Steigende Lebensmittelpreise: Erhöhungen müssen beim Bauern ankommen

Trier · Milch, Obst, Getreide - die Preise für Lebensmittel ziehen erstmals seit Jahren wieder großflächig an. Doch was kommt bei den Bauern an? TV-Redakteur Heribert Waschbüsch hat mit dem Präsidenten des Bauern- und Winzerberbandes Rheinland-Nassau, Leo Blum aus Niederbettingen im Vulkaneifelkreis, über die Lage bei den regionalen Erzeugern gesprochen.

 Foto: TV-Archiv/ Klaus Kimmling

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Herr Blum, wie schätzen Sie die Entwicklung auf dem Milchmarkt ein? Aldi erhöht den Milchpreis um vier Cent - was kommt davon beim Bauern an?
Blum: Es muss das Ziel sein, die höheren Abschlüsse möglichst vollständig an die Milchviehbetriebe weiterzugeben.
Die Betriebsmittelkosten für Futter, Düngemittel, Strom und Kraftstoff sind in den vergangenen Jahren stark angestiegen. Zudem sind die Verluste aus der letzten Milchpreiskrise bisher noch nicht ausgeglichen, so dass eine verbesserte Erlössituation unerlässlich ist.
Es ist darüber hinaus notwendig, dass auch die höher veredelten Produkte wie Butter, Käse, Joghurt bei künftigen Verhandlungen im Preis weiter anziehen. Insgesamt zeigt der Milchmarkt eine stabile und notwendigerweise steigende Preistendenz, die jetzt und zukünftig bei den Milchbauern ankommen muss.
Nun trifft das trockene Wetter den gesamten Berufsstand - Milchbauern beim Futter und die Getreidebauern durch vermutlich geringere Ernten...
Blum: Die Erzeugerpreise sind augenblicklich noch stabil, weil sich die Nachfrage nach Getreide zur Zeit nicht erhöht. Wir erwarten aber höhere Preise bei der Ernte, weil von geringeren Erntemengen ausgegangen werden muss.
Dabei spielt aber auch das Ausland eine wichtige Rolle. Geringere Erntemengen und weniger gute Qualitäten bei Importware führen selbstverständlich auch zu höheren Erzeugerpreisen für heimische Marktfrüchte. Es ist aber nicht zu erwarten, dass höhere Preise die Mengeneinbußen kompensieren können.
Es zeichnet sich doch ein erheblicher Ertragseinbruch und auch ein Einkommensrückgang ab.
Wie schätzen Sie mittelfristig die Lage in der rheinland-pfälzischen Landwirtschaft ein?
Blum: Die rheinland-pfälzische Landwirtschaft ist konkurrenz- und leistungsfähig.
Es ist für die Zukunft wichtig, dass die Betriebe wirtschaften können, ohne sich gängeln lassen zu müssen.
Die gut ausgebildeten Unternehmer arbeiten verantwortlich mit ihren Böden und ihren Tieren und der Erhalt und die Weiterentwicklung dieser Wirtschaftsgrundlagen ist oberstes Ziel der Betriebsleiter.
Wenn dies auch seitens der Politik wahrgenommen und akzeptiert wird, sehe ich eine positive Entwicklung für die rheinland-pfälzische Landwirtschaft und für die Strukturen im ländlichen Raum.
Was erwartet und erhofft sich der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau von der neuen Ministerin?
Blum: Wir erwarten, dass die SPD-geführte Landesregierung für eine Kontinuität der bisherigen Agrar- und Weinbaupolitik steht und hoffen auf eine Fortsetzung der bisherigen Förderpolitik zur weiteren Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit sowie der wirtschaftlichen und sozialen Situation unserer bäuerlichen Familienbetriebe und der Menschen im ländlichen Raum.
Im Übrigen gibt es auch zwischen den Grünen und dem Bauern- und Winzerverband einige gemeinsame Schnittmengen: denn auch wir sind zum Beispiel gegen "tierquälerische Massentierhaltung" und lehnen Patente auf Pflanzen und Tiere sowie das Klonen von Tieren ab.
Ebenso liegt uns die Verbesserung der Versorgung mit heimischen Eiweißfuttermitteln am Herzen. Die dringend notwendige Verringerung der Bürokratie fordern wir ja schon seit vielen Jahren.
Sicherlich gibt es auch mit dieser neuen Landesregierung Konfliktpunkte, die sich konkret erst in den nächsten Monaten zeigen werden. Wir gehen allerdings bereits heute davon aus, dass sich die neue Ministerin aufgrund ihres Fachwissens und mit Hilfe ihrer langjährigen politischen Erfahrung mit gleicher Energie und hoffentlich auch gleichem Erfolg für die Interessen unserer rheinland-pfälzischen Landwirtschaft gegenüber der Bundesregierung und den anderen Bundesländern einsetzen wird wie ihr Vorgänger Hendrik Hering.

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