Sorgenfalten bleiben

LUXEMBURG. Im vergangenen Jahr flog die luxemburgische Frachtfluggesellschaft Cargolux Rekorde ein: Die Marktanteile wurden erheblich ausgebaut - der Nettogewinn stieg gegenüber dem schwachen Jahr 2001 um 220 Prozent.

DerPräsident des Cargolux-Verwaltungsrates, Roger Sietzen, hat allenGrund, stolz auf das Ergebnis des Unternehmens zu sein. 2002 warfür die Cargolux trotz eines schwierigen wirtschaftlichenUmfeldes ein gutes Jahr. Der Umsatz stieg um 10,45 Prozent aufrund 807 Millionen Dollar, der Jahresüberschuss wurde um 150Prozent auf 55,7 Millionen Dollar gesteigert, was einerGewinnspanne von 6,9 Prozent entspricht. Der Nettogewinnkletterte von rund 15,4 Millionen Dollar auf 49,3 MillionenDollar (plus 220 Prozent). Doch selbst diese Zahlen konnten die Sorgenfalten auf Sietzens Stirn nicht ganz vertreiben.

Noch bevor das außergewöhnliche Ergebnis bei der Bilanz-Pressekonferenz vorgestellt wurde, mahnte der Verwaltungsrats-Chef, dass der Widerstand gegen den Flugplatz diese Erfolge in Frage stelle. Proteste gegen den Fluglärm durch Anrainer und Grüne machen der Frachtfluggesellschaft das Leben schwer. Roger Sietzen kann diese Attacken nicht verstehen. "Cargolux-Flugzeuge machten 2002 nur 5,3 Prozent aller Flugbewegungen am luxemburgischen Flughafen aus. Das sind zusammen ungefähr zwölf Starts und Landungen am Tag", sagte Sietzen. Zudem versuchte die Gesellschaft die Lärmbelästigungen durch modernste Technik und neue Anflugmethoden mit einem höheren Flugwinkel zu minimieren. Vielmehr hob Sietzen die wirtschaftliche Bedeutung der Fluggesellschaft für Luxemburg hervor. "Wirtschaftsminister Grethen hat die Cargolux als eine Perle der luxemburgischen Wirtschaft bezeichnet", sagte der Verwaltungsrats-Chef.

Die Nummer drei in Europa

Fast 200 Millionen Euro seien 2002 in Form von Gehältern, Sozialversicherungsbeiträgen, Steuern und dem Einkauf von Waren und Dienstleistungen direkt der Luxemburger Wirtschaft zugeflossen. 1081 der insgesamt 1342 Cargolux-Mitarbeiter arbeiten am Stammsitz Luxemburg. An diesem Status soll sich nach dem Willen der Cargolux auch nichts ändern. "Wir sind ein luxemburgisches Unternehmen und wollen es auch bleiben", sagte Roger Sietzen. Sollte Cargolux sich aus dem Großherzogtum verabschieden, hätte dies weitreichende Folgen für den Flughafen Findel und die Luxair. Sietzen: "Der Luxemburger Flughafen würde zu einem Regionalflughafen zweiter Klasse verkommen."

Cargolux-Präsident Ulrich Ogiermann sieht die Gesellschaft im Ausland auf dem Vormarsch: "Die Flugbewegungen zwischen Drittländern, die so genannte fünfte Freiheit, wurden im vergangenen Jahr erheblich ausgebaut."

So erflog Cargolux im vergangenen Jahr 4157 Millionen Tonnenkilometer, 10,3 Prozent mehr als 2001. Damit liegt das Luxemburger Unternehmen weit über dem weltweiten Durchschnitt von fünf Prozent. Die Frachtauslastung der Flugzeuge lag bei 72,5 Prozent. Cargolux baute so seine Marktanteile erheblich aus und stieg zur drittgrößten Frachtfluggesellschaft in Europa und zur Nummer acht in der Welt auf. Mit Unterstützung der luxemburgischen Regierung seienStrecken in Südamerika, zwischen den Philippinen und Taiwan und von Taiwan nach Bangkok bedient worden. Neue Ziele wurden eingeführt, unter anderem Abidjan, Baku, Johannesburg, La Reunion, Mailand, Mexiko, Schanghai und Teheran. Im August wurde auch deshalb die Flotte mit einer Boeing 747-400 F auf nun zwölf Maschinen aufgestockt. Ogiermann blickt trotz des guten Jahresergebnisses 2002 mit Vorsicht ins laufende Geschäftsjahr. Die wirtschaftlich schwierige Lage, die Treibstoffpreise, der Irak-Krieg oder die Lungenkrankheit SARS könnten das laufende Geschäft beeinflussen - im positiven wie im negativen Sinne, meint Ogiermann.

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