Spezialisten gesucht

Wachsender Fachkräftemangel droht nach Einschätzung der Landesvereinigung der rheinland-pfälzischen Unternehmerverbände (LVU) den Aufschwung abzubremsen. LVU-Präsident Gerhard Braun rechnet als Konsequenz auch mit Produktionsverlagerungen ins Ausland.

Mainz. Die Unternehmen im Land sehen derzeit kein Ende des Wirtschaftsaufschwungs. Vor allem Maschinenbau, Elektrotechnik und Chemieindustrie profitieren von der guten Konjunktur. Allerdings fürchtet die LVU, dass ein wachsender Mangel an qualifiziertem Personal in einigen Wirtschaftszweigen das Wachstum insgesamt abbremst. Einzelne Betriebe mussten demnach bereits Aufträge ablehnen, obwohl teilweise händeringend Mitarbeiter gesucht werden. LVU-Präsident Braun sieht die Unternehmen gefordert, mehr in die Aus- und Weiterbildung zu investieren, und räumt dabei Fehler in den vergangenen Jahren ein. Für den Mangel macht er allerdings auch fehlendes Interesse an Ingenieur- und naturwissenschaftlichen Fächern bei Studenten verantwortlich. Jeder Betrieb werde in eigener Verantwortung entscheiden müssen, ob er über höheres Gehalt, Arbeitskräfte aus dem Ausland oder die Verlagerung der Produktion in andere Länder auf den Fachkräftemangel reagiere, sagte Braun am Rande des Unternehmertages in Mainz. Die Wirtschaft müsse zudem mit Aufstiegsqualifikation reagieren und verstärkt lebenslanges Lernen bei den Mitarbeitern propagieren. Bemängelt wurde vom LVU-Chef auch die nachlassende Qualifikation der Hauptschulabsolventen, wie sie sich in standardisierten Eignungstests zeige. Und dies, obwohl sich gleichzeitig die Schulnoten verbessert hätten. In seinem eigenen Betrieb könne er seit Jahren nicht mehr alle Lehrstellen besetzen, so Braun, weil Hauptschulabsolventen als Reservoir ausfielen. Entschieden abgelehnt werden von den Unternehmerverbänden die verstärkt diskutierten Mindestlöhne. Sie kosten laut LVU vor allem Jobs für gering Qualifizierte. Wechsele die Zuständigkeit für Löhne von den Tarifpartnern zur Politik, drohe die Erhöhung von Mindestentlohnung zum Wahlgeschenk zu werden, kritisierte Braun. Damit der Aufschwung noch besser am Arbeitsmarkt durchschlagen könne, fordern die Unternehmen weiterhin Lockerungen beim Kündigungsschutz.

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