Stahlwerk: Wie lange bleibt der Ofen aus?

Trier · Bis spätestens Ende März will Insolvenzverwalter Christoph Schulte-Kaubrügger für das Trie rer Stahlwerk (TSW) mit einem Interessenten handelseinig sein. Dies erklärte der Insolvenzspezialist gestern dem TV nach der Betriebsversammlung. Bis dahin hat das TSW allerdings zunächst keine Aufträge. Gut 200 der 300 Mitarbeiter sind freigestellt.

Trier. Am Mittwochmorgen wurde der Ofen im Trierer Stahlwerk ausgeschaltet, am Abend gingen beim Walzwerk die Maschinen aus. Momentan hat der Dortmunder Insolvenzverwalter keine Aufträge, um die 300 Mitarbeiter im insolventen Stahlwerk weiter zu beschäftigen.
Bei einer Betriebsversammlung wurden die Mitarbeiter über die Lage informiert. Die Arbeitsagentur Trier war mit mehreren Mitarbeitern vor Ort, um die Anträge auf Freistellung zu bearbeiten. Zunächst sind gut 200 Mitarbeiter davon betroffen.
Ein Schuss Hoffnung


Dennoch ist die Ausgangslage für die krisengewohnten Stahlwerker gar nicht so schlecht. Es gibt keine Kündigungen und keinen Sozialplan. Eigentlich läuft noch alles nach Plan. Nun muss der Investor her", sagt IG-Metall-Chef Roland Wölfl.
Der Insolvenzverwalter führt derzeit Gespräche mit "zwei sehr interessanten Investoren aus Europa". Bis spätestens Ende März sollte für eine Übernahme Klarheit bestehen. "Ein solches Stahlwerk kann man nicht unbegrenzt runterfahren. Wachschutz und Versicherungen kosten Geld." Doch in sechs Wochen sollten die Gespräche mit Investoren abgestimmt sein, die Zustimmung der Gläubiger und Banken vorliegen. "Das Stahlwerk braucht wieder einen richtigen Unternehmer", glaubt Schulte-Kaubrügger an den Bestand. "Zwei Interessenten wollen das Werk hier am Standort weiter fortführen", erklärt er.
Auf einen möglichen neuen Besitzer wartet eine motivierte, schlagkräftige Truppe. "Die Mannschaft beim Trierer Stahlwerk ist hoch motiviert. Sie ziehen hier alle an einem Strang", lobt Christoph Schulte-Kaubrügger. So sei es etwa gelungen in der Insolvenzphase, die Produktionsleistung zu erhöhen.
Zwischen Bangen und Hoffen


Für die Mitarbeiter beginnen nun schwierige Wochen. "Ich bin inzwischen seit gut 20 Jahren beim Stahlwerk. Ich habe alle Höhen und Tiefen hier erlebt und so schnell gebe ich auch noch nicht auf", sagt einer der 200 Mitarbeiter, die nun die nächsten Wochen zu Hause bleiben müssen.
Für die Zeit der Freistellung erhalten die Mitarbeiter von der Agentur für Arbeit Arbeitslosengeld. Ihr Anstellungsverhältnis beim Trierer Stahlwerk bleibt aber ungekündigt.
Doch nicht alle Mitarbeiter denken so. "Ich muss jetzt erst mal in Ruhe sehen, wie es weitergeht. Aber wenn ich irgendwo einen Chance auf einen anderen Job sehe, muss ich mir das schon überlegen. Ich verliere ja schon ganz schön viel Geld", sagt ein junger Mitarbeiter.
Für IG-Metall-Chef Roland Wölfl liegt hier auch eine gewisse Gefahr. "Es kann schon passieren, dass sich die jungen guten Leute nach etwas anderem umschauen." Angesichts der guten Arbeitsmarktlage sei es sogar wahrscheinlich, dass die Fachkräfte sehr schnell unterkommen. "Wenn es dann hier weitergeht, wäre es schwierig, neue Leute zu finden. Die Mitarbeiter sind sehr spezialisiert."
Dass es weitergeht, davon ist Wölfl überzeugt. "Nichts anderes macht Sinn, das Werk ist modern, die Leute motiviert, dafür muss sich ein Käufer finden."

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