Sonnenschein spart Heiz- und Stromkosten

Trier · Photovoltaik-Anlagen liegen im Trend - weil die Politik den Zubau gefördert hat und weil immer mehr Hausbesitzer damit ihren Stromverbrauch vom Angebot und den Preisen großer Energiekonzerne entkoppeln wollen. Die Umweltmesse "Öko 2013" bietet ein großes Angebot rund um den Strom aus Sonnenschein.

Trier. Glaubt man der Politik, so scheinen lediglich Förderprogramme die Bevölkerung zum Umdenken in der Energiepolitik zu bewegen. Befragt man dagegen die Energiebranche etwa in der Region Trier, so wird schnell deutlich: Auf finanzielle Nachhilfe von Vater Staat bauen nur wenige ihren Energiemix auf. "Nach dem Atomunglück von Fukushima 2011 haben sich die Gespräche mit den Kunden radikal geändert", berichtet Stefan Goebel, Inhaber des Elektrotechnik-Betriebes Goebel aus Trierweiler (Kreis Trier-Saarburg). "Die Menschen sind schon weiter als die Politik", ist er überzeugt.
Anspruch gewandelt


In den Gesprächen gehe es nicht um einen kurzfristigen Ertrag aus dem Verkauf von Sonnenenergie, sondern um eine Abkehr von fossilen Brennstoffen, eine Senkung der Heiz- und Stromkosten sowie den Aufbau einer möglichen Altersversorgung aus der Photovoltaik (PV). "Der Anspruch des Kunden an das Thema hat sich gewandelt", weiß der Chef von acht Mitarbeitern und "Öko 2013"-Aussteller.
Dies bestätigt auch Gerd Schöller von der Firma Schoenergie aus Föhren. Er hat mit seinen insgesamt 18 Mitarbeitern bislang mehr als 100 Photovoltaik anlagen geplant und installiert - auf Einfamilienhäusern, auf Freiflächen und auch für Genossenschaften. Laut Schöller habe die Politik mit ihrer finanziellen Förderung von PV-Anlagen viel zum enormen Zubau der Solarenergie beigetragen (siehe Extra).
"Folglich gibt es seit einigen Jahren gar keinen richtigen Markt. Die Politik hat bislang die Nachfrage gesteuert", sagt er.
Doch dies wandele sich nun - nicht allein, weil die Solarförderung gekürzt wurde, um den Zubau zu deckeln, sondern weil die Strompreise immer höher würden. Zuletzt lag die Förderung für Anlagen, die im Januar 2013 ans Netz gegangen sind, bei 17,02 Cent pro Kilowattstunde, ein Jahr zuvor lag sie noch bei 19,5 Cent.
"Was früher die Rendite aus der Solaranlage war, ist heute der Eigenverbrauch. Die Leute wollen stabile Strompreise, die sie am besten auch noch selbst steuern können", sagt Schöller, der auf der "Öko"-Messe ein Speichersystem für Solarenergie und seine technischen Möglichkeiten vorstellt. "Damit kann man die Wertschöpfung aus der Sonne vor Ort nutzen."
Gerade in den geänderten Kundenansprüchen sieht Stefan Goebel die Herausforderung für das Handwerk. "Die Kunst besteht nun nicht mehr in der reinen Montage von Anlagen, sondern in der intelligenten Verknüpfung der verschiedenen Komponenten im heimischen Energiemix", sagt der Elektroinstallateur.
So habe sich etwa die Beratungszeit für den Kunden verdoppelt. Das Berufsbild und Anforderungsprofil hätten sich auch gewandelt - "dramatisch zum Positiven", freut sich Goebel. "Es ist spannend, weil man mit seiner Arbeit immer mehr zum Bestandteil der Energiewende wird."Extra

Sofern ein Altbau um eine Photovoltaik-Anlage (PV-Anlage) aufgerüstet werden soll, so hat sich laut dem Umweltzentrum der Handwerkskammer Trier (UWZ) die Auf-Dach-Montage als am geeignetsten erwiesen. Dabei sollte die Dacheindeckung noch eine Lebenszeit von rund 25 Jahren haben, denn eine Solaranlage sollte mindestens 20 Jahre lang betrieben werden, rät das UWZ. Sonst empfehlen die Experten eine Dachsanierung, wobei Solarmodule auch ins Dach integriert werden können. Dabei sollte vorab auch die Statik des Daches geprüft werden. Kostenfaktor: zwischen 300 und 1000 Euro. Solarstromanlagen sind genehmigungsfrei auf Dächern und an Fassaden, sofern kein Denkmalschutz oder Gestaltungsvorschriften bestehen. "Anders als oft vermutet, muss das Dach nicht nach Süden ausgerichtet sein", heißt es beim UWZ. Das Solarkataster für die Stadt Trier und den Landkreis Trier-Saarburg zeigt, welche (Dach-)Flächen genutzt werden können ( www.solardachkataster-trier.de; www.solar-trier-saarburg.de). Der Platzbedarf im Einfamilienhaus beträgt etwa acht bis zehn Quadratmeter. Laut Landesangaben "erntet" ein Einfamilienhaus mit einer PV-Anlage an sonnereichen Standorten bis zu 5000 Kilowattstunden im Jahr. Der durchschnittliche Verbrauch liegt bei rund 4000 Kilowattstunden. sas Zur Photovoltaik bietet die "Öko 2013" am Wochenende des 16. und 17. Februar im Messepark Trier zahlreiche Aussteller und Vorträge an. Die Messe ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.Extra

Regenerative Energien boomen in Deutschland. Relativ am meisten hat die Photovoltaik zugelegt. Günstigere Anlagenpreise (minus 60 Prozent seit 2006) und immer stärker drohende Kürzungen der Einspeisevergütung wurden Photovoltaik-Module in Mengen zugebaut. Die Solarstromerzeugung wurde im Vergleich zum Vorjahr um 47 Prozent gesteigert. Sie liefert jetzt 5,3 Prozent des Stroms in Deutschland. Windenergie hat einen Anteil von 9,2 Prozent (2011: 7,7), die Biomasse 5,7 Prozent (2011: 5,3), und Wasserkraft liefert vier Prozent (2011: 3,2). Insgesamt gibt es laut dem Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) rund 1,22 Millionen Photovoltaik-Anlagen (Stand August 2012). Sie haben eine Kapazität von 30 050 Megawatt Peak. Das entspricht einer Energieversorgung von rund 5,5 Millionen deutschen Haushalten im Jahr. Der durchschnittliche Preis für fertig installierte Aufdachanlagen bis zehn Kilowatt Peak ist von 5100 Euro pro Kilowatt Peak im Jahr 2006 auf nun 1751 Euro gesunken (Quelle: BSW). sas

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort