Signale stehen weiter auf Streik

Obwohl das Landesarbeitsgericht Mainz den Streik der Lokführer für rechtswidrig erklärte, ist es gestern zum Ausstand gekommen. In Trier legten elf Lokführer ihre Arbeit nieder, drei Züge fielen aus.

Trier. "Alle aussteigen. Der Zug endet hier." Für die Fahrgäste des Regionalexpresses von Koblenz über Saarbrücken nach Mannheim war gestern morgen in Trier Endstation. Der Zug fuhr nicht mehr weiter. Der Lokführer legte wie zehn seiner Kollegen im Trierer Bahnhof kurz nach acht Uhr seine Arbeit nieder. Obwohl das Landesarbeitsgericht Mainz unmittelbar davor die bundesweiten Proteste per einstweiliger Verfügung für nicht rechtmäßig erklärte. Die Bahn hatte gegen die Streiks geklagt. Doch die Lokführer-Gewerkschaft GDL ließ sich dadurch nicht einschüchtern und von ihrem Arbeitskampf abbringen. Um acht Uhr legten ihre Mitglieder die Arbeit nieder, stellenweise ging gar nichts mehr. "Der Gerichtsbeschluss ist nur dann rechtskräftig, wenn er auch zugestellt ist", sagte der Trierer Streikleiter Frank Lerch. Fast wortgleich wurden auch an anderen Standorten etwa in Frankfurt oder Leipzig die Streiks von der Gewerkschaft als rechtmäßig erklärt. Lerch stand in ständiger Verbindung mit der zentralen Streikleitung der GDL. "Solange wir nichts von denen hören, machen wir weiter." Man wolle damit ein Zeichen setzen, dass die Lokführer hinter den Gewerkschaftsforderungen stünden. Drei Regionalzüge fielen in Trier laut Lerch aus, einer kam mit 45 Minuten Verspätung an. Bundesweit waren 140 Züge betroffen. Bahnchef Hartmut Mehrdorn kündigte an, Schadenersatz von der Gewerkschaft zu verlangen. Bahnmitarbeiter in Trier versuchten Reisenden auf den Bahnsteigen zu helfen, konnten allerdings auch nicht sagen, wann die Züge wieder normal fahren werden. Der Zorn der Bahnfahrer hielt sich allerdings in Grenzen. Immer wieder versuchten sie aus den zum Teil verwirrenden Anzeigen auf der Tafel in der Bahnhofshalle schlau zu werden. In Nordrhein-Westfalen wurden die Warnstreiks kurz nach Beginn wieder beendet. Zuvor sei das Urteil des Arbeitsgerichts Düsseldorf mit einer einstweiligen Verfügung gegen den Streik in Nordrhein-Westfalen förmlich zugestellt worden, sagte ein GDL-Sprecher. Die Fronten zwischen Bahn und Lokführergewerkschaft sind verhärtet. Während die beiden anderen Gewerkschaften Transnet und GDBA sich mit der Bahn auf 4,5 Prozent mehr Lohn einigen konnten, halten die Lokführer an ihrer Forderung nach einem eigenen Tarifvertrag, einem Einstiegsgehalt von 2500 Euro und einer Lohnsteigerung von bis zu 31 Prozent fest. Am Freitag soll weiter verhandelt werden. Eine Einigung wird nicht erwartet, Gewerkschafter schließen weitere Streiks nicht aus. Wie verhärtet die Fronten sind, zeigte sich auch in Trier. Ein Bahnmitarbeiter notierte sich die Namen der streikenden Kollegen und wies sie immer wieder darauf hin, dass die "Gefahr einer schriftlichen Abmahnung" besteht, da es sich "definitiv um einen rechtswidrigen Streik" handele. Um 10.15 Uhr zogen die streikenden Lokführer dann aber ihre Streikwesten aus, 45 Minuten früher als geplant. Das Urteil des Mainzer Arbeitsgerichts sei zugestellt, hieß es.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort