Steka macht in der Branche mächtig Wind

Zemmer · Die ersten Teile für den neuen Windkanal von Daimler in Sindelfingen sind gerade aus der Eifel in Richtung Sindelfingen gerollt. Im Sommer, wenn der Auftrag abgewickelt ist, knallen sicher bei der Firma Steka in Zemmer (Kreis Trier-Saarburg) die Sektkorken.

 Rainer Steffen (links) bespricht mit Horst Hofer, Fertigungsleiter für diesen Windkanal, die Pläne. TV-Foto: Heribert Waschbüsch

Rainer Steffen (links) bespricht mit Horst Hofer, Fertigungsleiter für diesen Windkanal, die Pläne. TV-Foto: Heribert Waschbüsch

Zemmer. Rainer Steffen, Chef der Steka Stahl- und Maschinenbau GmbH in Zemmer, und sein 30-köpfiges Team sind derzeit ganz auf den Stern im Automobilhimmel fokussiert. Das Unternehmen aus der Eifel ist maßgeblich am Neubau eines Windkanals für den deutschen Automobilkonzern tätig.
Trotz des großen Namens des Auftraggebers kein Neuland für Steka. Das Unternehmen hat schon in der Vergangenheit dafür gesorgt, dass den neuen Fahrzeugen der Automobilhersteller der Wind um die Karosserie pfeift. "Audi, BMW, VW, Toyota mit seinen Formel-1-Boliden und General Motors stehen bereits auf unserer Referenzliste", sagt Rainer Steffen.
700 Tonnen Stahl bearbeitet



Seit 1992 baut und montiert die Firma in der Fidei bereits Windkanalteile für Testreihen in Aerodynamik, Klima und Akustik. Erster Kunde war General Motors in Luxemburg. Seither hat das Unternehmen mehr als 15 Kunden der Automobilindustrie oder Zulieferer dazugewonnen und war am Bau verschiedenster Varianten von Windkanälen beteiligt.
Für den neuen Mercedes-Windkanal in Sindelfingen verbaut Steka gut 700 Tonnen Stahl. Das Eifeler Unternehmen ist in dem Gesamtkonzept Windkanal in der Regel für die gesamte Stahlröhre und deren Verlauf zuständig. Turbine und Betonbau liefern andere Firmen zu. "Die 250 Tonnen schwere Düse ist das Herzstück eines solchen Windkanals", erklärt Steffen. Die Düse, eine Konstruktion aus Verrippung und Luftführungsblech, lässt den Wind aus der Turbine auf einer Fläche von 14 mal zehn Meter einfließen, beim Austritt ist die Fläche noch sieben mal fünf Meter groß. So lässt sich die Windgeschwindigkeit innerhalb vom wenigen Metern auf ein Maximum von bis zu 300 Stundenkilometer erhöhen. Trotz dieser enormen Größe und des Gewichts ist hier Millimeterarbeit gefragt. Die kleinste Ungenauigkeit könnte zu Luftverwirbelungen führen.
Deshalb wird der Zustrom der Luft bereits in einer Vorkammer sozusagen geglättet. Die Spezialisten aus der Eifel sind darin europaweit Marktführer. Sie bauen Windkanäle, mit denen sich die Aerodynamik der Fahrzeuge überprüfen lässt, Anlagen, die die entstehenden Fahrgeräusche prüfen und sogar Kanäle, die extreme Wetterbedingungen simulieren, wie eine hohe Sonneneinstrahlung oder extreme Kälte.
"Der Aeroakustik-Windkanal in Sindelfingen wird der weltweit modernste seiner Art sein. Daimler setzt auf den Standort Sindelfingen und investiert dort für den Ausbau entwicklungstechnologischer Kapazitäten mehr als 230 Millionen Euro", erklärt Steffen.
Ein Team von 30 Spezialisten kümmert sich von der Planung über die Fertigung im eigenen Werk bis zur Montage der letzten Schraube vor Ort um die Belange der Kunden. Hauptaugenmerk wird dabei auf die Genauigkeit der Konturen gelegt. Die in Zemmer gefertigten und vorab laservermessenen Teile werden in Einzelteilen mit Schwertransporten zum Bestimmungsort gebracht.
Dort werden sie mit eigenen Fachkräften im Verbund mit Fachplanern, Rohbauern sowie Lieferanten von Spezialkomponenten für Turbine, Kühler und weiteren unzähligen wichtigen Teilen zu einem funktionellen Windkanal montiert. Im Sommer 2013 ist die Anlage betriebsbereit. In der Eifel hofft man bereits auf einen neuen lukrativen Auftrag. Steffen: "Wir haben für Porsche im Sommer dieses Jahres eine Modell-Anlage im Verhältnis 1:10 gebaut. Hier erhoffen wir uns gute Chancen bei der Ausschreibung der Anlage." Auch bei Daimler ging es diesen Weg: erst die Modell-Anlage, dann der Windkanalauftrag. red

Extra

Audi, BMW, Mercedes und die Formel-1-Fahrzeuge von Toyota werden in den Windkanälen aus Zemmer getestet. Auch am Indoor Skydiving Kanal (Fallschirmsimulation) für die Unternehmensgruppe Jochen Schweizer war Steka beteiligt. Der Kanal in Bottrop ist der schnellste der Welt und der höchste Europas. Die Stahl- und Maschinenbaufirma wurde 1979 gegründet, hat 30 Mitarbeiter, drei Azubis und setzt etwa 3,5 Millionen Euro um.

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