Sprung nach China

TRIER. Das Jahr 2003 hat der Natus GmbH & Co. KG ein stabiles Wachstum von über zehn Prozent beschert. 60 neue Mitarbeiter stellte der Industrie-Schaltanlangen-Hersteller aus Trier im vergangenen Jahr neu ein. Damit dieser Aufwärtstrend anhält, startet das Unternehmen nun ein Joint-Venture mit dem chinesischen Anlagenbauer Baiyun.

"Es gab in unserem Hause schon lange Jahre Überlegungen, stärker im asiatischen Markt präsent zu sein", sagt Frank Natus dem TV . Die Zusammenarbeit mit dem chinesischen Schaltanlagen-Hersteller Baiyun hat sich das Trierer Unternehmen aber reiflich überlegt. "Wir haben einen Partner auf gleicher Augenhöhe gesucht, ein Familienunternehmen wie wir in gleicher Größenordnung sowie mit der gleichen Firmenphilosophie", erklärt Frank Natus. Seit knapp zwei Jahren führt er das operative Geschäft beim Industrie-Schaltanlagen-Hersteller Natus in Trier, das ihm sein Vater Wolfgang Natus, beide geschäftsführende Gesellschafter, übertragen hat. 15 Jahre sammelte Frank Natus zuvor unter anderem in leitender Position bei ABB Erfahrungen, bis er ins elterliche Unternehmen zurückkehrte. Bei dem China-Engagement kam Frank Natus zugute, dass er bei seinem vorherigen Arbeitgebern, einem weltweit tätigen Mittelständler aus Düsseldorf, bereits sechs Jahre "China-Erfahrungen" sammeln konnte. Die Zusammenarbeit zwischen Natus und Baiyun wurde nun in Kanton, einer zehn Millionen Stadt in Süd-China, realisiert. "Dabei haben mein Vater und ich Risiken und Chancen genauestens kalkuliert und sind zu der Erkenntnis gelangt, dass letztere eindeutig überwiegen", sagt Frank Natus. Die Natus GmbH & Co. KG bringt in das gemeinsame Unternehmen vor allem Produkt-, Produktions- und Qualitäts-Know-how ein. Der chinesische Partner verfügt über hohe Marktkenntnisse und ein entsprechendes, über ganz China verteiltes Vertriebssystem. Für das Trierer Unternehmen sei diese Standortentscheidung von großer Bedeutung gewesen, sagt Frank Natus. "Unsere Kunden wie Siemens, VW oder auch die großen Anlagen-Hersteller expandieren zunehmend in den asiatischen Raum. Entweder wir folgen ihnen dorthin oder verlieren Marktanteile auch in Europa." Zudem erhofft sich der Geschäftsführer vom China-Engagement auch positive Effekte für den deutschen Standort. "Wir werden von den Kenntnissen unserer Partner profitieren und günstiger als bisher Bauteile zukaufen können. Das bringt uns auch hier Vorteile und macht die 450 Arbeitsplätze in Trier sicherer." Dass künftig das deutsch-chinesische Joint-Venture dem Stammhaus Konkurrenz macht, schließt Frank Natus aus. "In unserer Branche erwarten die Auftraggeber, dass die bestellten Schaltanlagen in kürzester Zeit geliefert werden. Ein Schiffstransport von rund sechs Wochen würde uns dabei aus dem Rennen werfen. Wir sind nach China gegangen, um einen weiteren Markt zu erschließen." Inzwischen hat Natus-Baiyun, so der Name des gemeinsamen Unternehmens, in der südchinesischen Metropole die Produktion aufgenommen. Auf rund 4000 Quadratmetern Produktionsfläche stellen zukünftig bis zu 120 Mitarbeiter Schaltanlagen für den chinesischen und asiatischen Markt her. Die Werkhallen sind ebenso wie die Maschinen zunächst gemietet, um die Anfangsinvestitionen im vernünftigen Maß zu halten. In den vergangen Wochen und Monaten wurden zahlreiche Chinesen in Trier geschult - Wolfgang Thömmes, einst Produktionsleiter in Trier, leitet das Joint-Venture in Kanton als General Manager. Frank Natus, der vor wenigen Wochen in China den Vertrag mit den asiatischen Partnern im Beisein des chinesischen Wirtschaftsministers unterschrieben hat, ist gespannt auf die Entwicklung. "Das Perlfluss-Delta um Kanton ist seit Jahren die am schnellsten wachsende Region der Welt." Industrie-Schaltanlagen würden überall benötigt: in Kraftwerken, für die Herstellung von Zement-, Stahl- und Chemieanlagen, alles Industriebereiche, die in China auch in den kommenden Jahren überdurchschnittlich wachsen dürften. Gute Voraussetzungen für das chinesische Engagement.

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