Spielsüchtig: Tausende Menschen in der Region verzocken ihr Geld

Trier · Die Suchtberatungsstellen schlagen Alarm: Neben Alkoholikern, Drogen- und Medikamentenabhängigen suchen immer mehr Spielsüchtige Hilfe bei den Experten. 6000 Menschen in der Region haben nach Schätzungen ihre Spielsucht nicht im Griff.

Trier. Tania S. kauft zum Monatsbeginn groß ein: Für zwei- bis dreihundert Euro füllt sie den Einkaufswagen, meist mit billigen Angeboten. Der Kühlschrank ist proppenvoll, die einzige Chance, dass ihre drei Kinder auch Ende des Monats noch etwas zu essen haben. Tania S. (Name von der Redaktion geändert) ist spielsüchtig. Übertölpelt sie sich nicht selbst mit ihrem Einkaufstrick, wandert jeder Euro in den Münzschlitz der Geldspielautomaten.
"Für viele Menschen ist Glücksspiel ein einfaches Vergnügen. Doch für einige bleibt es nicht dabei. 6000 Menschen in der Region sind spielsüchtig oder akut gefährdet", sagt Andreas Stamm von der Suchtberatungsstelle "Die Tür" in Trier. "Den ersten Schritt zur Beratung machen Spielsüchtige meist, wenn sie durch Freunde und Familie unterstützt werden", erklärt seine Kollegin Sarah Rumpolt.
Die Spielsucht zerstört die sozialen Kontakte der Betroffenen, in der Familie gibt es Streit und Aggressionen, oft folgt die Trennung. "Zur Glücksspielsucht gehört immer Geld dazu. Und meist verlieren die Spieler alle sozialen Grundlagen", sagt Stamm. Ohne fremde Hilfe gibt es kein Entrinnen. Die 30-jährige Tania hat im März eine Betreuung begonnen. "Ich bin aber immer noch süchtig. Wenn ich Geld in der Tasche habe und an einer Spielhalle vorbeikomme, denk\' ich, 20 Euro kannst du riskieren. Am Ende ist immer alles weg." Die Leidtragenden sind Partner und Kinder. Ein Teufelskreis: kein Geld, kein Essen, kein Strom.
Am 24. September, als Tania ihre Geschichte erzählt, sitzt die Familie ohne einen Cent in der nur spärlich eingerichteten Wohnung. Kein Einzelfall: Die Fachstelle Glücksspielsucht "Die Tür" betreut allein in Trier 110 Betroffene und 35 Angehörige. Die Spieler in der Region haben 2010 weit mehr als zwölf Millionen Euro in die Geldspielautomaten geworfen.

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