Sprachrohr für die Wirtschaft

TRIER. 1963, 1. April: In Bonn regieren Bundeskanzler Konrad Adenauer und Wirtschaftsminister Ludwig Erhard die noch junge Bundesrepublik. In Trier treffen sich 13 Unternehmer aus der Region, um die Vereinigung Trierer Unternehmer (VTU) im Regierungsbezirk Trier aus der Taufe zu heben.

 Die Männer der ersten Jahre: Bruno Krietsch, Gerd Schaeidt, Wolfgang Corsten, Hellmuth Lemm, Heinfried Collin, Hanns Simon (von links).Foto: VTU-Archiv

Die Männer der ersten Jahre: Bruno Krietsch, Gerd Schaeidt, Wolfgang Corsten, Hellmuth Lemm, Heinfried Collin, Hanns Simon (von links).Foto: VTU-Archiv

VierJahrzehnte sind seit ihrer Gründung vergangen - die VTU hataufregende und erfolgreiche Jahre hinter sich gebracht, aus deneinst 13 Unternehmern sind inzwischen rund 380 Mitgliedergeworden. Die Unternehmer aus der Region hatten 1963 ganzkonkrete Ansätze: Nachdem sich die Vereinigung mittelrheinischeUnternehmerverbände (VMU) aufgelöst hatte und die Zweigstelle inTrier wegfiel, sahen sich die Firmen abgekoppelt. Die Ansiedlungder neuen "Landesvereinigung im fernen Mainz" ohneAutobahnanbindung veranlasste Hellmuth Lemm & Co. zurGründung der VTU. Der Romika-Chef wurde auch erster Vorsitzenderder VTU. Geschäftsführer war Bruno Krietsch. Konzentration auf den Kernbereich

Von Beginn an schloss sich die VTU mit dem Verband der Weinhändler Mosel-Saar-Ruwer (später Verband der Weinkellereien Mosel-Saar-Ruwer) zu einer Bürogemeinschaft zusammen, und bald stieg die Mitgliederzahl auf rund 50 Unternehmen an. Die Gründungsväter hatten sich der Verkehrsanbindung des Raumes verschrieben und mahnten strukturelle Probleme an.

"Die Praxis zeigt immer wieder, dass manche interessante Industrieansiedlung an der mangelnden Fernstraßenverbindung scheitert", sagte Hellmuth Lemm den Mitgliedern im ersten Rechenschaftsbericht. "Die Aufgabenstellung hat sich in all den Jahren kaum verändert. Aber die Dimensionen sind doch stark gewachsen", sagt der VTU-Vorsitzende Hanns Rendenbach 40 Jahre später. "Unser Ziel ist es, die Mitglieder bei der Erfüllung ihrer wirtschafts- und sozialpolitischen Aufgaben zu unterstützen", sagt der VTU-Chef. 1991 erfolgte die Trennung vom Verband der Weinkellereien. Für Ingo Becker, seit 1980 VTU-Geschäftsführer, ein entscheidender Schritt für die positive Entwicklung des Vereins. "Wir können uns seitdem auf unser Kerngeschäft konzentrieren", sagt Becker und lobt auch das hohe Engagement der Vorsitzenden. "Vor allem mit Harry Thiele und Hanns Rendenbach gab es bei der Mitgliederentwicklung noch mal einen enormen Schub." Die VTU ist vielen Bürgern als politisches Sprachrohr der Wirtschaft ein Begriff. Doch für Mitglieder ist die Beratung und Interessenvertretung in personellen und arbeitspolitischen Fragen ein wesentlicher Schwerpunkt. "In der Vergangenheit haben wir unsere Unternehmen jährlich in rund 300 Arbeitsrechtsprozessen vertreten", sagt VTU-Geschäftsführer IngoBecker. In den ersten Monaten 2003 haben die vier Volljuristen der VTU aber bereits weit mehr zu tun gehabt. Hält der Trend an, könnten am Ende des Jahres 600 Fälle zu Buche stehen. Auch gesellschaftspolitisch ist die Vereinigung Trierer Unternehmer ein Schwergewicht in der Region. So beleben die Neujahrsveranstaltungen mit prominenten Gastrednern und dem Ministerpräsidenten des Landes die wirtschaftspolitische Diskussion und haben so manche Anregung für die Region und ihre Grenzräume geboten. Otto Graf Lambsdorff, Professor Jürgen Falter, Bert Rürup, Pater Albert Ziegler, Professor Arnulf Baring oder Professor Hanns-Werner Sinn haben sich schon in die Rednerliste eingetragen. Angesichts der wirtschaftlichen Lage werden der VTU in den nächsten Jahren Themen und Aufgaben nicht ausgehen.

Oder wie es Hanns Rendenbach sagt: "Es ist immer der gleiche alte Hut. Wir fordern: Weg mit dem Reformstau!" Erst dann könne es mit der Stimmung aufwärts gehen, die Wirtschaft könne aufatmen, undArbeitsplätze würden geschaffen.

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