vorsitzender Hanns Rendenbach und Geschäftsführer Ingo Becker konnten eine riesige Menge hervorragend gelaunter Leistungsträger begrüßen.Reform des Kündigungsschutzes

Rendenbach ließ diese gute Laune in seiner Begrüßung aufblitzen, schickte aber auch eine Forderung hinterher. "Wir brauchen dringend eine Flexibilisierung des Kündigungsschutzes", betonte der Vorsitzende der VTU und verweis auf die aktuelle Einschätzung des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftliche Entwicklung. "Man nimmt die betriebsbedingten Kündigungen aus dem Kündigungsschutz heraus und führt gleichzeitig verbindliche Abfindungsregelungen ein." Ministerpräsident Kurt Beck (SPD), der zu einem Grußwort nach Trier gekommen war, zeigte sich im Verlauf des Abends dagegen nicht immer als Abbild der guten Laune - was angesichts der Masse an Terminen und des hohen Zeitdrucks durchaus verständlich war. "Ich sehe keinen Anlass zum Pessimismus", betonte Beck - und ließ durchblicken, dass er auch absolut keinen Anlass zur Politiker-Schelte sieht. "Man könnte schließlich auch danach fragen, ob es aus Sicht von Siemens weise war, seine Handysparte an BenQ zu veräußern", gab er den schwarzen Peter an die Unternehmerschaft zurück. Zur Erinnerung: 2005 hatte der taiwanesische Konzern BenQ die verlustreiche Handy-Produktion von Siemens und mit ihr 6000 Mitarbeiter übernommen. Ende September 2006 stellte BenQ Insolvenzantrag. Gesundheitsreform? Kein Grund zur Politikverdrossenheit, findet Beck. "Wenn man zehn Wissenschaftler zusammenkommen lässt und ihnen aufträgt, eine Gesundheitsreform zu strukturieren, wird man kein Ergebnis erhalten." Und: "Wenn diese Reform 2009 in Kraft ist, werden wir ganz anders darüber reden." Auch vom Hauptredner des Abends war nicht zu erwarten, dass er ein pauschales Loblied auf die Unternehmerschaft singt. Ein solches war aber wohl auch nicht erwünscht, im Gegenteil: Die VTU-Spitze hat mit der Wahl ihres Referenten Mut und Profil bewiesen. Prognosen lagen "deutlich daneben"

Professor Dr. Michael Hüther hat bereits den wissenschaftlichen Stab des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung geleitet, war auch mal Chefvolkswirt der Deka-Bank in Frankfurt und ist seit 2004 Direktor und Mitglied des Präsidiums am Institut der deutschen Wirtschaft Köln. Und das mit gerade mal 44 Jahren. Hüthers erster Satz richtete sich an seinen Vorredner Beck: "Ich wusste nicht, dass ein Grußwort in Trier so lang ist wie eine Predigt in Köln." Der Professor räumte ein, dass alle Wirtschaftsprognosen "deutlich danebenlagen, auch wir sind schließlich keine Propheten". Darauf hatte auch Beck schon hingewiesen. Aber: "Bei aller Freude bleiben einzelne Probleme bestehen." Die Anzahl der Langzeitarbeitslosen sei beispielsweise leicht gestiegen. Hüther machte auch das Stichwort Internationalisierung, aufgrund solcher Schlagworte wie Lohndumping und Outsourcing in einem negativen Kontext stehend, zu einem zentralen Thema. "Nicht trotz, sondern wegen der Globalisierung wächst der Weltmarkt um fünf Prozent." Denn Internationalisierung biete auch die Chance der regionalen Neustrukturierung.

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