So sichert Deutschland den Aufschwung

Trier · Wenige Tage nachdem der Sachverständigenrat der Bundesregierung das Jahresgutachten "Chancen für einen stabilen Aufschwung" präsentiert hat, stellte Wolfgang Wiegard, einer der Wirtschaftsweisen, rund 800 Gästen beim Sparkassenforum die Einschätzung der Experten vor.

(hw) Vom "kranken Mann Europas" zur "Lokomotive der europäischen Wirtschaft" - in wenigen Jahren hat sich Deutschland in der Einschätzung der weltweiten Partner zum Musterknaben gemausert. Bei einer Vortragsveranstaltung der Sparkasse Trier erklärte der Wirtschaftsweise Wolfgang Wiegard diese Entwicklung, gab eine Einschätzung der jetzigen Konjunkturlage und für die kommenden Jahre. Wiegard gehört dem renommierten Club der Wirtschaftsweisen (offiziell: Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung) seit 2001 an. Für 2010 gehen der Expertenrat für Deutschland von einem Wachstum von 3,7 Prozent an. Damit der Aufschwung gesichert werden kann, seien aber weiter Reformen notwendig, sagte Wiegard in seinem Vortrag. Vor allem müsse die Gesellschaft langfristig und nachhaltig in Bildung investieren. Bei den Löhnen seien weiterhin maßvolle Abschlüsse wichtig. Vor allem aber sieht der Wirtschaftsweise keinen Spielraum für Steuersenkungsprogramme. "Mit Einführung der Schuldenbremse gibt es für Milliarden schwere Senkungen keinen Spielraum. Oder die Politik muss das Grundgesetz ändern." Ökonomisch hält Wiegard Steuersenkungen in den kommenden Jahren für unangebracht: "Die oberste Pflicht ist auf Jahre hinaus - für den Bund bis 2016, die Länder bis 2020 - die Haushaltskonsolidisierung."

Mit weiterem Wachstum könnte dies leichter fallen. 2011 erwarten die Experten ein Wachstum von etwa 2,2 Prozent, "das zu 90 Prozent getragen wird von Konsum und Investitionen aus dem Inland". Bei allem Optimismus verschließen die Experten nicht die Augen vor den zahlreichen Risiken: Ein Währungskrieg und Protektionismus der einzelnen Länder könnte vor allem dem Euroraum schaden. "Wenn viele Währungen abgewertet werden, wird der Euro darunter leiden." Weil die Europäische Zentralbank vor allem der Preisstabilität verpflichtet ist, könnte eine Abwertung des Dollars zu einer Überhitzung des weltweiten Geldmarktes führen. "Der Euro wäre das Ventil", sagt Wiegard. Doch der Wirtschaftsprofessor glaubt weder an eine massive Aufwertung des Euro, noch an einen Kollaps des Euroraums. Gerade für Deutschland ist Wiegard optimistisch. "Deutschland wird auf einen stabilen Wachstumspfad einschwenken." Vor allem ein positiver Arbeitsmarkt werde dazu beitragen. Für 2011 geht Wiegard von weniger als drei Millionen Arbeitslosen aus.

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