Sparen und Schulden

TRIER. Der Weltspartag wird heute 80 Jahre alt. Ein Grund zum Feiern für viele Kleinanleger, aber auch für viele Banken, denn die Deutschen legen wieder mehr Geld auf die hohe Kante. Der Wermutstropfen: Gleichzeitig steigt die Zahl der verschuldeten Haushalte.

Heute ist der Tag der Sparschweine. Und die sind seit zwei Jahren so prall gefüllt wie zuletzt Mitte der 90er Jahre. Als der Weltspartag vor 80 Jahren auf einem internationalen Kongress von Teilnehmern aus 29 Ländern erstmals ausgerufen wurde, war das noch anders. Sparen war noch nicht weit verbreitet. Etwas auf die hohe Kante zu legen, war für viele Bürger in Zeiten der Weltwirtschaftskrise nicht nur unmöglich, sondern auch wegen des starken Wertverlustes von Geld unattraktiv.Sorge um die Altersvorsorge

Doch die Zeiten haben sich geändert. Heute legt jeder Bundesbürger im Schnitt 1834 Euro auf die hohe Kante, so jedenfalls im vergangenen Jahr. Damit erhöhte sich das Netto-Grundvermögen 2003 um 125,5 Milliarden Euro auf 3,922 Billionen Euro - eine Zahl mit immerhin zwölf Stellen hinter dem Komma, teilte der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) zum Weltspartag mit. Die Sparquote, die das Verhältnis von Sparsumme zu verfügbarem Einkommen darstellt, stieg folglich von 10,5 Prozent auf 10,7 Prozent. Ein Trend, der weiter anhalten soll. Ähnliche Ergebnisse präsentierten auch die Volks- und Raiffeisenbanken dieser Tage. Damit liegt Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern weit vorn. Dass die aktuelle Konsumschwäche in der deutschen Wirtschaft auf das Sparverhalten zurückzuführen ist, verneint Dietrich Hoppenstedt, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes. Niedrige Einkommenszuwächse und die hohe Arbeitslosigkeit seien dafür verantwortlich, sagt er, während Sparen nach wie vor aktuell sei. Vor allem die Sorge um die Altersversorgung stehe bei den Deutschen hoch im Kurs, sagt Hoppenstedt. Auch wenn 84 Prozent der Bundesbürger ihre eigene Finanzlage als sehr gut, gut oder zufriedenstellend einschätzen, sind doch immer mehr Menschen verschuldet. Laut dem Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmer stehen immerhin 2,8 Millionen Deutsche in der Kreide. Besonders alarmierend: Etwa zwölf Prozent der Jugendlichen zwischen 13 und 24 Jahren haben Schulden - im Schnitt 1800 Euro. Da wird Sicherheit statt Flexibilität zum entscheidenden Faktor. Das Vermögensbarometer 2004 des DSGV bestätigt diese Tendenz. Für 97 Prozent der Anleger ist eine sichere Geldanlage "sehr wichtig" oder "wichtig". "Gerade für Kleinanleger ist dies auch die richtige Anlagestrategie", sagt etwa Dieter Mühlenhoff, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Trier. Dabei werde die Altersvorsorge zunehmend wichtig. Der Anteil derjenigen, die sich das nicht mehr leisten können, ist immerhin um drei Punkte auf zehn Prozent gesunken. Ob Vermögensaufbau zum Eigenheim, Lebensversicherung oder Sparbuch, nach einer Repräsentativ-Umfrage legen inzwischen knapp 40 Prozent der Deutschen monatlich mehr als 50 Euro für ihr Leben im Alter zurück.

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