Staatsanwalt wirft Spediteur aus der Eifel Menschenhandel vor

Trier · Seit wenigen Tagen sitzt ein 46-jähriger Spediteur aus der Eifel in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft Trier legt ihm unter anderem mehrfache Nötigung, Betrug, Sozialversicherungsdelikte und Menschenhandel zur Last.

Der Unternehmer aus der Eifel war ein umtriebiger Geschäftsmann: Unternehmen in Luxemburg, in der Eifel, in Tschechien. Doch besonders erfolgreich war der Spediteur nicht. Ein Unternehmen nach dem anderen machte Pleite oder wurde dichtgemacht. Mit dem Gesetz scheint es der 46-Jährige auch nicht so genau genommen zu haben: Der Trierer Leitende Oberstaatsanwalt Jürgen Brauer bestätigte dem TV, dass der Unternehmer kürzlich verhaftet wurde. "In dem auf Antrag der Staatsanwaltschaft Trier erlassenen Haftbefehl des Amtsgerichts Trier werden dem Beschuldigten unter anderem mehrfache Nötigung, Betrug, Sozialversicherungsdelikte und Menschenhandel zum Zwecke der Ausbeutung der Arbeitskraft zur Last gelegt", sagt Brauer.

Zwischen 2008 und 2010 soll der Unternehmer insgesamt 124 Fahrer in Tschechien angeworben haben und sie vorwiegend in Deutschland ohne entsprechende Arbeitserlaubnis eingesetzt haben. Angeblich wurden dann die niedrigen Löhne verzögert oder gar nicht gezahlt.

Beschwerte sich ein Fahrer, soll der Beschuldigte die Männer bedroht haben. Ihm wird weiter vorgeworfen, dass er seine Mitarbeiter genötigt habe, die Transportvorschriften zu missachten und unbezahlte Überstunden zu leisten. "Wer nicht mitmachte, dem soll der Spediteur gedroht haben, ihn ohne Lohn zu entlassen und nicht für dessen Rücktransport nach Tschechien zu sorgen", sagt der Leitende Oberstaatsanwalt.

Außerdem habe der Unternehmer auch keine Sozialversicherungsbeiträge für seine Mitarbeiter abgeführt. Gegenüber den Ermittlern sagten die meisten der Fahrer, sie hätten geglaubt, bei einer tschechischen Firma angestellt zu sein. "Diese Situation haben wir immer wieder", sagt Sigurd Holler von der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Viele osteuropäische Fahrer würden von Unternehmen eingestellt und mit Billiglöhnen abgespeist. Die meisten wüssten nicht einmal, wer ihr Arbeitgeber ist, welche Rechte und welche Pflichten sie haben.

Der beschuldigte Unternehmer aus der Eifel und sein Anwalt hätten sich bisher noch nicht zu den Vorwürfen geäußert, sagt der Leitende Oberstaatsanwalt Jürgen Brauer.

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