Spediteure protestieren gegen Maut-Termin

TRIER. Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe wird zum 1. September auf deutschen Autobahnen die LKW-Maut einführen. Der Tag X ist nach Meinung der Spediteure allerdings schlecht vorbereitet: "Das wird das pure Chaos", warnen sie.

In Rivenich sieht Günter Wey mit Schrecken auf den September. Der Unternehmer betreibt eine Kieswaschanlage, einen Containerdienst und beliefert im Güternahverkehr Baustellen mit Kies, Sand, Schotter und Beton. 25 Lastwagen sind täglich im Einsatz. Von Rivenich aus gibt es kaum eine andere Möglichkeit für Lastwagen Trier anzufahren, als über die Autobahn. Doch Wey hat ein Problem. Seine Fahrzeuge gehören zu den rund 1,2 Millionen mautpflichtigen Lastwagen in Deutschland, die bis zum Stichtag nicht mit dem so genannten On-Board-Units(Obu) ausgerüstet sein werden. Dem Unternehmer bleibt dann nichts anderes übrig, als mit seinen Fahrzeugen die Maut-Terminals für manuelle Bezahlung anzufahren. 25 solcher Stellen gibt es in der Region Trier - für die Wey-Fahrzeuge ist die BP-Tankstelle in Hetzerath der nächste Anlaufpunkt. "Das wird das reine Chaos", meint Wey. Denn, da sein Unternehmen nur im Nahverkehr tätig ist, muss jedes Fahrzeug diesen Umweg antreten, für jede noch so kleine Fahrt, die über die Autobahn geht. In unmittelbarer Reichweite der Günter Wey KG sind weitere Spediteure, denen es ähnlich geht. "Da gibt es jeden Tag ein Riesengedrängel an der Mautstelle wenn gleichzeitig 100 Lastwagen auftauchen - und das gleich mehrfach am Tag." Die Lastwagen müssen an der Meldestelle ihre Strecke angeben und zahlen dann pro Kilometer 12,4 Cent. Die Fahrer dürfen dann eine gewisse Zeit lang die Autobahn benutzen, nämlich so lange, wie sie mit Tempo 30 benötigen würden, erklärt der Unternehmer. Doch Weys LKW können die Rückfahrt anscheinend nicht direkt einbuchen. "Wir wissen ja nie, wie lange ein Fahrzeug an der Baustelle warten muss", sagt der Firmenchef. Und das bedeutet: Auch für die Rückfahrt muss der Fahrer erst eine Mautstelle anfahren. Eine Alternative wäre die Buchung übers Internet. Doch laut Wey ist dies auch nicht einfach. "Wir müssten jeden Wagen mit Handy ausrüsten, damit die Fahrer uns mitteilen könnten, wann sie die Autobahn befahren. Bei 25 Fahrzeugen und unseren Fahrten könnten wir dafür zwei Leute abstellen." Die Forderung des Unternehmers ist deshalb klar. Wie der Deutsche Speditions- und Logistikverband (DSLV) fordert Wey, die Maut zu verschieben. Mit dem so genannten Obu-System würden die Fahrten automatisch abgebucht, doch das federführende Unternehmen Toll-Collect hat bis zum Mautstart lediglich 250 000 Geräte angekündigt. Aber rund 1,4 Millionen Lastwagen sind mautpflichtig. Das Gerät ist kostenlos, nur der Einbau und eine Pfandgebühr sind zu entrichten. Unterstützung erhält das Transportgewerbe von der Industrie- und Handelskammer Trier. "Gerade in der Region Trier und insbesondere bei lokalen Schwerpunkten wie Sehlem oder Wittlich, steht jeweils nur ein Mautterminal zur manuellen Entrichtung zur Verfügung. Hier wird es sicherlich zu Engpässen und Staus kommen. Wir plädieren dafür, den Einführungstermin so lange zu verschieben, bis für das Gewerbe eine vernünftige, EU-konforme Harmonisierungslösung gefunden und die komplette Technik zur automatischen Erfassung verfügbar und eingebaut ist", sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Arne Rössel. Dagegen hat Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe gerade erklärt, dass es für ihn keine Verschiebung gibt: "Wir werden am Sonntag, dem 31. August, die Maut in Gang setzen", sagte er kürzlich in Bonn. Sein Vorschlag, die deutschen Spediteure im Zusammenhang mit der Mauterhebung auf Autobahnen eine "angemessene" Entlastung zukommen zu lassen (wiegestern angekündigt), stößt dagegen in Brüssel auf Widerstand. "Ausgleichsmaßnahmen sind eine wettbewerbsverzerrende Startbeihilfe", warnt EU-Kommissarin Loyola de Palacio schon im voraus den deutschen Minister. Und auch die EU drängt wegen der noch zahlreichen rechtlichen Fragen auf eine Verschiebung des Termins.

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